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Energy4Mobility: Wasserstoff für CO2-neutrale Mobilität

Veröffentlicht am 04.07.2023

Der Verkehrsbereich trägt in Deutschland zu 20 Prozent der Gesamtemissionen von CO₂ bei. Im Gegensatz zu vielen anderen Sektoren ist der Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr in den letzten Jahren um 7 Prozent gestiegen, seit 1990. Das Klimaschutzgesetz fordert eine Reduzierung der CO₂-Emissionen um die Hälfte bis 2030 und eine vollständige Eliminierung bis 2045. Allerdings stellt sich die Frage, welche alternativen Kraftstoffe ausreichend vorhanden sind und schnell sowie effizient genutzt werden können. Diese Thematik wurde von Experten aus Wirtschaft und Verbänden beim Energy4Mobility Talk am 15. Juni in München diskutiert. Die Fachleute waren sich darin einig, dass Wasserstoff eine entscheidende Rolle für eine emissionsfreie Mobilität spielt.


Wasserstoff im Fokus der Messe Frankfurt

In der aktuellen Ausgabe der Veranstaltungsreihe der Messe Frankfurt stand das Thema Wasserstoff im Fokus. Vertreter von ARTHUR BUS, Cryomotive, Gumpert Automobile, Hydrogen Europe, Linde, Mobil in Deutschland und UnternehmerTum diskutierten über die Bedeutung von Wasserstoff für eine CO₂-neutrale Mobilität. Michael Johannes, Vice President Mobility & Logistics der Messe Frankfurt, erläuterte:

„Wir haben die Expertentalk-Reihe ins Leben gerufen, weil es ohne alternative Antriebsenergien keine Mobilitätswende geben wird. Deshalb will die Messe Frankfurt diesem Thema eine Plattform bieten und wichtigen Playern die Gelegenheit geben, ihre innovativen Projekte und Ideen vorzustellen, sich auszutauschen und zu vernetzen“.

Matthias Braun, Berater am Aramco Research Center (Paris), fügte hinzu:

„Ich begrüße sehr, dass die Messe Frankfurt diesen Energy4Mobility-Talk organisiert, den ich gerne unterstütze. Antriebsarten gibt es mehrere, die auch alle im Wettbewerb stehen müssen. Wasserstoff ist eine sehr wichtige zukünftige Antriebsart. Es ist sehr gut, dass Speaker aus verschiedenen Verkehrsarten, auch LKW und Sportwagen, und auch aus dem Bereich Energie, Service usw. hier zusammenkommen und sich vernetzen“.

Das Aramco Research Center Paris engagiert sich unter anderem beim Wasserstoff, dazu erklärte Braun:

„Aramco arbeitet gerade mit Hyundai und Bosch in Wien an einer neuen Wasserstoff-Verbrenner-Generation“.

Darüber hinaus strebt Aramco das Ziel an, Deutschland in der Zukunft mit umweltfreundlichem Wasserstoff zu beliefern.

Energy4Mobility – Wasserstoff im Verkehr effizient nutzen

In seinem Vortrag zum Thema „Effektive Nutzung von Wasserstoff im Verkehr“ illustrierte Dr.-Ing. Simon Herzog, Senior Project Lead bei der UnternehmerTUM GmbH, anhand eines Langstreckenflugs, dass es nicht realistisch sei, alle Verkehrsmittel vollständig zu elektrifizieren. Wasserstoff werde in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen, insbesondere aufgrund der Erwartung, dass die Kosten für Wasserstoff sinken werden. Dr.-Ing. Simon Herzog fasste zusammen, dass Deutschland nicht zu einem großen Wasserstoffproduzenten werden wird, und erklärte weiterhin:

„Beim Thema Wasserstoff sieht man, dass speziell in Regionen weltweit, wo man günstige Elektrizität hat, in großem Umfang stark auf Wasserstoff gesetzt wird, allen voran in Norwegen und in einigen Regionen in den USA. Deutschland ist vorwiegend als Technologielieferant vergleichsweise gut aufgestellt, aber wir werden höchstwahrscheinlich nicht das Land sein, das Wasserstoff in großem Stil produzieren wird, weil es ein sehr energieintensives Unterfangen ist“.

