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Bosch testet automatisiertes Fahren

Veröffentlicht am 04.02.2016
 

Bosch testet nun auch im Straßenverkehr in Japan

Japan ist nach Deutschland und den USA dritter Bosch-Entwicklungsstandort für automatisiertes Fahren – Bosch-Geschäftsführer Dr. Dirk Hoheisel: „Mit Linksverkehr liefert Japan für die Entwicklung wertvolle Erkenntnisse.“ – Fast 2 500 Ingenieure arbeiten bei Bosch weltweit an der Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen und am automatisierten Fahren – Änderungen der Wiener Konvention treten Ende April 2016 in Kraft.

Stuttgart/Yokohama – Bosch weitet die Entwicklung des automatisierten Fahrens aus. Neben Deutschland und den USA erprobt das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen die Zukunftstechnologie neuerdings auch in Japan. Ziel von Bosch ist zunächst die Entwicklung des Autobahnpiloten. Damit sollen Pkw ab 2020 selbstständig auf Autobahnen oder Autobahnähnlichen Straßen fahren können. „Mit Linksverkehr und einem komplexen Verkehrsgeschehen liefert uns Japan für die Entwicklung wertvolle Erkenntnisse“, sagt Dr. Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Weltweit arbeiten fast 2 500 Bosch-Ingenieure an der Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen und damit am automatisierten Fahren. Wie die Ingenieure in Deutschland und den USA ist auch das Team in Japan mit automatisierten Erprobungsfahrzeugen im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs. Die Testfahrten finden statt auf dem Tohoku Expressway (Präfektur Tochigi), dem Metropolitan Inter-City Expressway (Präfektur Kanagawa) sowie auf den Bosch-Testgeländen in Shiobara und Memanbetsu.


Enger Austausch zwischen Teams in Deutschland, USA und Japan

Zu Beginn der Entwicklungsarbeit profitiert das neu formierte Team in Japan stark von den Erkenntnissen der Kollegen aus Deutschland und den USA, die seit 2011 am automatisierten Fahren arbeiten. Seit Anfang 2013 ist Bosch mit Erprobungsfahrzeugen auch bereits auf der A81 in Deutschland und der Interstate I280 in den USA unterwegs. „Mehr als 10 000 Testkilometer haben unsere Entwickler inzwischen unfallfrei absolviert“, sagt Hoheisel. Die Bosch-Testautos bewegen sich dabei selbständig durch den Verkehr – beschleunigen, bremsen, überholen. Wann sie den Blinker setzen und die Spur wechseln, entscheiden die Fahrzeuge – abhängig von der Verkehrssituation – ganz allein. Basis dafür ist ein präzises, von Sensoren erzeugtes Bild des Fahrzeugumfelds. Zusätzlich liefert Bosch-Kooperationspartner TomTom hochgenaue Kartendaten. Mit allen diesen Informationen stellt ein Computer Berechnungen über das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer an und leitet daraus Entscheidungen für die Fahrstrategie der automatisiert fahrenden Fahrzeuge ab.

Rechtlicher Rahmen für automatisiertes Fahren notwendig

Damit automatisiertes Fahren nicht nur in Prototypen sondern auch in Serienfahrzeugen Realität werden kann, müssen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Sowohl in den USA, in Japan als auch in Deutschland ist das Thema auf der politischen Agenda. Bewegung ist in die unter anderem auch von Deutschland ratifizierte Wiener Straßenverkehrskonvention gekommen. Am 23. April 2016 treten Änderungen des Regelwerks in Kraft, die von den Mitgliedstaaten dann in nationales Recht überführt werden müssen. Automatisierte Fahrfunktionen sind demnach erlaubt, wenn der Fahrer sie aktiv übersteuern oder ausschalten kann. Im Bereich des Zulassungsrechts hat sich eine informelle Arbeitsgruppe der UNECE (The United Nations Economic Commission for Europe) zudem der Regelung R 79 angenommen, die automatische Lenkeingriffe derzeit nur bei Geschwindigkeiten von bis zu zehn Stundenkilometern erlaubt. Auch die Validierung automatisierter Fahrfunktionen stellt noch eine Herausforderung dar: Nach gängigen Methoden müssten zur Serienfreigabe eines Autobahnpiloten mehrere Millionen Testkilometer absolviert werden. Bosch arbeitet hier an ganz neuen Ansätzen.

