Die Automobilbranche steht vor grundlegenden Veränderungen, die sowohl durch technologische Entwicklungen als auch durch strukturelle Umwälzungen in den Arbeitsprozessen beeinflusst werden. Besonders der Aftermarket, also der Markt für Ersatzteile und Serviceleistungen nach dem Verkauf eines Fahrzeugs, entwickelt sich dynamisch weiter. Syncron, ein führender Anbieter von Lösungen für das Service-Lifecycle-Management (SLM), hat in seiner Studie „Modernizing the Aftermarket“ entscheidende Trends identifiziert. Diese Studie, die auf der Befragung von 600 internationalen Entscheidungsträgern aus den Bereichen Service und Lieferkette basiert, bietet wertvolle Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Aftermarket-Geschäft.
Digitale Transformation im Ersatzteilmanagement: Fortschritte und Hindernisse
Die Einführung digitaler Systeme im Ersatzteilmanagement ist für die Branche von entscheidender Bedeutung. Automatisierungslösungen erleichtern die Verwaltung von Ersatzteilbeständen und verbessern die Effizienz der Lieferketten. Dennoch zeigt die Studie, dass rund ein Drittel der befragten Automobilunternehmen immer noch auf manuelle Prozesse setzt. Dies beeinträchtigt ihre Fähigkeit, flexibel auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und die Lieferketten optimal zu steuern.
Gleichzeitig zeigt sich jedoch ein klarer Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr: Die Zahl der Unternehmen, die vollständig manuelle Prozesse verwenden, ist von 56 % auf 33 % gesunken. Dieser Rückgang signalisiert einen klaren Trend hin zur Digitalisierung in der Automobilbranche. Firmen, die verstärkt auf digitale Prozesse setzen, berichten von einer gesteigerten Transparenz in ihren Daten sowie einer verbesserten betrieblichen Effizienz. Diese Entwicklung ist besonders relevant, da die Kunden im Aftermarket-Bereich zunehmend schnellere und präzisere Lieferungen von Ersatzteilen erwarten.
Moderne digitale Systeme erlauben es, Lagerbestände optimal zu verwalten und Lieferzeiten zu verkürzen. Der Informationsfluss zwischen Herstellern, Händlern und Kunden kann durch diese Technologien erheblich verbessert werden. Dies trägt nicht nur zu einer höheren Kundenzufriedenheit bei, sondern reduziert auch die Betriebskosten und verbessert die Gesamteffizienz der Unternehmen.
Personalmangel als große Herausforderung im Automotive Aftermarket
Ein weiteres zentrales Thema, das die Syncron-Studie beleuchtet, ist der Fachkräftemangel in der Automobilindustrie. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen hat Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Zusätzlich berichten fast ebenso viele, dass die Lücke zwischen den vorhandenen und den benötigten Fähigkeiten in der Belegschaft ein immer drängenderes Problem darstellt.
Diese Situation stellt eine ernsthafte Bedrohung für die operative Effizienz und die Fähigkeit der Unternehmen dar, mit den sich wandelnden Marktanforderungen Schritt zu halten. Die Automobilbranche muss deshalb Maßnahmen ergreifen, um sowohl die bestehenden Fachkräfte weiterzubilden als auch neue Talente zu gewinnen. Investitionen in die Mitarbeiterentwicklung und die Schaffung attraktiver Arbeitsumgebungen sind von entscheidender Bedeutung, um die anhaltende Herausforderung des Fachkräftemangels zu bewältigen.
Besonders wichtig ist es, den Mitarbeitenden die Fähigkeiten zu vermitteln, die für die Bedienung der immer komplexer werdenden digitalen Systeme erforderlich sind. Viele Unternehmen setzen daher auf automatisierte Prozesse, um den Fachkräftemangel abzufedern. Gleichzeitig müssen sie sicherstellen, dass das vorhandene Personal weiterqualifiziert wird, um die Effizienz zu steigern und den Übergang zu neuen Geschäftsmodellen zu erleichtern.
