ÖPNV-Verbindungen – Nürnberg überzeugt mit „gut“

Veröffentlicht am 31.10.2025
Der ADAC hat erstmals untersucht, wie zuverlässig der öffentliche Nahverkehr in deutschen Großstädten in den späten Nachtstunden funktioniert. Dabei wurden 100 Verbindungen in 20 Städten getestet – mit teils deutlichen Unterschieden. Nürnberg schneidet mit der Gesamtnote „gut“ ab und bietet im Vergleich solide Möglichkeiten für Nachtschwärmer und Berufspendler. Besonders positiv fällt das Angebot in Richtung Feucht und Röthenbach a.d. Pegnitz auf. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass der nächtliche Heimweg vielerorts noch ausbaufähig ist.
 

Nachts von der Innenstadt ins Umland – wer am Wochenende nach Mitternacht mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, trifft auf sehr unterschiedliche Bedingungen. Der ADAC hat in einer bundesweiten Untersuchung erstmals die nächtlichen ÖPNV-Verbindungen in 20 Großstädten analysiert. Im Fokus standen Zuverlässigkeit, Anschlussqualität und Reisezeiten zwischen Stadt und Umland. Nürnberg konnte dabei mit einem insgesamt guten Angebot punkten.


Breite Datenerhebung in 20 deutschen Großstädten

Für die Analyse wurden Großstädte mit 100.000 bis 1 Million Einwohnern ausgewählt. Ziel war, das Angebot in einem Zeitraum zwischen 23.30 Uhr und 2.30 Uhr zu bewerten. Ein besonderes Augenmerk galt dabei dem Zeitfenster zwischen 23.30 Uhr und 0.30 Uhr – entscheidend für Jugendliche unter 18 Jahren, die gesetzlich bedingt vor Mitternacht nach Hause müssen. In jeder Stadt prüften die Tester fünf beispielhafte Umlandgemeinden mit hoher junger Bevölkerungsdichte. Grundlage der Bewertung in Nürnberg war die elektronische Fahrplanauskunft des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN).

Im Großraum Nürnberg wurden Verbindungen nach Heroldsberg, Röthenbach a.d. Pegnitz, Feucht, Schwabach und Zirndorf untersucht. Besonders positiv fiel Feucht auf, das im ersten Zeitfenster sechs und im zweiten vier Verbindungen bot. Die Gesamtfahrzeit bis zur Haltestelle „Alter Friedhof“ lag bei 27 Minuten, inklusive eines 15-minütigen Fußwegs. Röthenbach überzeugte mit kurzen 16 Minuten Fahrzeit und direkter Verbindung ohne Umstieg. In Schwabach, Zirndorf und Heroldsberg waren Umstiege nötig, die Gesamtdauer lag zwischen 30 und 37 Minuten.

Trotz zeitweilig angezeigter Verbindungslücken konnte Nürnberg in der Gesamtwertung mit der Note „gut“ überzeugen. Die Tester hoben hervor, dass kurzfristige Fahrplanaktualisierungen über die elektronische Auskunft später wieder plausibel dargestellt wurden.

Vergleich der Städte: Nur jede zweite mit gutem Nachtangebot

Im Städtevergleich schnitten Augsburg, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Hannover mit „sehr gut“ ab. Nürnberg rangierte gemeinsam mit Koblenz, Leipzig, Mannheim und Stuttgart im Mittelfeld. Schwächer präsentierten sich Kassel, Saarbrücken und Trier mit „ausreichend“. Am Ende der Bewertungsskala fanden sich Lübeck, Osnabrück, Potsdam und Erfurt wieder. Drei Städte – Bielefeld, Magdeburg und Rostock – konnten aufgrund unvollständiger Fahrplanauskünfte nicht gewertet werden.

Ein positives Signal für den Großraum Nürnberg ist die neue Möglichkeit, seit 20 Uhr zwischen zwei Haltestellen auszusteigen. Der sogenannte „Bedarfshalt“ soll die Wege insbesondere in den Abend- und Nachtstunden verkürzen. Der ADAC empfiehlt, vor Fahrtantritt aktuelle Fahrplaninformationen zu prüfen, da kurzfristige Änderungen durch Baustellen, Umleitungen oder Ersatzverkehre häufig vorkommen. Auch der Vergleich verschiedener Informationsquellen – App, VGN-Webseite oder Google Maps – kann helfen, passende Verbindungen zu finden.

Nachtangebot im Wandel: Herausforderungen für Verkehrsverbünde

Die Untersuchung des ADAC verdeutlicht, dass der nächtliche Nahverkehr in vielen Städten nach wie vor eine organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung darstellt. Gerade in Mittel- und Großstädten mit ausgedehntem Umland ist es schwierig, ein flächendeckendes Angebot bis in die frühen Morgenstunden aufrechtzuerhalten. Sinkende Fahrgastzahlen nach Mitternacht stehen hohen Betriebskosten gegenüber, was häufig zu eingeschränkten Fahrplänen führt. Für Verkehrsverbünde wie den VGN in Nürnberg bedeutet dies, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wirtschaftlichkeit und Fahrgastnutzen zu finden. Innovative Lösungen wie geteilte Nachtlinien, On-Demand-Angebote oder Kooperationen mit regionalen Taxiunternehmen könnten hier künftig eine größere Rolle spielen.

Ein zentrales Kriterium der ADAC-Untersuchung war die Zuverlässigkeit der digitalen Fahrplanauskunft. In Nürnberg zeigte sich, dass zeitweise Lücken in der Online-Darstellung auftreten konnten, die jedoch später wieder korrekt angezeigt wurden. Solche Schwankungen können für Fahrgäste insbesondere in der Nacht problematisch sein, wenn Alternativen fehlen. Daher gewinnt die Qualität der digitalen Informationssysteme zunehmend an Bedeutung. Moderne Auskunftsplattformen sollten Echtzeitdaten zu Verspätungen, Haltestellensperrungen und kurzfristigen Fahrplanänderungen bieten. Eine transparente Kommunikation trägt entscheidend dazu bei, Vertrauen in den ÖPNV zu stärken und spontane Nachtfahrten planbarer zu machen.


Fazit

Die Untersuchung des ADAC zeigt, dass Nürnberg im bundesweiten Vergleich ein verlässliches, aber noch ausbaufähiges Nachtangebot besitzt. Während Verbindungen ins nähere Umland gut abgedeckt sind, könnten Fahrplantaktung und Anschlussqualität in den späten Nachtstunden verbessert werden. Der Ausbau flexibler Bedienformen wie Ruf- oder Bedarfshaltbusse könnte hier künftig eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt belegt das Ergebnis, dass der ÖPNV im Großraum Nürnberg für Nachtschwärmer, Berufspendler und Jugendliche eine stabile Grundlage bietet – mit Raum für weitere Optimierungen. Quelle: ADAC

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