Dr.-Ing. Simon Herzog resümierte:

„Wir brauchen ähnlich wie Henry Ford, der das Auto mit der Erfindung des Fließbandes zum Massenprodukt gemacht hat, eine Fließbandproduktion für den Wasserstoff und alle am Wasserstoff beteiligten Komponenten“.

Effiziente Technologien zur Betankung von Wasserstofffahrzeugen

Thomas Schaefer, Business Development Manager bei der Linde GmbH, betonte in seinem Vortrag über effiziente Betankungstechnologien für Wasserstofffahrzeuge, dass das Tanken von Wasserstoff bereits seit vielen Jahren möglich ist und die Technologie auf dem neuesten Stand ist. Linde hat weltweit verschiedene Wasserstofftankstellen errichtet, die eine Betankung für PKWs, LKWs, Busse, Züge und andere Nutzfahrzeuge ermöglichen. Derzeit beschäftigt sich das Unternehmen auch intensiv mit grünem Wasserstoff, was eine Herausforderung darstellt, da es sowohl die Produktion als auch den Transport betrifft. Dennoch ist dies nur eine Frage der Zeit, so Schaefer.

„Mit der fortschreitenden Energiewende hin zu erneuerbaren Energien wird grüner Wasserstoff verfügbar sein“,

Laut Thomas Schaefer gebe es global gesehen kein Energieproblem. Er erwähnte, dass in Afrika beispielsweise 200 Mal mehr Energie vorhanden sei als vor Ort verbraucht werde.

„Es gibt kein Energieproblem, sondern ein Verteilungsproblem“

, erklärte Schaefer.

In Bezug auf Kryodruck-Wasserstoff für den Schwerlastverkehr hielt Daniel Duschek, Leiter für Anforderungsmanagement bei der RCS Cryomotive GmbH, einen Vortrag. Dabei betonte er die Bedeutung eines Regelwerks und die Etablierung eines internationalen Standards im Zusammenhang mit Wasserstoff. Duschek erklärte:

„Für die Zulieferer brauchen wir einen einheitlichen Standard. Es kann nicht sein, dass ich das Produkt in eine Anwendung einbauen darf und in eine andere nicht, weil dort höhere Sicherheitsauflagen erfüllt werden müssen. Es gibt hier unterschiedliche Richtlinien, die harmonisiert werden müssen“.

In Bezug auf die Entwicklung entsprechender Vorschriften sei Deutschland recht engagiert, so der Text.

„Wir haben das Know-how, dass wir neue Technologien beschreiben können, dass wir sie abgrenzen können zu bestehenden Technologien, und die Synergien nutzen können. Wir haben in Deutschland in dem Segment eine sehr starke Community, die das Ganze unterstützt und im internationalen Segment auch weiter aufbaut“.

Es besteht auch Bedarf an der Entwicklung von Standards für die Infrastruktur, da es beispielsweise beim Betanken von Wasserstoff noch viele verschiedene Systeme gibt.

Zugängliche und erschwingliche Lösungen

Das Start-up ARTHUR BUS GmbH hat es sich zum Ziel gesetzt, die Zukunft der umweltfreundlichen Mobilität zu gestalten. Philipp Glonner, CEO und Mitbegründer der ARTHUR BUS GmbH, erklärte diesbezüglich:

„Wir wollen die Herausforderungen der modernen Mobilität lösen – und zwar jetzt. Dies erfordert zugängliche und bezahlbare Lösungen. Die erste Lösung konzentriert sich auf den ÖPNV, da ARTHUR in diesem Bereich einen unmittelbaren und systematischen Beitrag zur emissionsfreien Mobilität leisten kann“.

