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Welt-Automobilabsatz stieg 2016

Veröffentlicht am 10.03.2017

Welt-Automobilabsatz stieg 2016 um 5 Prozent auf 94 Mio. Fahrzeuge: Statement von OICA-Präsident Matthias Wissmann anlässlich der OICAPressekonferenz am Mittwoch, 08.03.2017, auf dem Genfer Autosalon. OICA ist der Weltautomobilverband mit 39 Mitgliedern aus allen Kontinenten. Die Mitglieder sind jeweils Verbände, darunter auch der europäische Automobilverband ACEA. Alle wichtigen OEM und Marken aus den europäischen Ländern, aus Russland, den USA, China, Korea, Japan und Indien sind über ihre nationalen Organisationen in OICA vertreten.


Weltautomobilmarkt wächst weiter

Der Wunsch nach individueller Mobilität steigt weltweit. Das zeigt der Blick auf die Märkte. Zugleich verändern sich die Wünsche der Kunden. Stichworte hierfür sind Elektromobilität und Digitalisierung. Ohne Zweifel trägt die Automobilindustrie zu Wachstum und Wohlstand in vielen Ländern bei. Und die Digitalisierung macht den Straßenverkehr noch sicherer. Aber auch die Herausforderungen nehmen zu. Industriepolitik und Umweltpolitik brauchen eine neue Balance – in vielen Ländern und Regionen.

Die Bedeutung von Freihandel für die internationale Automobilindustrie

Zu den Handelsfragen: Auch wenn die OEM untereinander im Wettbewerb stehen, so ist doch das globale OICA-Dach notwendig. Denn: Die Automobilindustrie ist weltweit Schlüsselbranche. Das gilt für die Industrieländer ebenso wie für Emerging Countries. Nicht nur das Beispiel China zeigt: Wirtschaftliches Wachstum ist stets eng verknüpft mit einem Wachstum des Automobilmarktes. Dies gilt entsprechend auch für die Automobilproduktion. Da es kein Land gibt, das seine automobile Nachfrage vollständig aus eigener Fertigung bedient – und jedes Land mit eigener Produktion das Ziel hat, seine Exporte zu steigern, sind Marktzugang und der Abbau von Handelshemmnissen von zentraler Bedeutung für weltweites Wachstum. Ob Nord- oder Südamerika, ob Europa oder Asien: Eine Produktion vor Ort ist mittel- und langfristig nur dann sinnvoll, wenn Exportmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden. Und das gilt natürlich auch für die gesamte Wertschöpfungskette: Effiziente Automobilwirtschaft benötigt ein weltweites Lieferantensystem. Deshalb spricht sich OICA auch klar für offene Märkte aus.

Alle Hersteller haben heute eine länderübergreifende Wertschöpfungskette. Rund 75 Prozent der Wertschöpfung eines Autos kommt von Zulieferern – aus vielen Ländern. Wir müssen daher alles daran setzen, immer offenere Grenzen zu haben. Wirtschaftlich sinnvolle Produktion ist langfristig nur dann möglich, wenn die globalen Wertschöpfungsketten effizient genutzt werden können. Das Ganze geschieht zum Wohle der Beschäftigten an den jeweiligen Standorten und zum Wohle der Kunden, die modernste Produkte von hoher Qualität zu wirtschaftlichen Preisen wünschen und erhalten.

Weil wir Wachstum und Beschäftigung weltweit weiter steigern wollen, sprechen wir uns für freien Handel und offene Märkte aus. Wie notwendig dieses Plädoyer für Freihandel ist, zeigt die Tatsache, dass heute die WTO mehr als 2.200 Verstöße gegen Prinzipien des freien Handels auflistet.

