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Selbst reparieren oder Finger weg?

Veröffentlicht am 04.07.2016

Neue Batterien sorgen bei alten Autos vielfach für Spannung

 

Die Wartungsintervalle moderner Fahrzeuge sind lang – der nächste Ölwechsel ist oft erst nach 30.000 Kilometern fällig

Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von circa 14.000 Kilometern pro Jahr müssen Halter also erst nach gut zwei Jahren in die Werkstatt. Eine lange Zeit, in der trotzdem immer wieder kleinere Reparaturen anfallen – wie beispielsweise ein Lampentausch oder ein Filterwechsel. Was kann man angesichts enorm gestiegener technischer Anforderungen noch selbst erledigen und wovon sollten Autofahrer die Finger lassen? Zehn Tipps von TÜV SÜD.


Moderne Autos benötigen weniger Wartung als noch vor 20 Jahren. Umgekehrt steigen die Anforderungen bei Service und kleineren Reparaturen stetig an. Mal ein Birnchen auszutauschen – das geht auch heute noch relativ einfach. Einen ganzen Scheinwerfer – da wird es schon schwierig. Oft behindert die Elektronik jedes Do-it-yourself. Dennoch können Halter an vielen Stellen selbst Hand anlegen – und damit Einiges für den Werterhalt ihres Fahrzeugs tun.

Dazu Eberhard Lang von TÜV SÜD: „Wer Reifen, Flüssigkeiten und Lampen im Blick hat, tut was für die Verkehrssicherheit, spart Geld und ist in der Regel perfekt vorbereitet auf die nächste Hauptuntersuchung.“

1. Gummi: Den Wechsel der Sommer- und Winterbereifung erledigen etliche Autofahrer selbst. Ein paar Grundkenntnisse vorausgesetzt, ist das kein Problem. Allerdings ist ein Drehmomentschlüssel nötig. Vibriert das Lenkrad nach dem Tausch der Räder, ist nach den Erfahrungen von TÜV SÜD doch die Fahrt zum Auswuchten beim Reifendienst angesagt. Sind die Räder abmontiert, präsentiert sich der Blick auf Stoßdämpfer und Bremsen. Sind die Bremsscheiben riefig, müssen Profis ran. Das gleiche gilt bei abgefahrenen Belägen oder beschädigten Gummimanschetten an Lenkung und Antriebswellen. Sind die Stoßdämpfer nass, muss ebenfalls die Werkstatt ran.

2. Farbe: Kleine Lackschäden sind genau das Richtige für Selbermacher. Mit Tupflack lässt sich Rost an Steinschlagschäden stoppen. Geduldige und geschickte Heimwerker erzielen sogar mit Spraydosen akzeptable Ergebnisse. Jedoch darf niemand ein makelloses Finish erwarten wie bei der Werks- oder einer Profilackierung. Das gilt vor allem für Metallic-Farben.

3. Wasser: Es gibt viele Stellen, an denen ein Auto jenseits der Wagenwäsche von einer Reinigung profitiert. „Ein sauberer Motor neigt viel seltener zu Störungen und Reparaturen“, sagt Lang. Wer zudem den Unterboden, Achs- und Radaufhängungskomponenten regelmäßig reinigt, verhindert Korrosion. Das erhält den Wert und macht sich spätestens beim Weiterverkauf bemerkbar, denn kritische Gebrauchtwagenkäufer und Händler haben mehr im Blick als nur den Motor und den Lack.

4. Öl: Früher haben mehr Menschen das Motoröl selbst gewechselt als heute. Lang: „Die Wechselintervalle sind inzwischen so lang, dass sie mit anderen Arbeiten in der Werkstatt zusammenfallen. Außerdem brauchen immer mehr Motoren ungewöhnliche Spezialöle.“ Wer sich bei dessen Auswahl ganz sicher ist, kann auch heute noch selbst wechseln – eine saubere Arbeitsweise und umweltgerechte Entsorgung des Altöls vorausgesetzt.

