Im RFID Ecosystem Village der Autopromotec 2025 dreht sich alles um die Möglichkeiten, die RFID-Technologie für das Reifenmanagement eröffnet. Acht Aussteller aus unterschiedlichen Bereichen der Reifen- und Werkstattausrüstung demonstrieren vor Ort, wie sich durch die Integration von RFID die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienz über den gesamten Lebenszyklus eines Reifens verbessern lassen. Die Initiative stellt zudem dar, wie RFID als interoperabler Standard künftig die Basis für den digitalen Produktpass bildet, der als neuer Marktstandard angestrebt wird.
RFID-Technologie als Baustein für den digitalen Produktpass
RFID-Tags ermöglichen es, Reifen mit einer individuellen Kennung zu versehen. Diese eindeutige Identifizierung schafft die Grundlage für eine digitale Dokumentation aller relevanten Reifendaten und erleichtert den Datenaustausch zwischen Herstellern, Werkstätten, Händlern und Recyclingbetrieben. Die Global Data Service Organisation (GDSO) arbeitet an der Entwicklung eines international nutzbaren Standards, der sicherstellt, dass Reifendaten herstellerübergreifend genutzt werden können. Das RFID Ecosystem Village macht diese Vision greifbar und zeigt, wie ein standardisiertes Ökosystem den Weg für die digitale Transformation der Reifenbranche ebnet.
Die Demonstrationen auf der Autopromotec machen sichtbar, wie RFID in verschiedenen Prozessen eingesetzt werden kann. Michelin stellt neue Reifen mit integrierten RFID-Tags vor, die vom Produktionsprozess bis hin zum Recycling nahtlos verfolgt werden können. ATEQ bringt ein tragbares Diagnosegerät mit, das Reifendaten direkt aus RFID-Tags ausliest und so TPMS-Operationen optimiert. Corghi zeigt ein dynamisches Prüfsystem, das ohne manuelle Eingaben eine sofortige Analyse von Reifen- und Fahrwerksdaten ermöglicht.
Devel präsentiert eine Montiermaschine, die mithilfe von RFID automatisch die richtigen Parameter für den jeweiligen Reifen einstellt. FASEP demonstriert eine innovative Radauswuchtmaschine mit RFID-Lesefunktion, die Reifendaten während der Arbeit verarbeitet und dadurch für effiziente Abläufe sorgt. Innovando hebt hervor, wie RFID die Rückverfolgbarkeit von Altreifen erleichtert und zusätzliche Informationen wie Gewicht und Klassifizierung automatisch dokumentiert. REGOM wiederum nutzt RFID-gestützte Systeme in Kombination mit KI, um Altreifen effizient zu sortieren und den Recyclingprozess zu optimieren.
Zukunftsperspektiven für die Reifenbranche
RFID-Technologie verbindet digitale Informationen mit physischen Produkten und legt damit den Grundstein für neue Anwendungen wie den digitalen Produktpass, automatisierte Werkstattprozesse und eine effiziente Kreislaufwirtschaft. Das RFID Ecosystem Village veranschaulicht, wie wichtig standardisierte Lösungen sind, um die Zusammenarbeit zwischen Reifenherstellern, Werkstätten, Logistikpartnern und Recyclingbetrieben zu verbessern.
Die Konferenz „The RFID Ecosystem in tyres“, die am 21. Mai stattfindet, bietet zusätzliche Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und gibt Raum für Diskussionen über zukünftige Trends und Herausforderungen im digitalen Reifenmanagement.
RFID als Brücke zwischen digitaler und physischer Welt
Die Integration von RFID-Technologie in den Reifen ist ein Beispiel dafür, wie physische Produkte mit digitalen Daten verknüpft werden können. Jedes RFID-Tag im Reifen fungiert als digitales „Etikett“, das Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Produkts speichert – von der Fertigung bis zur Wiederverwertung. Diese Daten begleiten den Reifen bei jedem Schritt und eröffnen neue Möglichkeiten: Werkstätten erhalten exakte Informationen zur Identität und Historie eines Reifens, Logistikunternehmen können Lieferketten lückenlos dokumentieren, und Recycler profitieren von einer präzisen Klassifizierung ausgedienter Reifen. RFID wird so zum Bindeglied zwischen der physischen Realität und digitalen Prozessen.
Für Werkstätten bedeutet die RFID-Technologie einen deutlichen Zugewinn an Effizienz. Reifen können bereits bei der Annahme automatisch erkannt und erfasst werden, ohne dass manuelle Scans oder visuelle Prüfungen notwendig sind. Systeme wie das Rapide Go von Corghi zeigen, wie sich Prüfschritte automatisieren und beschleunigen lassen – von der Geometrievermessung bis zur Erfassung der Reifendaten. Werkstattprozesse werden transparenter, fehleranfällige manuelle Eingaben reduziert, und die Mitarbeiter erhalten digitale Arbeitsblätter, die alle relevanten Informationen enthalten. Damit wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Qualität der Arbeit gesteigert.
Nachhaltigkeit durch digitale Rückverfolgbarkeit
Die Rückverfolgbarkeit von Reifen ist ein entscheidender Faktor für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. RFID ermöglicht es, den gesamten Lebenszyklus eines Reifens digital zu dokumentieren – von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Wiederverwertung. Unternehmen wie Innovando und REGOM zeigen, wie diese Technologie den Recyclingprozess optimiert: Altreifen werden nicht mehr pauschal erfasst, sondern anhand individueller Daten präzise sortiert und analysiert. So lässt sich nicht nur der Materialwert besser ausschöpfen, sondern auch die gesetzeskonforme Entsorgung effizienter gestalten. RFID unterstützt somit aktiv die Ziele einer ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Reifenwirtschaft.
Die Einführung von RFID-Technologie in der Reifenbranche ist ein langfristiges Projekt, das enge Kooperationen erfordert. Einheitliche Standards, wie sie durch die Arbeit der GDSO geschaffen werden, sind dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Auch müssen Unternehmen in digitale Infrastruktur investieren und Prozesse anpassen, um das volle Potenzial der Technologie auszuschöpfen. Die Autopromotec 2025 bietet mit dem RFID Ecosystem Village einen wichtigen Impuls, doch die Umsetzung in der Breite wird noch Zeit benötigen. Langfristig bietet RFID jedoch die Chance, die Reifenbranche resilienter, nachhaltiger und effizienter zu machen – ein Ziel, das angesichts wachsender regulatorischer Anforderungen und des steigenden Umweltbewusstseins zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Fazit
Die Präsentationen im RFID Ecosystem Village zeigen, wie RFID-Technologie nicht nur einzelne Arbeitsschritte vereinfacht, sondern die gesamte Wertschöpfungskette des Reifens digital vernetzt. Von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Verwertung und dem Recycling – RFID-Daten ermöglichen eine umfassende Transparenz, die Effizienzsteigerungen, nachhaltiges Wirtschaften und neue digitale Services unterstützt. Für die Reifenbranche ist RFID mehr als eine technologische Ergänzung: Es ist ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Industrie. Quelle: Autopromotec