Der Range Extender ist kein neues Konzept, gewinnt aber im Kontext der Elektrifizierung des Antriebsstrangs wieder an Bedeutung. Hybridlösungen mit kleiner Batterie und zusätzlichem Verbrennungsmotor sorgen für mehr Reichweite und Zuverlässigkeit – und sichern damit auch weiterhin den Bedarf an klassischen Motorenteilen im Ersatzteilmarkt.
Übergangstechnologie mit Signalwirkung
Der Wandel hin zur Elektromobilität bringt tiefgreifende Umbrüche für den Ersatzteilmarkt. Reine Elektrofahrzeuge reduzieren den Bedarf an Verschleißteilen erheblich. Doch Fahrzeugmodelle mit Range Extender könnte eine Übergangslöse zwischen den beiden Technologien einnehmen.
Die Technologie basiert auf einem kleinen Verbrennungsmotor, der nicht direkt die Räder antreibt, sondern ausschließlich dazu dient, die Batterie während der Fahrt nachzuladen. Damit bleibt die Antriebseinheit elektrisch, während der Verbrenner als Energieerzeuger fungiert. Der Clou: Dieser Zusatzmotor benötigt weiterhin klassische Komponenten – vom Ölfilter über Zündkerzen bis zur Abgasregelung.
Bedeutung für den Aftermarket
Für den Aftermarket bedeutet das eine strategische Verlängerung der Lebensdauer bekannter Produktsegmente. Motorenteile, die im Zuge der Elektrifizierung vom Auslauf bedroht waren, bleiben durch den Einsatz von Range Extendern relevant. Das betrifft nicht nur typische Verschleißteile, sondern auch Sensorik, Steuergeräte und Motormanagement-Systeme.
Im Gegensatz zu vollelektrischen Antrieben entsteht beim Range Extender eine komplexe Mischform, die sowohl elektrisches Know-how als auch klassische Motoreninstandhaltung erfordert. Werkstätten müssen daher in beiden Welten zu Hause sein – was die Nachfrage nach Schulungen, Diagnosetools und modellspezifischem Fachwissen ansteigen lässt. Auch Großhändler profitieren, denn die Bandbreite an Teilen, die bevorratet werden müssen, bleibt breit.
Modelle und Märkte mit Potenzial
Jedoch ist sind in Europa die Modelle mit Range Extender recht überschaubar. Stark sind chinesische Hersteller in Asien. Eine Übersicht finden Sie unter diesen Artikel. Auch im Bereich des Flottenmanagements spielt der Range Extender eine Rolle. Fahrzeuge mit kalkulierbarer elektrischer Reichweite und der Sicherheit eines Verbrenners im Hintergrund sind besonders für Lieferservices, Pflegedienste oder mobile Handwerksbetriebe interessant.
Technische Herausforderungen im Service
Aus technischer Sicht erfordert der Service an Range Extendern eine Mischkompetenz. Die Verbrennungseinheit ist häufig kompakter gebaut, thermisch stärker belastet und technisch anspruchsvoll, da sie meist im optimalen Drehzahlbereich betrieben wird. Die Wartung betrifft also nicht nur den Tausch klassischer Teile, sondern auch die Prüfung von Kühlsystem, Einspritzung und Softwaresteuerung.
Für die Werkstatt bedeutet das: Neue Diagnosepfade, spezifische Ersatzteile und aktualisierte Schulungsinhalte. Teilegroßhändler stehen vor der Herausforderung, solche Nischenprodukte schnell und zuverlässig liefern zu können – ein klarer Wettbewerbsvorteil, wenn Sortiment und Logistik stimmen.
Der Range Extender als Brücke – und als Chance
Die Zukunft gehört dem Elektroantrieb – aber nicht ausschließlich in seiner reinsten Form. Der Range Extender bietet eine praktikable Lösung für spezifische Mobilitätsanforderungen und erhält dabei die Relevanz des Verbrennungsmotors in veränderter Rolle. Für den Aftermarket könnte diese Entwicklung positiv sein: Motorenteile bleiben gefragt, technisches Know-how ist weiterhin gefragt, und Werkstätten können vorhandene Kompetenzen nutzen, ohne den Wandel zu verpassen. Die Brückentechnologie wird nicht ewig bleiben – aber in der Übergangszeit bietet sie echte Marktchancen. Jedoch muss jetzt nur noch die Fahrzeugindustrie mitspielen und auch weitere Modelle mit Range Extender produzieren. Aktuell gibt es jedoch kein starken Ambitionen hiesiger Fahrzeugbauer. Es bleibt also abzuwarten. HARO / Bild BMW
1. BMW
-
BMW i3 REx (Range Extender)
→ Einer der bekanntesten Vertreter. Der i3 REx hatte zusätzlich zum Elektromotor einen 647 cm³ Zweizylinder-Benzinmotor aus einem BMW-Roller, der als Generator arbeitete.
2. Opel / Vauxhall / Chevrolet
-
Opel Ampera / Vauxhall Ampera
→ Europäische Version des Chevrolet Volt. Nutzt einen 1.4-Liter-Benziner als Generator. -
Chevrolet Volt (1. Generation)
→ Eines der ersten Serienfahrzeuge mit E-Antrieb plus Range Extender. -
Chevrolet Volt (2. Generation)
→ Überarbeiteter Antriebsstrang, ebenfalls mit Range Extender.
3. Fisker
-
Fisker Karma
→ Luxus-Hybrid mit Range Extender-Technologie. Nutzt einen 2.0-Liter-Turbo-Benzinmotor, der als Generator dient.
4. Nissan (Kooperation mit Mitsubishi)
-
Nissan Note e-Power
→ In Japan sehr beliebt. Der Benzinmotor treibt nur einen Generator an, der Strom für den E-Motor liefert. -
Nissan Kicks e-Power
→ Crossover mit gleichem Prinzip, u. a. in Asien erhältlich. -
Nissan Serena e-Power
→ Familienvan mit Range Extender-ähnlichem Antrieb.
5. Mazda
-
Mazda MX-30 R-EV
→ Elektroauto mit einem kleinen Wankelmotor als Range Extender. 2023 vorgestellt, erhältlich in Europa.
→ Der Wankelmotor arbeitet ausschließlich als Generator.
6. Geely (China)
-
Lynk & Co 01 EREV / 03 EREV / 08 EREV
→ EREV = Extended Range Electric Vehicle. Elektrofahrzeuge mit Verbrennungseinheit als Generator. -
Zeekr 001 EREV
→ Premium-Stromer der Geely-Marke Zeekr mit Range Extender. -
LEVC VN5 (London Electric Vehicle Company)
→ Transporter mit Range Extender auf Basis eines 1.5-Liter-Volvo-Motors.
7. BYD
-
BYD Qin Pro DM (Dual Mode)
→ In Hybrid- und EREV-Versionen erhältlich. -
BYD Song Plus DM-i
→ Nutzt einen Benziner zur Stromerzeugung, Antrieb erfolgt rein elektrisch.
8. Seres (ehemals SF Motors)
-
Seres SF5 / Seres 5 (je nach Markt)
→ SUV mit Range Extender-Technik, angeboten u. a. in Europa und China.
9. Voyah (Dongfeng Group, China)
-
Voyah Free EREV
→ Premium-SUV mit E-Antrieb und 1.5-Liter-Turbo als Range Extender.
10. Huawei / AITO
-
AITO M5 EREV / M7 EREV
→ Huawei setzt auf Range Extender-Technologie in Partnerschaft mit Seres.