Durchschnittliches Fahrzeugalter: Deutschland über 10 Jahre

Veröffentlicht am 10.12.2025
Das durchschnittliche Fahrzeugalter ist ein zentraler Indikator für die Entwicklung des Aftermarkets. In Deutschland ist es seit Jahren kontinuierlich angestiegen und lag 2024 bei 10,6 Jahren. Ältere Fahrzeuge verursachen mehr Reparaturbedarf und kommen seltener in Vertragswerkstätten. Der Artikel zeigt die Entwicklung in Europa – mit Fokus auf Deutschland und Frankreich – und ordnet die Folgen für Werkstätten und Teilehandel ein.
 

In Deutschland ist das durchschnittliche Fahrzeugalter 2024 auf 10,6 Jahre gestiegen – so hoch wie nie zuvor. Diese Kennziffer gehört neben den Neuzulassungen und dem Fahrzeugbestand zu den wichtigsten Einflussgrößen für Werkstätten und den Automotive Aftermarket. Ältere Fahrzeuge bedeuten meist mehr Wartung, häufiger Reparaturen – und eine klare Verschiebung hin zu freien Werkstätten.


Ältere Fahrzeuge: Höhere Werkstattbindung im IAM

Je älter der Pkw-Bestand, desto relevanter wird der Independent Aftermarket (IAM). Das liegt daran, dass viele Halter älterer Fahrzeuge die hohen Stundensätze von Vertragswerkstätten meiden und stattdessen freie Werkstätten aufsuchen. Hier spielt nicht nur der Preis eine Rolle, sondern auch die zunehmende Expertise der freien Betriebe bei komplexeren Reparaturen.

Jüngere Fahrzeuge haben längere Wartungsintervalle, seltener ungeplante Ausfälle und sind häufiger noch durch Garantien an die OEM-Werkstätten gebunden. Mit zunehmendem Alter ändert sich dieses Verhältnis: Der Anteil freier Werkstätten steigt, vor allem bei Fahrzeugen ab etwa 5 bis 7 Jahren.

Deutschland: Fahrzeugbestand wird älter, weniger Neuwagen

Im Jahr 2015 lag das durchschnittliche Fahrzeugalter in Deutschland noch bei 8,9 Jahren. Bis 2024 stieg es kontinuierlich auf 10,6 Jahre – ein Anstieg um 1,7 Jahre in weniger als einer Dekade. Zwei Ursachen dominieren diese Entwicklung:

  1. Rückgang der Neuzulassungen: Seit 2020 wurden in Deutschland jährlich deutlich weniger Neuwagen zugelassen als im Jahrzehnt zuvor. Lieferengpässe, Halbleitermangel und hohe Preise hemmen den Absatz.
  2. Längere Fahrzeugnutzung: Viele Halter behalten ihre Fahrzeuge heute deutlich länger. Die Qualität moderner Autos ermöglicht Laufleistungen von über 200.000 km ohne größere Probleme – bei guter Wartung.

Diese Kombination führt zu einem steigenden Durchschnittsalter – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte.

Frankreich als wichtigster Vergleichsmarkt beim Fahrzeugalter

Neben Deutschland gehört Frankreich zu den größten Pkw-Märkten Europas. Auch hier steigt das durchschnittliche Fahrzeugalter an – wenn auch mit leicht anderen Rahmenbedingungen.

Zwischen 2015 und 2024 erhöhte sich das Durchschnittsalter von 9,0 auf rund 11 Jahre. Frankreich liegt damit knapp vor Deutschland. Der französische Markt ist bekannt für einen hohen Anteil kleiner Fahrzeuge sowie für die Dominanz nationaler Marken wie Renault, Peugeot und Citroën, deren Modelle häufig länger im Einsatz bleiben.

Zudem ist der Anteil älterer Fahrzeuge im ländlichen Raum traditionell hoch, was auch dort dem IAM stabile Marktanteile sichert.

Zentrale europäische Trends

Ein Blick auf andere europäische Länder zeigt teils deutlich höhere Durchschnittsalter:

  • Rumänien und Tschechien: Beide Länder haben 2024 einen Fahrzeugbestand mit einem Alter von rund 16,9 bzw. 16,2 Jahren.
  • Polen: Nach einem kurzen Rückgang liegt das Alter wieder bei rund 14,5 Jahren – getrieben durch viele Gebrauchtwagen-Importe.
  • Italien: 12,6 Jahre im Schnitt – auch hier steigen die Zahlen konstant.
  • Spanien: Auffällig hoher Anstieg von 11,4 (2015) auf 14,2 Jahre (2024).

