Bosch und CARIAD: KI-gestütztes automatisiertes Fahren

Veröffentlicht am 16.09.2025
Bosch und CARIAD intensivieren ihre Zusammenarbeit im Rahmen der Automated Driving Alliance und setzen dabei konsequent auf Künstliche Intelligenz. Mit einem vollständig eigenständig entwickelten Software-Stack für automatisiertes Fahren auf Level 2 und 3 entsteht eine neue technologische Grundlage für die „Software-defined Vehicle“-Architektur des Volkswagen Konzerns. Durch End-to-End-KI-Ansätze, große Testflotten und datengetriebene Weiterentwicklung rückt die Serienreife ab Mitte 2026 näher. Ziel ist es, Sicherheit, Komfort und digitale Souveränität zu verbinden und automatisierte Fahrfunktionen für breite Fahrzeugsegmente verfügbar zu machen.
 

CARIAD und Bosch bündeln ihre Kompetenzen im Bereich automatisiertes Fahren und entwickeln einen vollständig KI-basierten Software-Stack für Fahrerassistenzsysteme der Level 2 und 3. Die Technologie deckt alle relevanten Funktionen von der Objekterkennung bis zur Entscheidungsfindung ab und soll ab 2026 in Serienfahrzeuge überführt werden. Grundlage ist ein datengetriebener Entwicklungsansatz mit Testflotten auf mehreren Kontinenten.


KI als Schlüsseltechnologie für automatisiertes Fahren

Künstliche Intelligenz ist längst zentraler Bestandteil moderner Fahrerassistenzsysteme. Bereits heute wird sie bei Objekterkennung, Sensorfusion und Entscheidungsfindung eingesetzt. Bosch und CARIAD gehen einen Schritt weiter und integrieren KI in sämtliche Technikelemente ihres Software-Stacks. Damit entsteht eine End-to-End-Architektur, die Wahrnehmen, Interpretieren, Entscheiden und Handeln abdeckt. Ziel ist ein Fahrverhalten, das so natürlich wie ein menschlicher Fahrer reagiert und gleichzeitig höchste Sicherheitsstandards erfüllt.

Die eingesetzten Technologien orientieren sich an generativen KI-Anwendungen. So wie Sprachmodelle komplexe Zusammenhänge verstehen, analysiert der neue Stack urbane Verkehrsszenarien und antizipiert mögliche Verhaltensweisen anderer Verkehrsteilnehmer. Daraus ergibt sich eine präzisere Entscheidungsgrundlage für automatisierte Fahrfunktionen.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Optimierung der Systeme ist der Einsatz großer Testflotten. Fahrzeuge wie der ID.Buzz oder der Audi Q8 sammeln täglich hochwertige Sensordaten, die für das Training der KI genutzt werden. Noch in diesem Jahr soll die Flotte um dreistellige Fahrzeugzahlen erweitert werden. Neben alltäglichen Verkehrssituationen werden insbesondere seltene und komplexe Szenarien („Corner Cases“) erfasst, die für die Robustheit der Systeme von zentraler Bedeutung sind.

Die kontinuierliche Verbesserung erfolgt durch tägliche Updates des Quellcodes in die Testfahrzeuge. Dieser datengetriebene Entwicklungsansatz gewährleistet schnelle Anpassungen und sichert die Zuverlässigkeit der automatisierten Funktionen. Getestet wird nicht nur in Europa, sondern auch in Japan und den USA, um den Software-Stack international einsatzfähig zu machen.

Digitale Souveränität durch Eigenentwicklung

Ein wesentlicher Bestandteil der Allianz ist die vollständige Eigenentwicklung sämtlicher Softwarebausteine. Bosch und CARIAD behalten damit die technische Kontrolle über Quellcode, Datenschutz, Security und funktionale Sicherheit. Gleichzeitig eröffnet dieser Ansatz die Möglichkeit, durch gezielte Optimierungen schnell Innovationen einzuführen.

Die Architektur ist darauf ausgelegt, KI-Entscheidungen nachvollziehbar und erklärbar zu gestalten. Perspektivisch können auch multimodale Ansätze wie Vision Language Action (VLA) integriert werden. Diese kombinieren visuelle und sprachliche Informationen, um komplexe Situationen noch besser zu interpretieren und frühzeitig Risiken zu erkennen.