Der Übergang zu ergebnisbasierten Servicemodellen: Ein Blick in die Zukunft
Eine weitere wichtige Entwicklung im Automotive Aftermarket ist der Übergang von traditionellen Geschäftsmodellen hin zu ergebnisbasierten Servicekonzepten. Anstelle des einfachen Verkaufs von Ersatzteilen legen immer mehr Unternehmen den Fokus auf integrierte Dienstleistungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Kunden abgestimmt sind. Dieser Wandel hin zu einer Servitization-Strategie – also der zunehmenden Bedeutung von Dienstleistungen – ist ein klarer Trend.
Laut der Syncron-Studie erwirtschaften mittlerweile mehr als ein Drittel der Unternehmen einen erheblichen Teil ihrer Gewinne durch ergebnisbasierte Servicemodelle. Allerdings stellt die Einführung dieser neuen Geschäftsmodelle viele Firmen vor große Herausforderungen. Ineffiziente Lieferkettenprozesse, unklare Vertragsstrukturen und der Mangel an qualifizierten Fachkräften, die mit den Anforderungen solcher komplexen Systeme umgehen können, sind nach wie vor Hemmnisse auf dem Weg zu einer erfolgreichen Implementierung.
Um diese Modelle erfolgreich umzusetzen, ist es entscheidend, in technologische Lösungen zu investieren, die die Integration von Serviceprozessen ermöglichen. Die Unternehmen müssen darüber hinaus die Kommunikation zwischen OEMs (Original Equipment Manufacturers) und Händlern verbessern. Eine klare Abstimmung der Ziele und eine effiziente Zusammenarbeit sind wesentliche Faktoren, um die angestrebten Serviceziele zu erreichen und den Kunden die besten Ergebnisse zu bieten.
Die Rolle der Intralogistik bei der Effizienzsteigerung
Ein oft unterschätzter Faktor für die Effizienz im Automotive Aftermarket ist die Intralogistik, also die innerbetriebliche Organisation der Lagerung und des Materialflusses. Unternehmen, die ihre Intralogistik optimieren, profitieren von kürzeren Reaktionszeiten, geringeren Lagerkosten und einer verbesserten Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Moderne Lagerlogistiksysteme und automatisierte Lagersysteme spielen dabei eine Schlüsselrolle. Diese Systeme helfen dabei, Lagerbestände in Echtzeit zu überwachen, die Nachbestellung von Teilen automatisch auszulösen und den Warenfluss effizient zu steuern.
Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big Data können Unternehmen präzise Vorhersagen über den Bedarf an bestimmten Ersatzteilen treffen und so Engpässe oder Überschüsse vermeiden. Eine gut funktionierende Intralogistik trägt somit maßgeblich zur Wertschöpfungskette bei, indem sie die Verfügbarkeit von Produkten sicherstellt, die Lieferzeiten verkürzt und gleichzeitig die Kosten senkt. Unternehmen, die diesen Bereich modernisieren, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend anspruchsvollen Markt.
Fazit
Die Syncron-Studie zeigt klar, dass die Automobilbranche im Bereich des Aftermarket vor großen Herausforderungen steht, gleichzeitig aber auch immense Chancen bietet. Der anhaltende Fachkräftemangel, die Notwendigkeit der digitalen Transformation und der Wandel hin zu ergebnisbasierten Geschäftsmodellen sind nur einige der drängenden Themen, denen sich die Unternehmen stellen müssen.
Die Einführung von digitalen Technologien, die gezielte Weiterbildung der Belegschaft und die Optimierung der Lieferketten werden in den kommenden Jahren entscheidend für den Erfolg sein. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Entwicklungen reagieren, können ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und sich erfolgreich im dynamischen Marktumfeld positionieren.
Der Automotive Aftermarket bietet dabei auch langfristig viel Potenzial für Wachstum und Innovation. Mit dem Übergang zu Servitization und einer stärkeren Fokussierung auf Dienstleistungen werden Unternehmen, die ihre Strategien entsprechend anpassen, in der Lage sein, nachhaltige und profitable Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Herausforderungen sind groß, doch ebenso groß sind die Möglichkeiten für Unternehmen, die bereit sind, diese Veränderungen anzunehmen. Quelle: Syncron