Umfassendes Knowhow im eigenen Haus zeichnet Bosch aus

Bei der Entwicklung des automatisierten Fahrens profitiert Bosch davon, als einer der weltweit führenden Automobilzulieferer alle benötigten Techniken zu beherrschen. Neben Antrieb, Bremse und Lenkung sind das die Sensorik, die Navigation sowie die Vernetzung innerhalb und außerhalb des Autos. „Bosch entwickelt alles von der einzelnen Komponente bis zum Gesamtsystem“, sagt Hoheisel. Großer Nachfrage erfreuen sich zum Beispiel die Sensoren von Bosch: 2014 hat das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen erstmals mehr als 50 Millionen Umfeldsensoren für die Fahrerassistenz ausgeliefert. 2015 wird sich wie schon 2014 der Absatz von Radar- und Videosensoren erneut verdoppeln. Bei Radarsensoren, wie sie zum Beispiel für die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC) zum Einsatz kommen, ist Bosch Weltmarktführer. 2016 soll der 10-millionste Radarsensor (77 GHz) gefertigt werden. Mitte 2015 ist bei Bosch in Schwäbisch-Gmünd zudem die 50-millionste elektrische Servolenkung Servolectric vom Band gelaufen.

Zunehmende Automatisierung: ein Drittel weniger Unfälle in Deutschland

Motivation für die Entwicklung des automatisierten Fahrens bei Bosch ist die Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr. Weltweit sterben nach UN-Angaben jedes Jahr schätzungsweise 1,25 Millionen Menschen durch Verkehrsunfälle. In 90 Prozent der Fälle ist menschliches Fehlverhalten schuld. „Die richtige Unterstützung in kritischen Verkehrssituationen kann Leben retten“, sagt Hoheisel. Laut Prognose der Bosch-Unfallforschung kann die zunehmende Automatisierung die Unfallzahlen weiter senken, allein in Deutschland um bis zu einem Drittel. Automatisiertes Fahren macht den Straßenverkehr aber nicht nur sicherer, sondern auch effizienter. So kommen US-Studien zu dem Schluss, dass bei Autobahnfahrten dank vorausschauender Fahrstrategie Kraftstoffeinsparungen von bis zu 39 Prozent möglich sind.

Vollautomatisiertes Parken geht vor vollautomatisiertem Fahren in Serie

Noch vor dem Fahren automatisiert Bosch das Parken. Bereits in Serie ist der automatische Parkassistent von Bosch. Per Smartphone-Fernbedienung manövriert das System ein Auto selbstständig in Parklücken. „Automatisiertes Parken beginnt für uns im Fahrzeug und geht zugleich weit darüber hinaus“, sagt Hoheisel. Mit dem aktiven Parkraum-Management erleichtert Bosch zum Beispiel die Parkplatzsuche. Dazu erkennen am Boden installierte Sensoren, ob ein Parkplatz belegt ist oder nicht. Diese Information leiten die Bosch-Sensoren zum Beispiel an eine im Internet abrufbare Echtzeit-Karte weiter. Freie Parkplätze können so gezielt angesteuert werden. Noch einen Schritt weiter geht Bosch gemeinsam mit Daimler. Ziel ist es, den Parkvorgang zu revolutionieren: Nicht der Kunde parkt und sucht sein Auto; das Fahrzeug fährt allein zu einem freien Parkplatz und kommt am Ende bequem wieder selbstständig vorgefahren. Bosch entwickelt dafür die erforderliche Infrastruktur für das Parkhaus, die unter anderem Belegungssensoren, Kameras und die Kommunikationstechnik umfasst.

Weiterführende Links:
www.automated-driving.com


Quelle: Bosch

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