Ananym Capital fordert von LKQ den Verkauf des Europageschäfts

Veröffentlicht am 05.11.2025
Trotz überraschend starker Quartalsgewinne gerät der Teilehändler LKQ durch Investoren unter Zugzwang. Der Hedgefonds Ananym Capital fordert den Rückzug aus dem Europageschäft, um die Aktionärsrendite zu maximieren. Während LKQ mit seiner strategischen Neuausrichtung Fortschritte zeigt, wird der Druck der Investoren größer. Die Forderung nach einer Spaltung gewinnt an Dynamik – auch, weil LKQ langfristig hinter der Branche zurückbleibt.
 

Der US-amerikanische Aftermarket-Riese LKQ steht im Fokus der Finanzmärkte: Zwar konnte das Unternehmen mit seinen Quartalszahlen Q3 überraschen, doch der Investor Ananym Capital drängt auf tiefgreifende Veränderungen. Der Fonds fordert nicht weniger als eine komplette Trennung vom Europa-Geschäft, um den Konzern auf seine nordamerikanischen Wurzeln zurückzuführen. Hintergrund sind strategische und finanzielle Überlegungen – allen voran die unterdurchschnittliche Performance der Aktie im Branchenvergleich.


Dies berichtet Marketscreener im Artikel: Aktivistischer Fonds Ananym erhöht Druck auf LKQ zum Verkauf des Europageschäft und Aktien Check in ihrem Bericht: LKQ Aktie: Kampf um Europa basierend auf einem Schreiben, was der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

Investoren-Druck auf LKQ

Der Hedgefonds Ananym Capital fordert weiterhin den Europa-Ausstieg. Das Unternehmen solle sich auf den nordamerikanischen Markt konzentrieren, um den Aktionärswert gezielt zu steigern. Der Investmentfonds argumentiert, dass die aktuelle Doppelstruktur zwischen Nordamerika und Europa weder Synergien schafft noch operative Vorteile bringt. Im Gegenteil: Die parallelen Organisationsstrukturen verursachen Kosten und verwässern die strategische Ausrichtung des Konzerns.

Laut Ananym leidet LKQ unter einem „erheblichen Konglomeratsabschlag“, der sich negativ auf die Bewertung und Kursentwicklung der Aktie auswirkt. Die anhaltenden Integrationsprobleme innerhalb des europäischen Geschäftsbereichs, mit über 900 Standorten in 18 Ländern und zahlreichen unterschiedlichen IT-Systemen, binden Managementressourcen und verhindern Effizienzgewinne.

Der Versuch, über 20 verschiedene ERP-Systeme zusammenzuführen, wird von Ananym als zeit- und kostenintensiv beschrieben. Der Hedgefonds stellt infrage, ob sich der Aufwand jemals in einer entsprechenden Wertsteigerung niederschlagen wird. Stattdessen fordert man, potenzielle Käufer mit Erfahrung in der Konsolidierung fragmentierter Geschäftsbereiche zu identifizieren und Verhandlungen einzuleiten.

Ein Vertreter von LKQ äußerte sich wie folgt:

,,Wir stehen regelmäßig im Austausch mit unseren Aktionären, kommentieren jedoch keine Details dieser Gespräche.“

Quartalszahlen mit Gewinnsprung

Trotz des Investoren Drucks konnte LKQ mit seinen aktuellen Quartalszahlen ein positives Signal setzen. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag bei 0,84 US-Dollar – deutlich über den von Analysten erwarteten 0,76 Dollar. Der Umsatz belief sich auf 3,50 Milliarden Dollar und verfehlte damit leicht die Prognose von 3,53 bis 3,54 Milliarden Dollar.

Die Börsen reagierten zunächst positiv: Die Aktie sprang um 6,2 Prozent nach oben, was die Erwartungen übertraf. Der Kursgewinn verdeutlicht, dass Anleger vor allem auf die überdurchschnittliche Gewinnentwicklung achten. Doch dieser Effekt war nur von kurzer Dauer – auf Jahressicht liegt der Aktienkurs weiterhin mit rund 16 Prozent im Minus. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit etwa acht Milliarden Dollar.

In dem Schreiben verweist Ananym auf die schwache Gesamtrendite der LKQ-Aktie im Vergleich zu ähnlichen börsennotierten Unternehmen. Über zwölf Monate liegt die Aktie mehr als 16 Prozent im Minus, trotz eines temporären Kursanstiegs um 5 Prozent nach Veröffentlichung der Q3-Zahlen. Auf Sicht von fünf Jahren liegt die Rendite 113 Prozent unter der relevanten Benchmark, über zehn Jahre sogar bei 253 Prozent Rückstand.