5. Filter: Zum Ölwechsel gehört natürlich der Austausch des Filters. Auch der Wechsel von Luftfiltern bereitet in der Regel kein Problem. Zusammen mit den Zündkerzen tragen diese Teile am meisten zu einem sparsamen und umweltfreundlichen Betrieb bei. Ein zugesetzter Filter-Einsatz erhöht nämlich die Emissionen und den Verbrauch. Nahezu alle neueren Autos haben übrigens einen zweiten Luftfilter – für die Innenraumluft. Er sollte sogar öfter ersetzt werden. Sonst bildet der so genannte Pollenfilter einen idealen Nährboden für Krankheitskeime.

6. Funken: Zündkerzen versehen 40.000 oder mehr Kilometer klaglos ihren Dienst. Sind sie dann aber abgebrannt, leiden Leistung, Verbrauch und Umwelt erheblich. Für den Austausch empfiehlt sich zur Schonung der Gewinde in Leichtmetallmotoren ein Drehmomentschlüssel. Und Vorsicht: Die Zündung keinesfalls während der Arbeit einschalten! Moderne Zündanlagen arbeiten mit lebensgefährlichen Spannungen.

7. Licht: Viele Autos weisen über eine Anzeige im Cockpit auf fällige Wartungsarbeiten hin. In manchen Modellen lassen sich die Hinweise beispielsweise nach einem erfolgten Ölwechsel selbst löschen. Wie das geht, steht in der Betriebsanleitung. In anderen Fällen kann eine Werkstatt die Service-Anzeige zurücksetzen. Die meisten tun das auf Wunsch des Besitzers auch ohne lange Diskussionen und oft sogar gratis. Anderen Lampen am Auto kann sich der Autofahrer selbst widmen. Der Austausch von Blinker- und Standlichtlampen braucht mitunter Zeit und deshalb lässt sich dabei durch Do-it-yourself durchaus Geld sparen. Nach dem Ersatz von Scheinwerferlampen empfiehlt TÜV SÜD, die Einstellung der Scheinwerfer in der Werkstatt überprüfen zu lassen. Das kostet in aller Regel weniger als der Wechsel. Finger weg dagegen von Xenon-Licht. Diese Scheinwerfer setzen nämlich zum Zünden Spannungen von bis zu 50.000 Volt ein.

8. Riemen: Statt eines antiquierten Keilriemens treiben heute aufwändige Flachriemen die Nebenaggregate wie Generator, Servolenkungspumpe oder Klima-Kompressor an. Der Wechsel ist schon wegen der mitunter komplizierten Führung nur erfahrenen Schraubern zu empfehlen. Spätestens wenn das Auto spezielle Messgeräte zur Einstellung der Riemenspannung braucht, ist die Werkstatt gefragt. Das gilt in verstärktem Maß für den vorgeschriebenen Wechsel des Zahnriemens. Wer hier nicht penibel arbeitet und bei der Grundeinstellung der Nockenwellen oder beim Spannen Fehler macht, riskiert einen kapitalen Motorschaden. Den Zahnriemen nicht zu wechseln, birgt die gleiche Gefahr. Reißt er, bedeutet das in aller Regel das Aus für den Motor.

9. Rohre & Töpfe: Arbeiten an der Auspuffanlage sind von Rost, Schmutz und üblicherweise Flüchen begleitet. Selbst handwerklich geschickte Menschen verzweifeln dabei schon mal an schier nicht lösbaren Schellen und undichten Verbindungen. Anzuraten ist Eigenregie nur Hartgesottenen. Unbedingt nötig ist zudem eine Hebebühne oder Grube. Ein (sorgfältig!) aufgebocktes Auto bietet für Auspuffarbeiten selten die nötige Bewegungsfreiheit für sperrige Rohre und Töpfe.

10: Skeptisch ist Lang, wenn es um Sicherheitskomponenten wie Bremsen, Lenkung und Radaufhängung geht. „Dort sind Fachkenntnisse unbedingt nötig. Wer keine entsprechende Ausbildung hat, muss solche Arbeiten einer Werkstatt überlassen.“


Quelle: TÜV SÜd

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