Noch ein weiterer Punkt ist wichtig: OICA setzt sich für die weltweite Harmonisierung von technischen Regelungen ein. Und das aus gutem Grund: In einem weltweiten Automobilmarkt macht es wenig Sinn, wenn für jede einzelne Region besondere Technikvorgaben gelten. Unterschiedliche technische Regelungen für die Zulassung von Fahrzeugen verteuern das Produkt, erschweren das Geschäft für die Hersteller und sind auch für den Kunden nicht von Vorteil. Bei Gleichwertigkeit technischer Regelungen kommt auch eine gegenseitige Anerkennung in Betracht, so wie es beispielsweise in Freihandelsabkommen praktiziert wird.

Hier ein Beispiel: Die weltweite Harmonisierung von technischen Regelungen findet unter dem Dach der Vereinten Nationen statt. In der UN entwickeln Experten aus Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen, zu denen auch die Industrie zählt, im World Forum for Harmonization of Vehicle Regulations, der sogenannten WP.29, neue “GTRs” (Global Technical Regulations). Für den Anwendungsbereich der ECE werden darüber hinaus ECE Regelungen entwickelt, wobei die GTRs in diese einfließen. Als bei der UN akkreditierte Repräsentanten der weltweiten Automobilindustrie sind OICA und ihre Mitglieder voll in diesen Prozess eingebunden.

Alternative Antriebe und ihr Beitrag zur CO2-Reduktion – Balance zwischen Umwelt- und Industriepolitik

OICA nimmt den Klimaschutz weltweit sehr ernst. Alle unsere Mitglieder arbeiten intensiv daran, den Verbrauch und damit die CO2-Emissionen von neuen Fahrzeugen weiter zu senken. Dafür werden erhebliche Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen getätigt. Die CO2-Reduktion ist eine weltweite Aufgabe der Automobilindustrie – in Europa ebenso wie in Asien und Amerika. Dabei ist bemerkenswert, dass die jeweiligen CO2-Ziele für das Jahr 2021 sehr unterschiedlich ausfallen: Die Europäische Union hat mit Abstand das anspruchsvollste Ziel: 95 Gramm. Japan hat 105 Gramm, China 117 Gramm und die USA haben 119 Gramm. Die Politik sollte sich weltweit dafür einsetzen, dass es hier eine Koordinierung und ein “level playing field” gibt.

Einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion werden künftig Elektroautos leisten können. Wir gehen davon aus, dass das Elektroauto – als rein batterie-elektrisches Fahrzeug oder als Plug-in-Hybrid – in den kommenden Jahren ein kräftiges Wachstum erfahren wird. Allerdings wird auch – weltweit betrachtet – ein erheblicher Anteil des Neuwagenmarktes mit Verbrennungsmotor ausgestattet sein. Daher sollte bei kommenden CO2-Vorgaben auf die Technologieneutralität geachtet werden. Aus OICA-Sicht gilt: Die umwelt- und wirtschaftspolitischen Ziele müssen in der Balance gehalten werden, Es geht nicht nur um Klimaschutz, sondern immer auch um Wachstum und Beschäftigung.

Mehr Verkehrssicherheit durch Digitalisierung

OICA hat das klare Ziel: Mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen, weltweit. Die Digitalisierung leistet hierzu einen großen Beitrag, da 90 Prozent der Unfälle aufgrund von menschlichem Fehlverhalten geschehen, nur ein geringer Teil ist technikbedingt. Die Digitalisierung unterstützt, assistiert und warnt den Autofahrer vor Gefahren. Sie ist ein Megatrend, bei OEM und Zulieferern – und daher auch wichtig als Innovationstreiber. Es geht auch um die Zukunftssicherung der vielen Arbeitsplätze in der Automobilindustrie. Notwendig sind Qualifizierung und Weiterbildung. Auch für das Nutzfahrzeuggeschäft ist die Digitalisierung wichtig: Leerfahrten können vermieden werden, die Auslastung des jeweiligen Lkw steigt, ebenso die Verkehrssicherheit (toter Winkel, Abbiegeassistent, automatische Notbremssysteme, Spurverlassenswarner – bis hin zum Platooning).

