Wie Caruso den Aftermarket fit für softwaredefinierte Fahrzeuge macht

Veröffentlicht am 16.06.2025
Softwaredefinierte Fahrzeuge revolutionieren den Mobilitätssektor – und damit auch den Independent Aftermarket. Doch ohne hochwertige Daten bleibt das Potenzial ungenutzt. Caruso liefert als führender Datenmarktplatz standardisierte Fahrzeugdaten direkt aus vernetzten Autos. Der Beitrag zeigt, wie verlässliche Connected-Car-Daten neue Geschäftsfelder wie Remote-Diagnose, Unfallbenachrichtigung und Flottenmanagement ermöglichen – und warum der Aftermarket jetzt handeln muss, um zukunftsfähig zu bleiben.
 

Vernetzte Fahrzeuge liefern täglich Milliarden an Datensätzen – und diese sind längst nicht mehr nur OEMs vorbehalten. Caruso, gegründet 2017, hat sich als führender Datenmarktplatz für den unabhängigen Kfz-Ersatzteilmarkt etabliert. Die Plattform stellt standardisierte Fahrzeugdaten aus über 30 Marken bereit und deckt mehr als 90 % der europäischen Connected-Car-Flotte ab. Doch der wahre Wert liegt nicht allein im Zugang zur Datenbasis, sondern in ihrer intelligenten Nutzung für praxisrelevante Anwendungsfälle. Marina Ribke, Managing Director von Caruso und CDTO von TecAlliance referierte bei der Clepa Aftermarket Konferenz 2025.


Softwaredefinierte Fahrzeuge verändern den Independent Aftermarket

Die zunehmende Digitalisierung im Fahrzeugbau führt zu einer exponentiellen Datenverfügbarkeit. Neue Fahrzeuggenerationen sind ab Werk digital vernetzt und generieren kontinuierlich Zustands- und Nutzungsdaten. Diese Entwicklung eröffnet für den Aftermarket neue Perspektiven – gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen im Zugang, in der Standardisierung und in der Wirtschaftlichkeit der Datenverarbeitung.

Caruso hat sich genau dieser Aufgabe verschrieben: Als branchengetragene Plattform werden Fahrzeugdaten markenübergreifend gesammelt, vereinheitlicht und über eine zentrale Schnittstelle zugänglich gemacht. Aktuell werden über 300 standardisierte Datenpunkte unterstützt – darunter Informationen zu Kilometerstand, Tankfüllung, Fehlerspeichern oder Unfalldetektion.

Use Cases: Von der Unfallmeldung bis zur Remote-Diagnose

Für Werkstätten, Flottenbetreiber und Versicherer ergeben sich aus den vernetzten Fahrzeugdaten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Im Zentrum steht die Realisierung konkreter Use Cases, etwa:

  • Unfallbenachrichtigung in Echtzeit: Erkennt ein Fahrzeug eine Kollision, kann automatisch eine Meldung an Werkstätten oder Versicherer erfolgen – inklusive Standort und Fahrzeugdaten.
  • Remote-Diagnose: Fehlercodes und Zustandsmeldungen lassen sich ohne physische Schnittstelle auslesen. Die Fahrzeugdaten fließen direkt in cloudbasierte Diagnoseanwendungen.
  • Flottenmanagement: Echtzeitdaten zu Fahrverhalten, Wartungsbedarf oder Ladezustand (bei E-Fahrzeugen) ermöglichen eine effiziente und vorausschauende Fahrzeugverwaltung.

Ein zentrales Element der Caruso-Strategie sind sogenannte „Connected Vehicle Field Tests“. Dabei wird geprüft, welche Daten tatsächlich aus den Fahrzeugen verfügbar sind und in welcher Qualität. Der Fokus des letzten Tests lag auf der Fern-Diagnosefähigkeit. Erste Ergebnisse zeigen: Vor allem BMW und Mercedes liefern derzeit verlässliche Remote-Daten für den Aftermarket. Andere OEMs sind technisch dazu fähig, stellen die Daten jedoch bislang nicht zur Verfügung.

Standardisierung als Schlüssel zur Marktdurchdringung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Caruso liegt in der technischen Harmonisierung. Denn Fahrzeugdaten variieren je nach Hersteller erheblich in Format, Umfang und Aktualität. Die Caruso-Plattform sorgt für einen einheitlichen Zugang, reduziert Komplexität und schafft Investitionssicherheit für Datenanwender.

Die Herausforderung besteht jedoch nicht nur in der Technik, sondern auch im Mindset. Viele OEMs verfolgen nach wie vor eine restriktive Datenpolitik. Für eine funktionierende Datenökonomie im Mobilitätssektor braucht es jedoch Offenheit und Kooperationsbereitschaft. Caruso verfolgt deshalb einen co-kreativen Ansatz und arbeitet eng mit Werkstätten, Versicherern und Flottenbetreibern zusammen, um gemeinsam datengestützte Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Wirtschaftlichkeit und ROI im Fokus

Ein häufiger Einwand gegenüber der Nutzung von Fahrzeugdaten im Aftermarket betrifft die Kosten. Die Preise für OEM-Datenzugänge sind nicht einheitlich und stellen eine Hürde dar – besonders für kleine und mittelständische Betriebe. Caruso setzt deshalb auf transparente Modelle und partnerschaftliche Entwicklung. Entscheidend ist laut Unternehmensführung jedoch nicht der Preis allein, sondern die Fähigkeit, echten Mehrwert aus den Daten zu generieren. Wer Use Cases identifiziert und erfolgreich umsetzt, kann die Investitionen amortisieren und langfristig Wettbewerbsvorteile erzielen.


Daten allein genügen nicht – der Aftermarket muss handeln

Connected-Car-Daten sind verfügbar – in großer Menge und dank Plattformen wie Caruso auch in hoher Qualität. Doch die eigentliche Herausforderung liegt im nächsten Schritt: der Umsetzung konkreter Anwendungen. Der Aftermarket verfügt über das Know-how und die Nähe zum Endkunden, um datenbasierte Services zu etablieren. Voraussetzung dafür ist allerdings die Bereitschaft zur Innovation und zur Zusammenarbeit. Denn nur wer jetzt Use Cases entwickelt und testet, wird langfristig vom Potenzial softwaredefinierter Fahrzeuge profitieren. HAR

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