Angesichts dieser Zahlen sei es notwendig, dass sich LKQ auf sein „Kronjuwel“ – das Nordamerika-Geschäft, insbesondere den Bereich „Collision“ – konzentriert. Dieses Segment habe bewiesen, dass es auch in schwierigen Märkten wachstumsfähig und profitabel sei.

Strategische Maßnahmen greifen – erste Fortschritte sichtbar

In den vergangenen Monaten hat LKQ mehrere Schritte zur strategischen Neuausrichtung unternommen. Das Self-Service-Geschäft wurde zum 30. September veräußert. Der Verkaufserlös floss in den Schuldenabbau – die Nettoverschuldung konnte um mehr als 600 Millionen US-Dollar reduziert werden. Zudem wurden rund 118 Millionen US-Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet: 40 Millionen US-Dollar über Aktienrückkäufe, 78 Millionen in Form von Dividenden.

Diese Maßnahmen zeigen, dass das Unternehmen seine Portfoliobereinigung konsequent vorantreibt. Sie bestätigen auch die zunehmende Kapitaldisziplin, mit der LKQ versucht, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Lese Sie auch: LKQ Europe im Fokus – Investoren fordern Rückzug aus Europa

Europa-Geschäft im Zentrum der Kritik

Trotz dieser Fortschritte bleibt das Europageschäft ein neuralgischer Punkt. Es gilt als margen- und wachstumsschwächer als das nordamerikanische Segment und wird zunehmend als Belastung wahrgenommen. Aus Sicht von Ananym Capital wäre ein Verkauf oder Spin-off der europäischen Aktivitäten ein logischer nächster Schritt. Der dadurch erzielte Erlös könnte für weitere Schuldenreduktion oder umfangreichere Aktienrückkäufe eingesetzt werden.

Ein solcher Schritt würde nicht nur die Bilanz weiter stärken, sondern auch die Kapitalrendite erhöhen – ein zentrales Argument der Investoren. Besonders im Fokus steht dabei die Möglichkeit, über einen konsequenten LKQ Europa-Ausstieg eine neue Bewertungsperspektive für das verbleibende Nordamerika-Geschäft zu schaffen.

Marktreaktionen und Ausblick

Die Analystengemeinde zeigt sich hinsichtlich der weiteren Entwicklung gespalten. Einige sehen in einem möglichen Rückzug aus Europa eine Chance, die strategische Klarheit zu erhöhen und Investoren gezielter anzusprechen. Andere verweisen auf die Risiken einer abrupten Veränderung, die operative Einbußen oder Marktanteilsverluste nach sich ziehen könnte. Die Investoren rund um Ananym Capital werden ihren Druck wohl weiter erhöhen. Die nächsten Quartale dürften entscheidend dafür sein, ob und in welchem Umfang sich LKQ auf die Forderungen einlässt – oder ob das Management an seiner bestehenden Struktur festhält.

Zwischen Investoreninteressen und unternehmerischer Realität

Während die Zahlen des letzten Quartals durchaus positiv ausfallen, verstärken sich die Forderungen nach einem radikalen Umbau. Der Hedgefonds Ananym Capital sieht im LKQ Europa-Ausstieg einen Hebel, um Wert freizusetzen und die Kapitalrendite zu erhöhen. Dass das Unternehmen bereits mit Schuldenabbau und Portfoliobereinigung erste Schritte gemacht hat, zeigt eine gewisse Offenheit für Veränderung. Entscheidend wird sein, ob sich LKQ tatsächlich zu einer klaren Fokussierung auf Nordamerika durchringt – oder weiter auf zwei Kontinenten agiert. Q: LKQ / Aktien Check / Marketscreener

 

FAQ

Warum fordern Investoren den Europa-Ausstieg von LKQ?

Der Hedgefonds Ananym Capital sieht im Europa-Geschäft eine strategische Belastung. Die Doppelstruktur führe zu Ineffizienz, schwächeren Margen und Kapitalbindung. Ein Verkauf würde laut Investoren den Aktionärswert steigern und Aktienrückkäufe ermöglichen.

Wie hat sich die Aktie von LKQ zuletzt entwickelt?

Die Aktie liegt im Jahresverlauf etwa 16 % im Minus. Trotz kurzfristiger Kursgewinne nach starken Quartalszahlen zeigt sich langfristig eine Underperformance gegenüber der Branche. Diese Entwicklung verstärkt den Druck durch Investoren.

Welche Chancen und Risiken birgt der Rückzug aus Europa?

Ein Rückzug könnte Kapital freisetzen und die Kapitalrendite steigern. Gleichzeitig besteht das Risiko, Marktanteile in Europa zu verlieren und das Unternehmen operativ zu schwächen. Die Umsetzung müsste sorgfältig geplant werden.


 

5/5 - (1 vote)
Teile diesen Beitrag

Teile diesen Beitrag

scroll to top