Der freie Teilegroßhandel wächst weiterhin – und das in einem wirtschaftlich durchwachsenen Umfeld. Mit 3,1 % Umsatzplus auf Großhandelsebene nach drei Quartalen zeigt sich der unabhängige Kfz-Aftermarket als konjunkturell stabiler Bereich. Gleichzeitig bleibt die Werkstattauslastung hoch, auch wenn die Zahl der Beschäftigten rückläufig ist. Entwicklungen auf internationalen Märkten, der Rückgang bei Vertragswerkstätten und die Bedeutung der freien Werkstatt als Partner rücken zunehmend in den Fokus.
3,1 % Wachstum im Teilegroßhandel
Trotz geopolitischer Herausforderungen und gedämpfter Exportentwicklung – etwa durch rückläufige Zahlen aus China und den USA – konnte der freie Teilegroßhandel in Deutschland im bisherigen Jahresverlauf zulegen. Das Wachstum von 3,1 % auf Großhandelsebene unterstreicht die Stabilität des Markts, auch wenn es im Vergleich zum Vorjahr moderater ausfällt. Im Branchenvergleich steht der Aftermarket damit weiterhin gut da – insbesondere, da andere Sektoren mit Rückgängen zu kämpfen haben.
Auch wenn diese Zahl nicht direkt auf die gesamte Volkswirtschaft übertragbar ist, zeigt sie doch, dass sich der Kfz-Aftermarket als „Fels in der Brandung“ behauptet. Als Gründe dafür gelten die hohe Fahrzeuginstandhaltung in alternden Fuhrparks, eine stabile Nachfrage im Servicegeschäft sowie das Vertrauen der Endkunden in unabhängige Werkstätten.
Werkstattauslastung weiterhin hoch – trotz sinkender Mitarbeiterzahlen
Die Werkstattauslastung bleibt erfreulich hoch – sowohl bei markengebundenen als auch bei freien Betrieben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass dieser Wert im Verhältnis zur rückläufigen Mitarbeiterzahl steht. Wo früher durchschnittlich 3,7 Beschäftigte in einer Werkstatt arbeiteten, sind es mittlerweile nur noch 3,4. Das bedeutet: Die vorhandenen Mitarbeiter sind stärker ausgelastet als zuvor.
Diese Entwicklung hat zwei Seiten. Einerseits signalisiert sie eine stabile bis steigende Auftragslage. Andererseits führt der Fachkräftemangel zu einer strukturellen Belastung in den Betrieben. Der Bedarf an qualifiziertem Personal bleibt hoch – insbesondere vor dem Hintergrund technologischer Entwicklungen und zunehmender Anforderungen bei Diagnose und Reparatur.
Vertrauen in die freie Werkstatt auf Rekordniveau
Bemerkenswert ist die gestiegene Akzeptanz und das Vertrauen der Endkunden in freie Werkstätten. Der aktuelle Vertrauenswert ist so hoch wie nie zuvor. Diese Entwicklung ist Ausdruck der konstant hohen Servicequalität und Verlässlichkeit freier Betriebe – und spricht für eine stabile Kundenbindung jenseits des herstellergebundenen Werkstattnetzes.
Ein wesentlicher Faktor für diesen Trend ist die zunehmende Professionalisierung im freien Bereich. Investitionen in moderne Diagnosetechnik, gut ausgebildete Mitarbeiter und ein flexibles Serviceangebot zahlen sich aus. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit setzen viele Endkunden auf kostenbewusste, aber gleichzeitig kompetente Partner – was die freie Werkstatt attraktiv macht.
Rückgang bei Vertragswerkstätten: Chancen für den freien Markt
Parallel zur positiven Entwicklung im freien Werkstattmarkt ist ein langfristiger Rückgang bei Vertragswerkstätten zu beobachten. Dieser Rückgang ist Teil eines umfassenden Konsolidierungsprozesses im Autohandel, der auch das Servicenetz der Fahrzeughersteller betrifft. Ehemalige Vertragsbetriebe nutzen den Kanal des Teilegroßhandels um Ersatzteile. Insbesondere am Anfang des Wechsels in den IAM sind die Fahrzeuge der Kundenbasis überwiegend im jüngeren Alterssegment.
