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Wie Zulieferer Ihre Aftermarket-Strategie überdenken

Veröffentlicht am 19.11.2024
Originalausrüstungslieferanten (OES) stehen in der Automobilbranche vor der komplexen Aufgabe, sich sowohl im OEM- als auch im IAM-Markt zu behaupten. Während technologische Veränderungen wie die Elektrifizierung neue Anforderungen an ihre Produktentwicklung stellen, prägt im Independent Aftermarket ein intensiver Preisdruck das Geschäft. Die Wahl zwischen der Unterstützung von OEMs und der Erschließung unabhängiger Märkte erfordert sorgfältige strategische Abwägungen. Die Anpassung an technologische Innovationen, die Nutzung von Private-Label-Strategien und der Aufbau direkter Kundenbeziehungen bieten Lösungsansätze, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein.
 

Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel, und Originalausrüstungslieferanten (OES) sehen sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Marktstrategien anzupassen. Zwei zentrale Märkte stehen dabei im Fokus: der OEM-Markt (Original Equipment Manufacturer), der durch langfristige Partnerschaften geprägt ist, und der IAM-Markt (Independent Aftermarket), der vor allem von Preisdruck und Konkurrenz dominiert wird. Diese „Zwei-Welten-Herausforderung“ zwingt die OES, innovative Ansätze zu entwickeln, um ihre Marktposition zu behaupten.


Technologischer Wandel und die Auswirkungen auf die Zulieferer

Die Elektrifizierung des Automobilmarktes verändert die Anforderungen an OES grundlegend. Elektronische Komponenten und softwaregesteuerte Systeme gewinnen an Bedeutung, während mechanische Teile an Relevanz verlieren. Für Zulieferer, die traditionell auf Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, bedeutet dies eine notwendige Neuausrichtung. Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie der Aufbau neuer Kompetenzen sind unverzichtbar, um Produkte für elektrische und autonome Fahrzeuge anbieten zu können. Der Fokus verschiebt sich hin zu Sensoren, Batteriesystemen und softwaregesteuerten Modulen.

Gleichzeitig ist der IAM-Markt durch eine wachsende Konsolidierung der unabhängigen Teilehändler geprägt, die eine starke Preisdruck auf die OES ausüben. Die OES müssen in diesem hart umkämpften Umfeld bestehen, indem sie mit qualitativ gleichwertigen oder preisgünstigeren Ersatzteilen konkurrieren. Lesen Sie mehr:

Herausforderung im Independent Aftermarket

Im IAM-Markt sehen sich OES einem intensiven Wettbewerb ausgesetzt. Insbesondere Private-Label-Produkte setzen etablierte Marken unter Druck, da sie preislich attraktiver sind und von großen Teilehändlern bevorzugt angeboten werden. Die Konsolidierung bietet Händlern die Möglichkeit, eigene Marken zu etablieren, während OES mit dem Risiko sinkender Margen kämpfen. Lesen Sie auch: Konsolidierungswege für Teilehändler

Um im IAM erfolgreich zu sein, streben einige OES eine stärkere direkte Zusammenarbeit mit unabhängigen Reparaturwerkstätten an. Sie bieten technische Unterstützung online oder über Callcenter an und versuchen, direkte Beziehungen zu diesen Werkstätten aufzubauen. Dies untergräbt teilweise die Verhandlungsmacht der Teilehändler, kann jedoch die Markenpräsenz und Kundenbindung stärken.

Neue Chancen durch Kooperationen im Aftermarket

Mögliche Strategien für Zulieferer:

Insgesamt ist es wahrscheinlich, dass viele OES eine Wahl zwischen den OEM- und IAM-Routen treffen müssen, da beide erhebliche Investitionen erfordern und in gewisser Weise gegeneinander arbeiten.


  1. Stärkung der Beziehungen zu OEMs
    OES können von einer erhöhten Retention Rates von Fahrzeughalter zu Vertragswerkstätten profitieren, insbesondere bei Elektrofahrzeuge. Der Verkauf von OE-Teilen über markengebundene Kanäle und die Unterstützung der OEMs bei Serviceplänen und erweiterten Garantieprogrammen können sichern Marktanteile im OEM-Aftermarket.
  2. Entwicklung von Private-Label-Strategien
    Die Einführung eigener Marken ermöglicht es OES, sich auch auf den preissensiblen IAM-Markt einzustellen. Ein duales Angebot aus Premium- und Eigenmarken kann dabei helfen, verschiedene Kundensegmente zu bedienen und Margen zu optimieren und die Verhandlungsposition gegenüber den Teilehändler stärken.
  3. Direktvertrieb und digitale Präsenz
    Die direkte Vermarktung über Online-Plattformen bietet eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von Zwischenhändlern zu reduzieren. Der Aufbau einer starken logistischen Infrastruktur und die Bereitstellung von Kundenservices sind jedoch essenziell, um diesen Ansatz erfolgreich umzusetzen.
  4. Technologische Unterstützung für unabhängige Werkstätten
    Technische Schulungen und E-Learning-Angebote stärken die Beziehung zwischen Aftermarket Marken und freien Werkstätten. Marken wie Schaeffler und Diesel Technic nutzen bereits digitale Kanäle wie YouTube, um Wissen zu verbreiten und ihre Markenpräsenz zu fördern.
  5. Anpassung an regulatorische Anforderungen
    Die Einhaltung von Vorschriften im Bereich der Elektrifizierung und Nachhaltigkeit ist entscheidend, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. OES müssen ihre Produktentwicklung entsprechend anpassen.

Zukunftsperspektiven für Zulieferer im Aftermarket

Die Wahl zwischen OEM- und IAM-Märkten ist eine strategische Entscheidung, die langfristige Auswirkungen auf die Position von OES im Automobilsektor haben wird. Eine ausgewogene Herangehensweise, die Partnerschaften stärkt und gleichzeitig neue Marktchancen nutzt, kann den Grundstein für nachhaltiges Wachstum legen. Die Kombination aus technologischem Fortschritt, direkter Kundeninteraktion und innovativen Geschäftsmodellen bietet dabei das Potenzial, sowohl kurzfristige Herausforderungen zu bewältigen als auch langfristige Erfolge zu sichern.  HARC / Mid

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