Natürlich werden diese neuen Technologien nicht sofort und überall auf allen Märkten flächendeckend eingesetzt werden. Hierbei sind insbesondere die Staaten in der Pflicht, die regulatorischen Grundlagen für die breite Einführung neuer Technologien zu schaffen. Diese muss im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Ausbau der Infrastruktur erfolgen. Doch wir gehen davon aus, dass sich diese Technologien Schritt für Schritt global durchsetzen werden. Und darauf kommt es an. Weil wir die Sicherheit im Straßenverkehr weiter erhöhen wollen, bahnen wir der Digitalisierung den Weg.

Neue OICA-Zahlen – Die globale Automobilindustrie

Wenn wir zum “Autofrühling” auf die internationalen Märkte der OICA-Mitglieder schauen, haben wir allen Grund zur Zuversicht. Wir sollten gemeinsam die Chancen nutzen. Zusammen mit der Politik, die für die Rahmenbedingungen zuständig ist, werden wir die Herausforderungen meistern. Die OICA-Statistik zeigt: Der Weltautomobilmarkt ist, abgesehen von den Krisenjahren 2008/2009, kontinuierlich auf Wachstumskurs. 2016 legte er um knapp 5 Prozent auf 93,9 Mio. Kraftfahrzeuge zu. In dieser Zahl sind Pkw, Nutzfahrzeuge und Busse zusammengefasst. Entsprechend entwickelte sich auch die Weltproduktion. Für das Jahr 2017 rechnen wir mit einem weiteren weltweiten Wachstum, allerdings mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit: Nach unseren Prognosen wird der globale Automobilmarkt um 2 bis 3 Prozent auf mehr als 96 Mio. Einheiten steigen. Der Pkw-Weltmarkt allein wird 2017 um 3 Prozent auf 85 Mio. Neuwagen wachsen.

Wenn wir uns die einzelnen Regionen anschauen, können wir folgendes feststellen: Der Nafta-Raum wurde von der Krise 2008/2009 zwar hart getroffen, doch hat er sich davon sehr rasch und nachhaltig erholt. In Südamerika ist die Krise der letzten drei Jahre klar erkennbar. Europa hatte, verglichen mit dem Nafta-Raum, eine wesentlich längere Phase des Rückgangs. Erst ab 2014 gingen die Verkäufe wieder nach oben, dann aber recht steil. Asien hat – im Gegensatz zu Nafta und Europa – in den vergangenen zwölf Jahren eine kontinuierliche Wachstumsstory geschrieben, seinen Absatz mehr als verdoppelt und auch in 2016 deutlich zugelegt. Der afrikanische Automobilmarkt weist noch ein recht geringes Volumen auf und unterliegt entsprechend höheren Schwankungen.

Zusammenfassung

Wir bringen „good news“: Der globale Automobilmarkt wächst weiter, auch die Produktion von Pkw und Nutzfahrzeugen. Die globale Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen: Der weltweite Wettbewerb wird härter. Die Mobilitätsanforderungen sind heute differenzierter als in der Vergangenheit. Darauf stellen sich die Unternehmen ein:

  • Urbane Mobilität erfordert zunehmend emissionsfreie und sehr effiziente Modelle – die Elektromobilität bietet dafür eine attraktive Antwort,  erfordert aber auch hohes Investment.
  • Die Digitalisierung im Automobilbereich beschränkt sich nicht auf die Regionen Europa oder USA, sondern fächert sich weltweit auf.

Wir sind davon überzeugt, dass die Automobilindustrie mit ihrer großen Innovationskraft und ihren hervorragenden Mitarbeitern diese Aufgaben meistern wird. Allerdings ist auch die Politik gefordert: Sie muss die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Notwendig ist eine Balance zwischen Industrie- und Klimapolitik. Umwelt- und Wohlstandsziele sind gleichberechtigt nebeneinander zu verfolgen. Und die Politik sollte von der Erkenntnis geleitet sein, dass offene Märkte und freier Handel die besten Voraussetzungen für Wachstum und Beschäftigung in allen Ländern sind


Quelle: OICA

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