Insgesamt zeigt sich: Der gesamte europäische Fahrzeugbestand altert. Selbst in Ländern mit traditionell hoher Neuwagenquote wie Schweden (11 Jahre) oder Belgien (10,1 Jahre) sind die Fahrzeuge heute im Schnitt deutlich älter als noch vor wenigen Jahren.

Auswirkungen auf Werkstattgeschäft und Ersatzteilhandel

Der wachsende Anteil älterer Fahrzeuge hat direkte Auswirkungen auf den Aftermarket – insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Mehr Verschleißteile, weniger Softwarepflege: Bei Fahrzeugen über zehn Jahren stehen klassische Reparaturen (Auspuff, Fahrwerk, Bremsen) im Vordergrund – weniger Softwareupdates oder Diagnosearbeiten.
  • Stärkere Bedeutung von Gebrauchtteilen und alternativen Marken: Viele Halter verzichten bei älteren Fahrzeugen auf OE-Teile. IAM-Marken und günstigere Alternativen gewinnen Marktanteile.
  • Verlagerung zu freien Werkstätten: Der IAM profitiert durch steigende Kundenbindung im Fahrzeuglebenszyklus.

Für Teilegroßhändler bedeutet das eine breitere Lagerhaltung, eine hohe Verfügbarkeit klassischer Verschleißteile und eine steigende Nachfrage nach preissensiblen Produktlinien.

Prognose: Alterung des Fahrzeugbestands wird sich fortsetzen

Auch wenn sich die Lage auf dem Neuwagenmarkt allmählich stabilisiert, wird der Trend zu älteren Fahrzeugen anhalten. Gründe dafür sind:

  • Anhaltend hohe Preise für Neufahrzeuge
  • Zunahme von Haltern, die bewusst auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung setzen
  • Wachsende Reparaturfreundlichkeit und Ersatzteilverfügbarkeit

Insbesondere der Verbrennerbestand wird noch viele Jahre auf Deutschlands Straßen dominieren. Das bedeutet für Werkstätten und den Teilehandel: Der Fokus muss auf Instandhaltung, Diagnose und Verschleißreparatur älterer Modelle liegen – mit zunehmender Relevanz für Fahrzeuge zwischen 8 und 15 Jahren.

Q: AMboost.io / KBA

Fazit

Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Deutschland steigt seit Jahren und liegt 2024 bei 10,6 Jahren. Damit verschiebt sich der Fokus im Aftermarket zunehmend auf ältere Fahrzeuge, klassische Reparaturen und preissensible Ersatzteillösungen. Der freie Werkstattmarkt profitiert, ebenso wie der Teilegroßhandel mit passenden Angeboten.

Auch im wichtigsten Vergleichsmarkt Frankreich zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Alterung des Fahrzeugbestands ist ein europaweiter Trend – mit erheblichen Auswirkungen auf Sortiment, Logistik und Kundenbindung im Automotive Aftermarket.

FAQ

Wie hoch ist das durchschnittliche Fahrzeugalter in Deutschland?

2024 liegt das durchschnittliche Fahrzeugalter in Deutschland bei 10,6 Jahren – Tendenz steigend. Seit 2015 ist das Alter um 1,7 Jahre gestiegen. Ursache sind sinkende Neuzulassungen und eine längere Fahrzeugnutzung.

Warum wird der Fahrzeugbestand in Europa immer älter?

Weniger Neuwagen und längere Haltedauern führen zu älteren Fahrzeugen im Bestand. Hohe Preise und robuste Technik begünstigen den Trend zur Weiternutzung, gerade im ländlichen Raum und bei Zweitfahrzeugen.

Welche Folgen hat das steigende Fahrzeugalter für Werkstätten?

Ältere Fahrzeuge brauchen häufiger Wartung und klassische Reparaturen. Freie Werkstätten profitieren, da viele Halter auf günstigere Alternativen zur Vertragswerkstatt ausweichen.


Welche Länder haben die ältesten Fahrzeugbestände in Europa?

2024 führen Rumänien (16,9 Jahre) und Tschechien (16,2 Jahre) das Ranking an. Auch Polen, Ungarn und Spanien haben überdurchschnittlich alte Fahrzeugbestände – teils durch Gebrauchtwagenimporte.

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