Glonner präsentierte den Teilnehmer*innen das innovative Energiekonzept des ARTHUR Brennstoffzellenbusses, der einen äußerst geringen Wasserstoffverbrauch von unter sechs Kilogramm pro 100 Kilometer aufweist. ARTHUR agiert nicht nur als Anbieter emissionsfreier Busse, sondern fungiert auch als Systemhersteller und verfolgt dabei ambitionierte Ziele.

„Wir wollen auch stetig im Bereich der ARTHUR Holding im Wasserstoff-Bereich, vor allem in der Zero Emission Mobility, weitere Geschäftsfelder ausbauen, zum Beispiel für die Infrastruktur Lösungen finden“

, so Philipp Glonner.

Technologischer Wettbewerb

Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V., gab einen Ausblick auf E-Fuels und die Zukunft von Verbrennungsmotoren in Deutschland. Er betonte, dass es bei 48 Millionen Verbrenner-Fahrzeugen in Deutschland nicht realistisch sei, sie alle elektrisch zu betreiben, da die Ladeinfrastruktur zu Stoßzeiten nicht ausreichend Kapazität bieten könne. Dennoch sei Klimaschutz und klimaneutrale Mobilität auch für Verbrennungsmotoren möglich. Fahrzeuge könnten problemlos mit E-Fuels oder zukünftig mit anderen Kraftstoffen wie Wasserstoff betrieben werden. Haberland plädierte für Offenheit gegenüber verschiedenen Technologien.

„Wir brauchen den Wettbewerb unter den Technologien“.

Roland Gumpert, CEO der Gumpert Automobile GmbH, sprach sich für den Einsatz von grünem Methanol als Kraftstoff der Zukunft aus. Das Unternehmen hat die „Gumpert Power Cell“ mit einer Methanol-Brennstoffzelle entwickelt. Die „Gumpert Power Cell“ kann grundsätzlich für alle Verkehrsträger genutzt werden, wobei das Unternehmen sich besonders auf LKWs konzentriert, da die Transport- und Logistikbranche dringend eine Lösung benötigt.

Dazu erklärte Roland Gumpert:

„Das nächste Projekt ist ein 40 Tonnen-LKW, der von München aus nach Spanien fahren soll, in einem Stück ohne anzuhalten, und nicht wie ein Batterie-LKW, der in Spanien dann drei Tage zum Aufladen bräuchte“.

Die Gumpert Automobile GmbH hat das Ziel, als Lieferant für die Originalequipment Manufacturers (OEMs) tätig zu werden und arbeitet auch an einer Erweiterung ihres Produktportfolios. Durch diese Diversifizierung könne auch das Energieproblem gelöst werden, indem die Abwärme der „Gumpert Power Cell“ zur Beheizung eines Hauses genutzt werden könne. Roland Gumpert ist davon überzeugt,

„dass unsere Technologie in Zukunft eine Haupttechnologie werden wird und einen Großteil der anderen veralteten Technologien ersetzt, die die Umwelt belasten und Emissionen freisetzen“.

Energy4Mobility – Wasserstoff unverzichtbar für emissionsfreie Mobilität

In der Diskussionsrunde waren die Experten einig, dass Wasserstoff eine unverzichtbare Rolle bei der Erreichung einer emissionsfreien Mobilität spielt. Sie betonten, dass die Mobilitätswende nicht allein durch Elektromobilität erreicht werden könne. Die Wichtigkeit von Technologieoffenheit wurde betont, da vermutlich verschiedene Technologien gleichzeitig zum Einsatz kommen würden, abhängig von Verwendungszweck, Verkehrsträger und zurückzulegender Strecke. Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass die Vernetzung der beteiligten Akteure von großer Bedeutung ist und dass die Diskussion fortgeführt werden sollte. Denn nur durch gemeinsame Anstrengungen könne die Mobilitätswende erfolgreich umgesetzt werden.


Die Energy4Mobility-Talkreihe wird auch in diesem Jahr fortgesetzt. Weitere Informationen zu den nächsten Terminen sind auf der Website https://mobility-logistics.messefrankfurt.com/energy4mobility verfügbar. Quelle: Energy4Mobility

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