Warum Motoröl heute genauso unverzichtbar ist wie 1928

Veröffentlicht am 16.05.2025
Seit den Anfängen der Automobiltechnik ist klar: Ohne Schmierung läuft kein Verbrennungsmotor lange störungsfrei. Bereits in den 1920er Jahren wies DEKRA auf die enorme Bedeutung des Motoröls hin. Auch heute bleibt der richtige Umgang mit Schmierstoffen essenziell – von der Wahl der passenden Ölqualität bis hin zur regelmäßigen Kontrolle des Ölstands. Der Beitrag zeigt, worauf es bei modernen Ölen ankommt.
 

Bereits vor einem Jahrhundert machte sich die DEKRA zur Aufgabe, technische Zusammenhänge im Fahrzeug für die Öffentlichkeit verständlich zu machen. Schon damals war der Nutzen von Motoröl bekannt – es schützt, kühlt, reinigt und verlängert die Lebensdauer des Motors. Auch wenn sich die Technik seither weiterentwickelt hat, bleibt eines gleich: Ohne funktionierende Schmierung steht der Motor still.


Wozu Motoröl überhaupt?

Ein moderner Verbrennungsmotor ist ein fein abgestimmtes System aus vielen beweglichen Komponenten. Damit Kolben, Kurbelwelle und Ventile reibungslos zusammenarbeiten, müssen ihre Oberflächen durch einen feinen Ölfilm getrennt werden. Das Öl wird durch eine Pumpe verteilt, legt sich auf die Kontaktflächen und verhindert, dass Metall auf Metall trifft. Zusätzlich transportiert es Hitze ab, bindet Schmutzpartikel und schützt vor Ablagerungen sowie Rostbildung.

Fällt die Schmierung aus, etwa durch zu geringen Ölstand oder falsche Viskosität, droht starker Verschleiß. Innerhalb kürzester Zeit können gravierende Motorschäden entstehen.

Vom Rohöl zur Hochleistungsschmierung

Heutige Motoröle lassen sich in drei Hauptgruppen einteilen: mineralische, teilsynthetische und vollsynthetische Öle. Mineralöle basieren auf aufbereitetem Erdöl, synthetische Varianten entstehen durch gezielte chemische Prozesse, etwa aus Erdgas. Mischformen kombinieren beide Ansätze. Entscheidend ist nicht nur die Herkunft, sondern auch die Qualität – und diese hängt stark von der verwendeten Additiv-Technologie und den Freigaben der Fahrzeughersteller ab.

Ein genauer Blick auf das Etikett lohnt sich: Neben Markenname und Öltyp geben Hersteller auch die Kompatibilität mit Normen wie ACEA (Europa) oder API (USA) an. Fahrzeughersteller definieren außerdem eigene Spezifikationen, die exakt auf ihre Motoren abgestimmt sind.

Was sagt die Viskosität aus?

Die SAE-Klassifikation gibt Auskunft über die Fließeigenschaften des Öls bei Kälte und Betriebstemperatur. Dabei steht zum Beispiel „5W-30“ für ein Öl, das bei winterlichen Temperaturen flüssig genug bleibt, um beim Start sofort zu schmieren, und bei 100 °C die nötige Schmierwirkung beibehält. Je niedriger die Zahl vor dem „W“, desto besser das Fließverhalten bei Kälte. Die hintere Zahl steht für die Stabilität bei Wärme.

Moderne Motoren sind oft auf sehr schmale Viskositätsfenster abgestimmt. Ein falscher Öltyp kann zu unzureichender Schmierung oder übermäßiger Verdunstung führen. Deshalb immer im Fahrzeughandbuch oder auf dem Öleinfüllstutzen nach den Herstellerfreigaben schauen.

Long-Life-Öl: Weniger Werkstatttermine, gleiche Sicherheit

Einige Öle sind speziell auf lange Wechselintervalle ausgelegt. Diese sogenannten Long-Life-Öle ermöglichen Laufleistungen von bis zu 30.000 Kilometern zwischen den Ölwechseln – vorausgesetzt, das Fahrzeug ist entsprechend ausgelegt und die Betriebsbedingungen stimmen. Auch hier gilt: Die Freigaben des Motorenherstellers sind verbindlich.

Während heute also Hightech-Öle den Wartungsaufwand reduzieren, waren in der Anfangszeit der Mobilität Ölwechsel bereits nach wenigen hundert Kilometern üblich. Damals war die Ölqualität deutlich geringer und der Verschleiß der Motoren entsprechend höher.

Ölstand prüfen – richtig und regelmäßig

Obwohl moderne Fahrzeuge meist über eine elektronische Ölstandskontrolle verfügen, bleibt die manuelle Überprüfung wichtig. Mindestens alle 1.000 Kilometer oder vor längeren Fahrten sollte der Stand überprüft werden. Dazu das Fahrzeug auf ebenem Untergrund abstellen, den Motor kurz abkühlen lassen und dann mit dem Peilstab den Stand zwischen Min- und Max-Markierung prüfen.

Ist der Stand zu niedrig, muss in kleinen Mengen nachgefüllt werden. Idealerweise mit Trichter, um Verschütten zu vermeiden. Danach einige Minuten warten und erneut messen, bis der optimale Bereich erreicht ist.

Zu viel Öl kann schaden

Ein häufiger Irrtum: Wenn zu wenig Öl schlecht ist, ist mehr besser. Das Gegenteil ist der Fall. Wird der Ölstand überschritten, kann es dazu kommen, dass bewegliche Teile wie die Kurbelwelle das Öl aufschäumen. Dabei verliert es seine Schmierfähigkeit, da Luftblasen die gleichmäßige Verteilung behindern. Schaumiges Öl kann auch Dichtungen beschädigen oder zu Motoraussetzern führen.

Deshalb: Immer mit Bedacht nachfüllen und nie über die Maximalmarkierung hinaus.

Motorradöle: Eine eigene Klasse

Bei Motorrädern ist besondere Vorsicht geboten. Viele Modelle verfügen über ein gemeinsames Ölsystem für Motor, Kupplung und Getriebe. Deshalb sind die Anforderungen an das Öl völlig anders als bei Autos. Spezielle Motorradöle sind auf diese Anforderungen abgestimmt und verhindern etwa ein Rutschen der Nasskupplung. Wer hier versehentlich herkömmliches Autoöl verwendet, riskiert Schäden an der Kupplungseinheit.

Wer den Ölwechsel selbst durchführen will, sollte sich über die Technik seines Fahrzeugs gut auskennen. Wichtig: Das Altöl darf keinesfalls in den Hausmüll oder ins Abwasser gelangen. Rückgabe ist dort möglich, wo das Öl gekauft wurde. Auch viele Werkstätten oder kommunale Recyclinghöfe nehmen Altöl entgegen.

Ein selbst durchgeführter Ölwechsel spart Kosten – setzt aber saubere Arbeit und fachgerechte Entsorgung voraus.


Fazit

Trotz aller Fortschritte in der Fahrzeugentwicklung bleibt die Bedeutung des Motoröls ungebrochen. Die richtige Wahl, regelmäßige Kontrolle und fachgerechter Umgang tragen entscheidend zur Langlebigkeit und Effizienz des Motors bei. Bereits vor 100 Jahren wusste man: Wer beim Öl spart oder schludert, riskiert teure Schäden. Dieser Grundsatz gilt heute mehr denn je. Quelle: DEKRA

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