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Telematik mit Prämienpotenzial

Veröffentlicht am 26.04.2017

Telematik birgt 1 Mrd. Euro Prämienpotenzial für Kfz-Versicherungen – Neues Mobilitätsradar zeigt: Wer sein Fahrverhalten überwachen lässt, will vor allem sparen

„Die Skepsis gegenüber Telematik-Tarifen ist nach wie vor groß. Dennoch haben Versicherer das volle Kundenpotenzial noch längst nicht ausgeschöpft – immerhin gibt es in Deutschland rund eine Million Autofahrer, die unmittelbar zu einem Telematik-Tarif wechseln würden“, so Ralf Kalmbach, Partner bei A.T. Kearney und globaler Leiter des Automobilgeschäfts.

Für Versicherer bedeute das, sich vor allem auf die Bedürfnisse dieser Fahrer einzustellen. Die neue Studie von A.T. Kearney Mobilitätsradar 2016 zeigt detaillierte Einblicke.


Rund die Hälfte aller deutschen Autofahrer wollen die neuen Telematik-Tarife von Kfz-Versicherungen nicht nutzen. Nur 40 Prozent aller Fahrer sind an den Systemen, die Versicherungsprämien je nach Fahrstil erhöhen oder senken, potenziell interessiert. Das ergab eine Studie von A.T. Kearney, durchgeführt von Kantar TNS. Im Rahmen der repräsentativen Barometer-Studie „Mobilitätsradar Deutschland“ wurden im September 2016 mehr als 1.000 deutsche Autofahrer über 18 Jahre zu Telematik-Tarifen befragt.

telematik wechselpotenzial

Hauptgrund für die überwiegend kritische Haltung ist die Angst vor dem Missbrauch personenbezogener Daten, sogenannter Mobilitätsprofile. Diese werden entweder per Smartphone oder über im Fahrzeug verbaute Telematikboxen direkt an den Versicherer gesendet. Interessiert an Telematik-Tarifen sind dagegen laut Studie eher Frauen als Männer, eher Besser- als Weniger-Verdiener und eher jüngere als ältere Personen. Vor allem für junge Autofahrer scheint ein Telematik-Tarif attraktiv: Unter ihnen ist das Unfallrisiko besonders hoch – wer jedoch umsichtig fährt, kann sparen.

„Aus Sicht der Kunden sind vor allem direkte Kostenvorteile ausschlaggebend: 60 Prozent aller Autofahrer gehen davon aus, durch den Umstieg auf Telematik-Tarife Geld zu sparen – hier müssen die Versicherer ansetzen“, kommentiert Dr. Karl Obermair, Projektleiter und Experte für Mobilitätsservices bei A.T. Kearney.

Besonders Rabatte seien dabei ein wirksamer Hebel, neue Kunden zu werben: Bei Rabatten von 25 Prozent wären bis zu 35 Prozent der Kunden bereit, ihren Versicherungstarif zu wechseln. Vor allem jüngere Personen mit niedrigem Einkommen und einer hohen Affinität zu digitalen Produkten stünden einem neuen Tarif aufgeschlossen gegenüber. Ältere Personen mit höherem Einkommen blieben ihrer Versicherung dagegen eher treu.

Dass das Geschäft mit Telematik trotz vorhaltender Skepsis noch ungenutzte Potenziale birgt, zeigt sich vor allem bei Autofahrern zwischen 18 und 40 Jahren: Das Mobilitätsradar sieht in dieser Zielgruppe eine hohe Wechselbereitschaft. Attraktive Telematik-Tarife, die beispielsweise einen Prämienrabatt beim Wechsel bieten, könnten laut Befragung bei den 18-30-Jährigen maximal 325.000, bei den 30-40-Jährigen sogar bis zu 575.000 Neukunden anziehen. „Diese potenziell knapp eine Million Wechselkunden könnten für die Versicherungen unmittelbare Prämien im Wert von einer Milliarde Euro abschöpfen – und das pro Jahr“, kommentiert Obermair.

