Digitalisierung und Automatisierung um Zeit zu sparen

Veröffentlicht am 19.11.2025
Digitale Anwendungen verändern die Kfz-Werkstätten nachhaltig. Was lange als komplex und unpersönlich galt, ist heute ein entscheidender Erfolgsfaktor für freie Werkstätten und den Großhandel. Ob Business-WhatsApp, Online-Terminbuchung oder digitale Arbeitskarten – die Tools sind da, werden aber nur zögerlich genutzt. Warum sich das ändern muss, welche Potenziale schlummern und wie der Weg zur vernetzten Werkstatt gelingen kann, zeigt dieser Fachbeitrag.
 

Digitale Anwendungen halten zunehmend Einzug in den Alltag freier Werkstätten – aber noch nicht flächendeckend. Während große Vertragsbetriebe bereits mit OEM-Systemen tief digitalisiert arbeiten, stehen viele freie Betriebe gerade erst am Anfang. Dabei geht es nicht um Science-Fiction-Szenarien, sondern um einfache und praxisnahe Tools, die echte Entlastung bringen. Der Einsatz von Business-WhatsApp, die Verknüpfung vorhandener Systeme und digital organisierte Kundenkommunikation sind in vielen Betrieben bereits im Test – mit spürbaren Effekten. Dies war der Fokus einer Diskussionsrunde auf der Messe MSX von der Einkaufskooperation Carat Automotive.


Kommunikation verändert sich – und der Kunde geht vor

Der persönliche Kundenkontakt bleibt wichtig – aber der Kommunikationskanal verändert sich. Kunden erwarten heute kurze Reaktionszeiten, einfache Kontaktwege und digitale Prozesse, die auch außerhalb der Öffnungszeiten verfügbar sind. WhatsApp ist dafür ein Paradebeispiel: Als Business-Version ermöglicht der Messenger eine einfache, schnelle und informelle Kommunikation zwischen Werkstatt und Endkunde – und das ohne zusätzliche Investitionskosten.

Viele Betriebe nutzen WhatsApp bereits, etwa um Fahrzeugscheine zu übermitteln, Reparaturfreigaben einzuholen oder Fotos von Schäden zu versenden. Auch intern lässt sich der Kanal nutzen, wenn etwa der Monteur in der Werkstatt dem Serviceberater schnell ein Bild vom Problemteil schickt. Alles auf einem Kanal, ohne Umwege.

Der Kunde profitiert davon ebenso wie die Werkstatt: Der Fuhrparkleiter weiß sofort, wann das Fahrzeug fertig wird, der Privatkunde kann auch abends um 22 Uhr eine Terminanfrage senden – ohne die Erwartung, direkt eine Antwort zu bekommen. Die Kommunikation wird asynchron, aber effizient.

Digitalisierung heißt nicht Automatisierung um jeden Preis

In der Branche herrscht oft die Sorge, dass mit der Digitalisierung auch die Menschlichkeit verloren geht. Doch die Realität sieht anders aus. Digitale Tools ersetzen nicht den Kundenkontakt – sie entlasten ihn. Vor allem bei Routinefragen, bei Terminabsprachen oder Rückfragen zu Fahrzeugdaten schafft die Digitalisierung Zeit – für echten Service vor Ort.

Dabei geht es nicht darum, dass jeder Monteur künftig mit einer Smartbrille arbeitet oder KI-gestützte Chatbots den Kunden beraten. Vielmehr sind es die einfachen, naheliegenden Schritte, die spürbare Wirkung zeigen: Online-Terminbuchung, automatische Statusmeldungen und die digitale Verknüpfung vorhandener Systeme – all das schafft Transparenz, spart Zeit und reduziert Rückfragen.

Digitalisierung heißt: Systeme nutzen, die bereits vorhanden sind

Ein großer Teil der technischen Voraussetzungen ist in vielen Betrieben bereits vorhanden – wird aber nicht genutzt. DMS-Systeme, digitale Fahrzeugakten, Diagnosetools oder Werkstattplanungssoftware sind vorhanden, laufen aber oft als Insellösungen nebeneinander. Gerade im freien Werkstattmarkt fehlt häufig die systematische Verknüpfung dieser Systeme.

Beispiel: Die Kalibriereinheit für Fahrassistenzsysteme ist installiert, die Diagnosegeräte sind aktuell – aber der Übertrag der Diagnosedaten ins DMS erfolgt manuell oder gar nicht. Reparaturhistorien werden nicht dokumentiert oder nicht genutzt. Damit bleiben Potenziale auf der Strecke.