Die gemeinsame Entwicklung zielt darauf ab, ab Mitte 2026 einen serienreifen Software-Stack bereitzustellen. Dieser wird in die neue „Software-defined Vehicle“-Architektur des Volkswagen Konzerns integriert. Neben Volkswagen-Fahrzeugen soll die Lösung auch weiteren Herstellern weltweit zur Verfügung stehen. Damit soll automatisiertes Fahren aus dem Premiumsegment heraus in breitere Fahrzeugklassen getragen werden.

Die Allianz unterstreicht zugleich die Bedeutung europäischer Lösungen im internationalen Wettbewerb. Mit eigenem Know-how im Bereich KI und Automatisierung stärken Bosch und CARIAD die digitale Souveränität und technologische Unabhängigkeit.

Bedeutung für Werkstätten und Ersatzteilhandel

Das automatisierte Fahren verändert nicht nur die Fahrzeugtechnik, sondern auch die Anforderungen im Service. Werkstätten werden zunehmend mit Systemen konfrontiert, die komplexe Software-Updates und Kalibrierungen erfordern. Gerade die Sensorfusion von Kamera, Radar und Lidar erfordert präzise Justierungen nach Reparaturen oder Teiletausch. Für den Ersatzteilhandel bedeutet dies, dass neben klassischen Komponenten auch hoch entwickelte Steuergeräte und Sensoreinheiten Teil des Sortiments sein werden.

Mit der Einführung des Software-Stacks verschiebt sich die Fahrzeugarchitektur hin zu zentralen Rechenplattformen. Das reduziert die Zahl einzelner Steuergeräte, erhöht aber die Anforderungen an Diagnosetechnik und Software-Tools. Werkstätten benötigen künftig Zugänge zu sicheren Update-Systemen und müssen sich mit Over-the-Air-Updates und Cloud-gestützten Diagnosen auseinandersetzen. Die Komplexität der Fehleranalyse steigt, gleichzeitig wächst der Bedarf an geschultem Fachpersonal.

Sicherheits- und Haftungsaspekte im Fokus

Automatisiertes Fahren stellt hohe Anforderungen an die funktionale Sicherheit. Bosch und CARIAD entwickeln die Systeme so, dass Entscheidungen der KI nachvollziehbar und transparent bleiben. Für den Aftermarket ergeben sich daraus klare Dokumentations- und Prüfpflichten. Werkstätten müssen im Rahmen von Reparaturen sicherstellen, dass Sicherheitssysteme korrekt arbeiten. Dies betrifft nicht nur die Hardware, sondern auch die Validierung von Softwareständen und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben.

Die zunehmende Digitalisierung eröffnet auch neue Geschäftsfelder. Werkstätten können sich auf Software-Dienstleistungen spezialisieren, während der Teilehandel zusätzliche Umsatzpotenziale durch vernetzte Komponenten erhält. Mit steigender Verbreitung automatisierter Fahrfunktionen entstehen zudem neue Märkte für Nachrüstlösungen, Kalibrierservices und Datenmanagement. Wer frühzeitig in Know-how und Infrastruktur investiert, positioniert sich langfristig als Partner in der Mobilität der Zukunft.


Fazit

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bringt automatisierte Fahrfunktionen auf ein neues Sicherheits- und Komfortniveau. Bosch und CARIAD verfolgen dabei einen End-to-End-Ansatz, der durch große Testflotten und datengetriebene Weiterentwicklung abgesichert wird. Mit der geplanten Serienreife ab 2026 entsteht ein entscheidender Meilenstein für die „Software-defined Vehicle“-Architektur im Volkswagen Konzern. Gleichzeitig wird ein europäischer Weg aufgezeigt, um Schlüsseltechnologien im Bereich Automatisiertes Fahren selbstständig zu beherrschen und für den Massenmarkt verfügbar zu machen. Werkstätten und Handel müssen sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen, erhalten dadurch jedoch auch die Chance auf neue Geschäftsmodelle und Wachstumsperspektiven. Quelle: Bosch

Rate this post
Teile diesen Beitrag

Teile diesen Beitrag

scroll to top