Neben dem Argument der Kostenersparnis kann Telematik bei den Verbrauchern auch mit direkten Sicherheits- und Bequemlichkeitsvorteilen punkten. Für rund zwei Drittel ist es wichtig, dass in Pannen- oder Unfallsituationen automatisch Hilfe organisiert wird – auch aus Kostengründen. So stufen 77 Prozent der Autofahrer mit einem Einkommen unter 1.000 Euro den Sicherheitsaspekt als sehr wichtig ein.

Autoexperte Kalmbach sieht die Potenziale von Telematik-Tarifen in Anbetracht vorherrschender Bedenken differenziert: „Ein positiver Befund für die Versicherer: In Bezug auf Datensicherheit zeigt sich, dass jeder zweite Verbraucher Telematik-Tarifen offener gegenübersteht, solange nachvollziehbar ist, welche Daten die Versicherung wofür nutzt. Auch wenn die Angst vor Datenmissbrauch schrumpft – das Thema „vernetztes Auto“ ist nach wie vor extrem erklärungsbedürftig, insbesondere worin genau der relevante Mehrwert für den Kunden liegt.“

In Zeiten, in denen immer mehr Alltagsgegenstände permanent mit dem Internet verbunden sind, sei das Kaufargument der Vernetzung längst nicht mehr ausreichend.

Die Vorteile von Telematik, z.B. Kostenersparnisse oder erhöhte Sicherheit, müssten daher noch besser kommuniziert werden – vor allem gegenüber jenen Autofahrern, die neue Tarife begrüßen. „Nur wer seinen Kunden klare Vorteile bietet und mit sensiblen Daten glaubwürdig umgeht, hat die Chance junge, digital affine Kundengruppen nicht nur zum Wechseln zu bewegen, sondern auch langfristig an sein Unternehmen zu binden.


Eine Zusammenfassung der repräsentativer Verbraucherstudie von A.T. Kearney

  • Rund 50% der deutschen Autofahrer sind Kfz-Telematik-Versicherungs-Tarifen gegenüber ablehnend oder zumindest skeptisch eingestellt, das maximale Nutzer- bzw. Interessentenpotenzial liegt bei etwa 40%. Das ergab eine Deutschland repräsentative Umfrage (n = 1.000, 18 Jahre+) die im September 2016 von Kantar TNS im Auftrag von A.T. Kearney im Rahmen der Barometer-Studie „MobilitätsRadar Deutschland“ durchgeführt wurde.
  • Hauptgrund für die überwiegend kritische Haltung ist die Angst vor Missbrauch personenbezogener Daten („Mobilitätsprofile“).
  •  Interessiert an Telematik-Tarifen sind eher Frauen als Männer, eher jüngere als ältere Personen und eher Besser- als Weniger-Verdiener.
  • Aus Sicht der Kunden sind vor allem die direkten Sicherheits- und Kostenvorteile als Mehrwerte von Telematik-Tarifen relevant. Für rund 2/3 ist es wichtig, dass in Pannen- oder Unfall-Situationen automatisch Hilfe organisiert wird, etwa 60% gehen davon aus, durch Umstieg in Telematik-Tarife Geld zu sparen.
  • Bei Rabatten von 25% wären max. 35% der Kunden wechselwillig. Jüngere Personen mit niedrigem Einkommen und hoher Digitalisierung sind generell eher für einen Wechsel aufgeschlossen, während ältere Personen mit höherem Einkommen tendenziell ihrer Versicherung eher treu bleiben.
  • Das maximale Wechselpotenzial in attraktive Telematik-Tarife – also solche, die z.B. 25% Prämienrabatt bei Wechsel bieten – liegt in der Zielgruppe der 18-30 Jährigen bei 245.-325.000 Kunden, bei den 30-40 Jährigen bei 430-575.000. Umgelegt auf das jährliche Prämienvolumen entspricht dies 352-467 Mio. € bzw. 360-481 Mio. € in Summe – also für beide Alterssegmente – max. 712-948 Mio. €.

Quelle: At Kearney

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