Der Großhandel kann hier aktiv unterstützen – durch Beratung, durch Schulung und durch die aktive Integration vorhandener Systeme. Ziel ist ein reibungsloser Informationsfluss zwischen Werkstatt, Großhändler und Endkunde – ohne doppelte Datenpflege, ohne Medienbrüche.

Digitalisierung ist auch ein Kulturthema

Technik allein reicht nicht – die Mitarbeiter müssen mitziehen. Und genau hier liegt oft das Problem. Neue Tools stoßen gerade in heterogenen Teams oft auf Widerstand. Ältere Mitarbeiter sehen keinen Bedarf für Veränderung, jüngere erwarten digitale Prozesse als Standard. Die Herausforderung für Werkstattinhaber besteht darin, beide Gruppen mitzunehmen.

Dabei hilft eine einfache Erkenntnis: Nicht jeder muss alles sofort können. Entscheidend ist, dass Veränderungen erklärt, Schulungen angeboten und Fragen ernst genommen werden. Externe Dienstleister können helfen, digitale Lösungen einzuführen – ohne emotionale Reibung mit der eigenen Mannschaft.

Die Erfahrung zeigt: Hat sich eine Lösung wie etwa die digitale Arbeitskarte oder Business-WhatsApp etabliert, erkennen auch skeptische Mitarbeiter die Vorteile. Die Arbeit wird strukturierter, Informationen gehen nicht verloren und die Kundenkommunikation wird entspannter.

Werkstatt der Zukunft – Vernetzung als Schlüssel

Die Werkstatt im Jahr 2035 wird vernetzt sein – mit dem Kunden, mit dem Fahrzeug, mit dem Großhandel und mit den eigenen Systemen. Digitale Prozesse sind dann kein Wettbewerbsvorteil mehr, sondern die Grundlage für betriebswirtschaftlichen Erfolg.

Dabei geht es nicht nur um Tools, sondern um Haltung. Wer heute bereit ist, Neues auszuprobieren, profitiert morgen von effizienteren Abläufen und zufriedeneren Kunden. Die Werkstatt der Zukunft beginnt nicht mit KI oder Chatbots – sie beginnt mit der Bereitschaft, WhatsApp auf der Webseite zu integrieren, die Online-Terminbuchung zu aktivieren oder Werkstattdaten systematisch zu nutzen.

Fazit: Kleine Schritte, große Wirkung

Digitale Kundenkommunikation ist keine Zukunftsmusik mehr. Die Werkzeuge sind da, die Erwartungen der Kunden sind da – und die Zeit ist reif. Wer einfache Tools wie Business-WhatsApp, Online-Terminbuchung oder digitale Arbeitskarten einsetzt, spart nicht nur Zeit, sondern schafft Transparenz und Vertrauen.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie muss sich rechnen. Und sie rechnet sich, wenn Kunden zufriedener sind, Prozesse reibungsloser laufen und Mitarbeiter entlastet werden. Entscheidend ist der Mut, den ersten Schritt zu gehen. Denn die Werkstatt der Zukunft baut auf dem auf, was heute entschieden wird. Q: MSX / Carat / AMtalk

FAQ

Wann lohnt sich der Einsatz von Business-WhatsApp in der Werkstatt?

Business-WhatsApp lohnt sich sofort, wenn Kunden schnell, einfach und flexibel kommunizieren möchten. Die App ermöglicht direkte, informelle Kommunikation – z. B. bei Rückfragen, Terminabsprachen oder Dokumentenversand. Ideal für Fuhrparkleiter, Privatkunden und interne Kommunikation.

Welche Tools verbessern die Kundenkommunikation im Werkstattalltag?

Tools wie WhatsApp Business, Online-Terminbuchung oder digitale Fahrzeugakten sorgen für effiziente Kommunikation. Sie reduzieren Telefonate, beschleunigen Rückmeldungen und bieten auch außerhalb der Öffnungszeiten Kontaktmöglichkeiten. Die Systeme entlasten Servicepersonal und verbessern die Kundenzufriedenheit.

Warum werden vorhandene Systeme oft nicht genutzt?

Fehlendes Wissen, mangelnde Schulung und Ressourcendruck führen dazu, dass viele Systeme ungenutzt bleiben. Ob DMS, Diagnosegeräte oder Kalibriertools – die Technik ist vorhanden, aber nicht verknüpft. Großhandel und Dienstleister können hier durch gezielte Beratung unterstützen.


Wie lassen sich Mitarbeiter für die Digitalisierung begeistern?

Mitarbeiter überzeugt man durch praxisnahe Schulungen, externe Einführungshilfe und durch sichtbare Vorteile im Alltag. Widerstände entstehen oft aus Unsicherheit. Wer kleine Erfolge zeigt und die Teams mitnimmt, erzielt nachhaltige Akzeptanz.

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