Mobilität wird von vielen Menschen in Deutschland nicht mehr nur funktional betrachtet, sondern als essenzieller Bestandteil des täglichen Lebens verstanden. Die aktuelle Mobilitätsstudie der HUK-COBURG zeigt, dass vor allem das Auto erneut an Bedeutung gewonnen hat. Gleichzeitig nimmt der öffentliche Druck zu, die bestehende Verkehrsinfrastruktur deutlich auszubauen – auch dann, wenn dafür andere staatliche Aufgaben zurückgestellt werden müssen.
Breite Zustimmung für staatliche Investitionen in die Infrastruktur
Der Wunsch nach einem leistungsfähigeren Verkehrssystem ist so deutlich wie selten zuvor. Laut der aktuellen Studie befürworten 74 % der Teilnehmenden, dass öffentliche Mittel verstärkt in Straßen, Schienen und Verkehrsnetze fließen sollen – selbst wenn dies zu Lasten kultureller oder sozialer Förderungen geschehe. Diese Meinung hat gegenüber dem Vorjahr nochmals an Zuspruch gewonnen und unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz des Themas.
Ein zentraler Kritikpunkt bleibt die finanzielle Belastung durch Mobilität. Gleichzeitig beklagen mehr als die Hälfte der Befragten, dass verlässliche Zeitplanung kaum noch möglich sei. Beides gilt mittlerweile als größte Einschränkung bei der Nutzung bestehender Verkehrsangebote. Dies verstärkt die Forderung nach besserer Infrastruktur, insbesondere im Straßenverkehr.
Pkw bleibt klarer Favorit im Verkehrsmittelvergleich
Im Vergleich verschiedener Fortbewegungsmöglichkeiten schneidet der private Pkw weiterhin am besten ab. Für drei Viertel der Befragten ist er das geeignetste Mittel, um Mobilitätsbedürfnisse auch künftig verlässlich zu erfüllen. Der Schienenverkehr liegt mit 18 % weit abgeschlagen, der öffentliche Nahverkehr kommt auf ähnlich niedrige Werte.
Ein entscheidender Grund: Viele empfinden Autofahren als sicherer im Vergleich zu Bus, Bahn oder Fahrrad. Auf einer Schulnotenskala geben die Befragten dem Pkw ein Sicherheitsempfinden von durchschnittlich 2,5. Öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn werden mit einem Wert von 2,8 bewertet – gleichauf, aber hinter dem Zufußgehen (2,4). Auffällig ist zudem, dass das Sicherheitsgefühl im Auto in den letzten Jahren zugenommen hat, während es bei öffentlichen Verkehrsmitteln eher rückläufig war.
Elektromobilität gewinnt, Skepsis nimmt ab
Die Akzeptanz gegenüber Elektrofahrzeugen nimmt weiter zu. Mittlerweile sprechen sich 45 % der Befragten für staatliche Fördermaßnahmen aus – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich fällt dieser Zuwachs in der Altersgruppe über 40 Jahre aus. Während jüngere Menschen grundsätzlich schon länger offen für die Technologie sind, zeigt sich nun auch bei älteren Generationen eine spürbare Veränderung.
Regionale Unterschiede bleiben dennoch bestehen. In Bundesländern wie Berlin und Nordrhein-Westfalen ist die Zustimmung mit 52 % besonders hoch. Im Gegensatz dazu ist in Sachsen-Anhalt und Thüringen ein deutlich geringerer Zuspruch zu verzeichnen. In Großstädten ab einer halben Million Einwohner schneiden sowohl E-Fahrzeuge als auch klassische Verbrenner hinsichtlich Beliebtheit besser ab als in kleineren Kommunen.
Schnelligkeit und Zuverlässigkeit im Fokus der Nutzererwartungen
Neben den Kosten ist für viele Befragte die Zeitersparnis ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Verkehrsmittels. Dieser Aspekt hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Stand in früheren Studien vor allem der Preis im Mittelpunkt, so wird inzwischen ebenso stark auf zuverlässige Reisezeiten und flexible Verbindungen geachtet.
Dabei hat sich auch der Blick auf Verbesserungsmaßnahmen verschoben. Während in der Vergangenheit insbesondere das Schienennetz als ausbaufähig galt, fordern inzwischen immer mehr Menschen auch Investitionen in den Straßenverkehr. Der Anteil derjenigen, die hier Handlungsbedarf sehen, ist gegenüber dem Vorjahr spürbar gestiegen – von 18 % auf 23 %.
Sicherheitsempfinden beeinflusst Mobilitätsverhalten regional
Wie sicher sich Menschen mit verschiedenen Verkehrsmitteln fühlen, hängt auch stark vom Wohnort ab. So zeigen sich große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während der öffentliche Nahverkehr in Städten wie Hamburg oder Bremen ein relativ hohes Sicherheitsniveau genießt, fällt die Bewertung in Brandenburg oder Thüringen deutlich schlechter aus.
Diese regionalen Unterschiede beeinflussen direkt die Verkehrsmittelwahl – und damit auch die Anforderungen an politische Entscheidungen. Denn ein hohes Sicherheitsempfinden ist oft entscheidend dafür, ob Bus, Bahn oder Auto genutzt wird. Vor allem in Ballungsräumen zeigt sich ein klarer Trend zur Nutzung des Autos, unabhängig vom Antrieb.
Fazit
Die Ergebnisse der HUK-Studie 2025 machen deutlich, dass Mobilität für viele Menschen in Deutschland eine zentrale Rolle spielt – unabhängig vom Alter oder Wohnort. Das Auto bleibt dabei unangefochtener Favorit, nicht zuletzt wegen seiner Flexibilität und des als höher empfundenen Sicherheitsniveaus.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die Anforderungen an das Verkehrssystem steigen. Neben finanziellen und zeitlichen Aspekten gewinnen auch Aspekte wie Komfort und Planbarkeit an Gewicht. Der politische Handlungsdruck wächst, Investitionen in Verkehrswege neu zu priorisieren und gleichzeitig den Wandel hin zu alternativen Antrieben sozial verträglich zu gestalten. Quelle: HUK-COBURG