Digitale Werkzeuge ersetzen zunehmend den klassischen Schraubenschlüssel. Auf dem Automotive Talk Köln hat Dominik Wrede, verantwortlich für digitale Produkte bei ZF Aftermarket, in einem kompakten Live-Vortrag deutlich gemacht, welche Veränderungen auf den freien Werkstattmarkt zukommen – und warum Daten das entscheidende Kapital der Zukunft sind.
Digitale Transformation: Werkstätten im Wandel
ZF Aftermarket setzt auf ein umfassendes, digitales Ökosystem, das alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette im Aftermarket vernetzen soll. Hintergrund ist ein tiefgreifender Wandel in der Fahrzeugtechnologie: Fahrzeuge werden vernetzter, softwaredefiniert und generieren Unmengen an Diagnosedaten. Gleichzeitig verschiebt sich die Wartung von mechanischen hin zu elektronischen und datengetriebenen Systemen.
Die heutigen Fahrzeuge sind mit Hochleistungscomputern ausgestattet und senden über Telematiksysteme wie eCall kontinuierlich Zustandsdaten an den OEM. Ziel von ZF ist es, diese Daten auch dem freien Markt zugänglich zu machen – für schnellere Diagnose, präzisere Reparaturen und mehr Transparenz im Kundendialog.
Werkstatt 4.0: Effizienz durch vernetzte Systeme mit ZF Aftermarket
Der klassische Werkstattalltag ist geprägt von Zettelwirtschaft, Telefonaten und der Suche nach Teilen in mehreren Katalogen. Mit Lösungen wie ProDiagnostics und ProManager bietet ZF Aftermarket bereits heute ein Werkzeug-Set, das Werkstätten deutlich effizienter macht.
ProDiagnostics liefert fahrzeugspezifische Fehlerauslese für Pkw, Lkw, Busse und Trailer. Kombiniert mit der Teileidentifikation ermöglicht es eine automatisierte Ersatzteilbestellung direkt aus dem Diagnosetool heraus. ProManager hingegen ist eine Werkstattsoftware mit Online-Terminbuchung, die bereits mit Google integriert ist – Kunden können so direkt über das Unternehmensprofil einen Termin vereinbaren. Eine Funktion, die Zeit spart und Prozesse standardisiert.
Datenbasiertes Arbeiten: Neue Erlösmodelle durch Diagnose
Ein zentrales Thema ist die systematische Auswertung von Fahrzeugdaten. Selbst kleine Fehler, wie eine defekte Außenspiegelheizung, können monetarisiert werden, wenn sie erkannt und kommuniziert werden. Fehlerspeicher liefern hier wertvolle Hinweise – oft, bevor der Kunde überhaupt etwas bemerkt. Das erfordert allerdings geschultes Personal, was angesichts des Fachkräftemangels zur Herausforderung wird.
ZF setzt daher auf präventive Wartungskonzepte, etwa über Telematiklösungen wie Vandy (für leichte Nutzfahrzeuge) oder ZF Bus Connect. Flottenbetreiber profitieren so von höherer Verfügbarkeit ihrer Fahrzeuge und einer Senkung der Total Cost of Ownership (TCO). Werkstätten erhalten durch die intelligente Datenanalyse einen Informationsvorsprung und können Reparaturen gezielt planen.
Künstliche Intelligenz als Gamechanger bei ZF Aftermarket
Ein zukunftsweisendes Projekt ist die KI-gestützte automatische Diagnose, die auf historischen Reparaturdaten basiert. Ziel ist eine intelligente Interpretation von Fehlercodes, bei der nicht nur die aktuelle Diagnose, sondern auch vergangene Reparaturmuster in die Bewertung einfließen. Ergänzt wird dies durch einen Reparaturassistenten, der auf Fragen konkrete Handlungsempfehlungen gibt – entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Joint Venture Ahead.
Auch in der Kundenkommunikation wird KI eine zentrale Rolle einnehmen: Von Sprachassistenten in der Werkstatt, über automatisierte Terminvereinbarungen bis hin zur Teileidentifikation – der Mensch wird entlastet, Prozesse werden beschleunigt.
Digitales Ökosystem als Gemeinschaftsaufgabe
ZF versteht die Digitalisierung nicht als Einzellösung, sondern als gemeinschaftliche Aufgabe der gesamten Branche. Ziel ist ein vernetztes Ökosystem, das Werkstätten, Großhändler, Flottenbetreiber und Fahrer einbindet. Ein funktionierendes System bedeutet weniger Fehlbestellungen, eine bessere Lagersteuerung im Großhandel und ein transparenteres Werkstatterlebnis für den Endkunden.
Die Digitalisierung ist dabei kein Selbstzweck, sondern bietet konkrete Vorteile: schnellere Einarbeitung neuer Mitarbeiter, bessere Kundenbindung und neue Erlösquellen durch datengetriebene Services.
Ausblick: Die Zeit der Veränderung ist jetzt
Noch sind viele Werkstätten gut ausgelastet – doch das Marktumfeld wird sich ändern. Der Wandel hin zum datengetriebenen Servicegeschäft ist in vollem Gange. Werkstätten, die jetzt in digitale Werkzeuge, Schulungen und Systeme investieren, werden sich langfristig besser behaupten.
Mit einem klaren Fokus auf technische Information, vernetzte Systeme und automatisierte Prozesse bietet ZF Aftermarket bereits heute Lösungen für die Anforderungen von morgen. Der Appell von Dominik Wrede an die Branche ist eindeutig: Die Potenziale sind riesig – es gilt, sie jetzt gemeinsam zu nutzen. Q: AMtalk / ZF Aftermarket
FAQ
Warum sollte die Werkstatt jetzt auf Digitalisierung setzen?
Digitale Prozesse steigern die Effizienz, verbessern die Fehlerdiagnose und erhöhen die Kundenzufriedenheit. Wer früh investiert, bleibt im Wettbewerb vorn. Datenbasierte Services ermöglichen neue Erlösquellen und sorgen für besser planbare Werkstattabläufe.
Welche Rolle spielt ZF Aftermarket im digitalen Wandel?
ZF Aftermarket entwickelt Lösungen wie ProDiagnostics und ProManager, um Werkstätten softwareseitig zu unterstützen. Ziel ist ein vernetztes Ökosystem, das alle Teilnehmer – von Flottenbetreiber bis Endkunde – integriert und datengetrieben agieren lässt.
Was bringt die Integration von KI in den Werkstattprozess?
Künstliche Intelligenz ermöglicht automatische Fehlerdiagnose, Teileidentifikation und Prozessoptimierung. Werkstätten profitieren durch schnellere Abläufe, präzisere Analysen und Entlastung bei Personalengpässen – besonders bei komplexeren Reparaturen.
Wie kann eine freie Werkstatt auf Fahrzeugdaten zugreifen?
Über Diagnosegeräte wie ProDiagnostics oder Telematiklösungen wie Vandy lassen sich Fahrzeugdaten auslesen. Diese ermöglichen präventive Wartung, gezielte Reparaturen und automatisierte Kundenkommunikation – auch ohne Zugriff des OEMs.