Über der Geschichte von Renault Trucks schwebt seit 1894 der Pioniergeist. Damals haben sich Louis Renault und Marius Berlier zusammengetan, um geeignete Motoren und Getriebe für LKW zu entwickeln. 1923 kam folglich die erste Straßenzugmaschine. Damit begann die Entwicklung von Renault Trucks zum erfolgreichen Hersteller von Nutzfahrzeugen, die über mehr als 100 Jahre von vielen Meilensteinen geprägt war. Der Kreis schließt sich 2019, als der französische Hersteller, der seit 2001 gemeinsam mit der Volvo-Gruppe im Nutzfahrzeugsegment agiert, die Elektromobilität im Bereich der Nutzfahrzeuge etablierte.
Hendrik Schwuchow ist Ingenieur der Fahrzeugtechnik und begleitet bei Renault Trucks als einer von sechs Energy Transition Specialists die Kunden auf ihrem Weg zur CO2-Reduktion. Er gab beim Automotive Talk Köln im Mai hochinteressante Einblicke in die Pläne des Herstellers. „Wir als Renault Trucks haben jetzt die einzigartige Möglichkeit, mit der Elektromobilität und der Wandlung in Richtung alternative Antriebe den Markt erneut so zu prägen, wie es die Pioniere Ende des 19. Jahrhunderts getan haben“.
Renault Trucks: Effizienz entscheidet
Anfang 2025 verließ das 2000. Fahrzeug die Renault-Bänder, es wurden bereits über 49 Millionen Kilometer auf der Straße rein elektrisch bewältigt und dabei über 48.000 Tonnen CO2 eingespart. „Gemeinsam mit Volvo Trucks sind wir mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent Marktführer bei batterieelektrischen Nutzfahrzeugen“, so Schwuchow.
Da man sich den Pariser Klimazielen verpflichtet fühlt, stehen Kraftstoff- und Energieeffizienz ganz oben auf der Strategieliste zur Dekarbonisierung. „Dieselantrieb war 100 Jahre lang die Technologie, die für alles eingesetzt wurde. In Zukunft wird es anwendungsspezifische Bereiche für elektrische oder Wasserstoffantriebe geben, aber der Diesel wird noch lange erhalten bleiben“, so der Ingenieur. Doch Renault Trucks ist der erste OEM, der von 3,1 bis 44 Tonnen Fahrzeuggewicht alles vollelektrisch als Serienprodukt anbieten kann.
Große Schritte in der Batterieentwicklung bei Renault Trucks
Eindrucksvoll zeigte Schwuchow, warum sich Renault Trucks auf elektrische Antriebe fokussiert. Ein Vergleich typischer Alternativ-Antriebe zeigt: Ausgehend von sechs Millionen Kilowattstunden „grün“ erzeugter Energie jährlich, ließen sich damit 16 E-Fuel-Trucks oder 33 Wasserstofffahrzeuge oder 100 E-Trucks betreiben (220 Tage, 170 km täglich). Auch bei der Effizienz liegen die E-Trucks deutlich vorne. So kommen beim E-Fuel-Truck nur 12 Prozent der eingesetzten Energie am Antriebsreifen an, beim Wasserstoffantrieb sind es 23 Prozent, beim E-Truck 65 Prozent.
Zusätzlich steht einer kritischen Betrachtung elektrifizierter Nutzfahrzeuge auch die rasante Entwicklung in der Batterietechnologie entgegen. Diese begann 2020 bei Renault Trucks mit vier 49 kWh Batterien in den Fahrzeugen, der nächste Schritt weitete dies auf vier 66 kWh-Batterien aus. Einsatzgebiete sind die Abfallentsorgung und städtischer Verteilerverkehr. 2023 gab es den nächsten großen Sprung auf 4 x 96 kWh, bevor man mit 6 x 90 kWh den Schritt in den Heavy-Duty-Bereich wagte. „Damit haben wir es geschafft, wirklich jeden Abfallentsorgungs- und städtischen Verteilerverkehr abzudecken und haben die ersten Schritte auch im Baustellenbereich und im regionalen Fernverkehr gewagt“, so Schwuchow.
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Komplettlösung angestrebt
Wichtig für den Einstieg in die E-Mobilität bei Nutzfahrzeugen ist auch, dass sie mit Gleich- und Wechselstrom geladen werden können. „Die Produkte sind da, doch der Wandel hin zur Elektromobilität ist mehr als nur ein Austausch vom Fahrzeug, sondern da gehört deutlich mehr dazu. Und um diese ganze Transformation hinzubekommen, ist uns wichtig, dass wir an der Stelle die Kunden unterstützen, die dieses Projekt mitgehen und das erreichen wir mit unserem 360-Grad-Ansatz“, fährt Schwuchow fort. So gehört zu seinen Aufgaben, die Bedürfnisse und Ziele der Kunden zu ermitteln und spezifisch zu analysieren. Aus Reichweiten- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen folgt die individuelle Konfiguration des Fahrzeugs. Das Ziel ist eine Komplettlösung, die auch die Ladeinfrastruktur und den Aftermarket einschließt. Das Team rund um Hendrik Schwuchow erstellt hier beispielsweise Performance-Berichte, auch um proaktiv Ausfälle zu vermeiden oder schnell zu beheben.
„Zusammen entsteht ein Ökosystem, welches Logistikern oder Fuhrparkleitern einen wirtschaftlichen Betrieb der E-Fahrzeuge ermöglicht“,
erklärt Schwuchow. Dazu zählt auch die Entwicklung von Lösungen zur Ladeinfrastruktur passend zu den jeweiligen Fahrzeugen der Kunden. „Durch unser Team, die Serviceleistungen und unser Full Range 100% Elektro Portfolio haben wir einen ganzheitlichen Lösungsansatz geschaffen. Und damit sind wir einfach in der Lage, für fast jeden Anwendungsbereich für den Kunden Lösungen zu erarbeiten, um den Einstieg in die Elektromobilität zu meistern“, so Schwuchow zum Abschluss seines Vortrages.
Dies war einer von vielen hochinteressanten Vorträgen, die bereits im Rahmen des AMtalks gehalten wurden. Der nächste AMtalk – Automotive Talk Köln steht schon vor der Tür. Jetzt Tickets sichern: www.AMtalk.de DIE