Teilevertrieb an Vertragswerkstätten durch den Teilegroßhandel
Ein interessanter Aspekt betrifft den Anteil der Vertragswerkstätten am Umsatz der freien Teilehändler. Dieser liegt im einstelligen Prozentbereich und zeigt eine rückläufige Tendenz. Grund dafür sind die zunehmenden Regulierungen durch Fahrzeughersteller. Im Rahmen des Agenturmodells und durch die Einbindung von Quoten und zentralen Einkaufsplattformen wird der freie Bezug von Teilen durch Vertragswerkstätten deutlich erschwert.
Daher sinkt die Bereitschaft – oder auch schlicht die Möglichkeit – von Vertragsbetrieben, ihre Teileversorgung über den freien Markt zu organisieren. Für den unabhängigen Teilehandel bedeutet das eine zunehmende Fokussierung auf das Kerngeschäft mit freien Werkstätten, aber auch die Notwendigkeit, sich strategisch gegen Markteinengungen durch Herstellerinteressen zu behaupten.
PHEV-Zulassungen steigen – ökologisch und ökonomisch fragwürdig
Ein Blick auf die Neuzulassungszahlen zeigt ein leichtes Plus von einem Prozent im Pkw-Bereich zum Stand Ende Oktober. Besonders auffällig ist dabei der Anstieg bei den Plug-in-Hybriden (PHEV). Diese Entwicklung ist allerdings weniger ein technologischer Fortschritt als eine Folge steuerlicher Anreize – vor allem bei Dienstwagen.
Trotz Förderung fahren viele dieser Fahrzeuge überwiegend mit dem Verbrennungsmotor. Der elektrische Fahranteil bleibt in der Praxis gering. Das bedeutet: Weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht ergibt sich ein echter Nutzen. Vielmehr handelt es sich um eine staatlich geförderte Scheinlösung, die in der Gesamtrechnung teuer und ineffizient ist. Bereits jetzt steht fest, dass die Förderung dieser Antriebstechnologie auslaufen wird.
Fazit: Stabile Entwicklung bei strukturellem Wandel
Der freie Kfz-Aftermarket zeigt sich auch im dritten Quartal 2025 stabil und wachstumsstark. Die hohe Auslastung der Werkstätten, das steigende Vertrauen in freie Betriebe sowie strukturelle Veränderungen wie der Rückgang bei Vertragswerkstätten. Gleichzeitig wird deutlich: Der Arbeitskräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung. Um die positive Entwicklung langfristig zu sichern, sind Investitionen in Ausbildung, Technik und Servicekompetenz unerlässlich. Strategisch bietet der Markt weiterhin Potenzial – vor allem für diejenigen, die sich flexibel und zukunftsorientiert aufstellen. Q: GVA Konferenz
FAQ
Wie hoch ist das aktuelle Wachstum im freien Teilegroßhandel?
Das Wachstum liegt bei 3,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Nach dem dritten Quartal 2025 verzeichnet der freie Teilegroßhandel ein Plus von 3,1 %. Diese Zahl unterstreicht die Stabilität des Markts, auch wenn das gesamtwirtschaftliche Umfeld von Unsicherheiten geprägt ist.
Wie entwickelt sich die Auslastung in Kfz-Werkstätten?
Die Auslastung ist weiterhin hoch, trotz rückläufiger Mitarbeiterzahl.
Der Trend zur hohen Auslastung bleibt bestehen. Allerdings verteilt sich die Arbeit auf weniger Personal, was die Belastung für einzelne Beschäftigte erhöht. Fachkräftemangel wird zum strukturellen Problem.
Warum steigt das Vertrauen in freie Werkstätten?
Weil sie als zuverlässig und kompetent wahrgenommen werden. Die Kunden schätzen freie Werkstätten aufgrund ihrer Flexibilität, Preis-Leistung und Servicequalität. Investitionen in Technik und Personal stärken zusätzlich die Marktposition der freien Betriebe.
Wie verändert sich der Teilevertrieb vom Teilegroßhandel an Vertragswerkstätten?
Der Anteil ist rückläufig, liegt im einstelligen Bereich. Durch stärkere Bindung an die Fahrzeughersteller und das Agenturmodell sinkt die Möglichkeit für Vertragswerkstätten, Teile über den freien Markt zu beziehen. Dies führt zu einem wachsenden Fokus auf den freien Werkstattbereich im Teilehandel.

