Agora Verkehrswende: So werden mehr EVs verkauft

Veröffentlicht am 07.11.2025
Ein aktueller Gesamtkostenvergleich von Agora Verkehrswende zeigt, welche politischen Maßnahmen den Markterfolg von Elektrofahrzeugen am effektivsten fördern könnten. Laut der Analyse zählen vor allem Kaufpreisvergünstigungen, stabile Restwerte, faire Ladepreise und ein verlässlicher CO₂-Preis zu den zentralen Stellschrauben. Unter derzeitigen Bedingungen bieten E-Pkw Kostenvorteile vor allem bei höherpreisigen Modellen oder bei Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom. Die Ergebnisse sollen der Bundesregierung im Rahmen des Automobildialogs als Entscheidungshilfe dienen.
 

Im Vorfeld des Automobildialogs im Bundeskanzleramt hat der Thinktank Agora Verkehrswende eine umfassende Analyse zu den Gesamtkosten von Elektro- und Verbrennerfahrzeugen vorgestellt. Ziel der Untersuchung war es, die wirksamsten politischen und wirtschaftlichen Hebel zu identifizieren, um Elektrofahrzeuge schneller in den Massenmarkt zu bringen. Die Studie zeigt, dass insbesondere der Kaufpreis, der Restwert, der CO₂-Preis sowie die Kosten für öffentliches Laden entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von E-Pkw sind.


Kaufanreize als zentraler Faktor

Laut Agora Verkehrswende ist die Vergünstigung des Kaufpreises der effektivste Ansatzpunkt, um die Wettbewerbsfähigkeit von Elektroautos gegenüber Verbrennern zu erhöhen. Eine finanzielle Förderung in Höhe von 6.000 Euro würde dazu führen, dass in rund 87 Prozent der untersuchten Nutzungsszenarien E-Pkw günstiger als vergleichbare Verbrenner ausfallen. Bei einer Förderung von 3.000 Euro sind es 54 Prozent der Fälle. Besonders in den kleinen und mittleren Fahrzeugsegmenten könne eine gezielte Preisförderung den Absatz spürbar erhöhen.

Für die Breitenwirkung sei entscheidend, dass sich die Unterstützung auf bezahlbare, effiziente Neuwagen konzentriert. Ergänzend wird die Förderung von gebrauchten Elektrofahrzeugen empfohlen, um auch einkommensschwächeren Haushalten den Umstieg zu ermöglichen.

Restwerte als Kostentreiber

Der Wertverlust bleibt laut der Analyse der größte Einflussfaktor in der Gesamtkostenbetrachtung. Durchschnittlich beträgt der Wertverlust eines E-Pkw nach fünf Jahren rund 68 Prozent. Sinkt dieser um 20 Prozent, werden E-Pkw in 59 Prozent der Szenarien zur günstigeren Alternative. Steigt der Wertverlust hingegen um denselben Anteil, sind nur noch fünf Prozent der E-Fahrzeuge kostengünstiger als Verbrenner.
Agora Verkehrswende sieht im Vertrauen in Technik und Batterielebensdauer einen Schlüssel zur Stabilisierung der Restwerte. Ein klares politisches Bekenntnis zur Elektromobilität sei notwendig, um Unsicherheiten im Markt zu vermeiden. Diskussionen über Technologieoffenheit oder über Änderungen der EU-Flottengrenzwerte könnten dagegen zu Verunsicherung führen.

Für Nutzer, die auf öffentliches Schnellladen angewiesen sind, bleibt der Kostenvorteil von Elektrofahrzeugen derzeit gering. Agora Verkehrswende empfiehlt daher, den Wettbewerb unter den Ladeanbietern zu stärken und die Transparenz der Ladepreise zu verbessern. Eine konsequente Umsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen zum diskriminierungsfreien Zugang könne die Ladepreise senken und somit die Betriebskosten der Fahrzeuge verringern.

Darüber hinaus betont die Analyse die Bedeutung eines verlässlichen und steigenden CO₂-Preises. Höhere Preise für fossile Kraftstoffe würden die Gesamtkosten von Verbrennerfahrzeugen erhöhen und damit den wirtschaftlichen Vorteil von Elektroautos vergrößern. Bereits bei einem um 20 Prozent höheren Kraftstoffpreis könne sich die Kostenbilanz bei E-Pkw, die häufig im öffentlichen Netz geladen werden, deutlich verbessern.

Technologische Reife und Batteriekosten als Schlüssel zur Preisentwicklung

Ein wesentlicher Kostenfaktor bleibt die Batterie. Mit einem Anteil von bis zu 40 Prozent an den Gesamtherstellungskosten beeinflusst sie direkt den Fahrzeugpreis und die Restwertentwicklung. Sinkende Zellpreise, standardisierte Plattformen und Second-Life-Konzepte für ausgediente Batterien können langfristig zu einer deutlichen Kostenreduktion beitragen. Die steigende Produktionskapazität in Europa, insbesondere durch neue Zellfabriken, dürfte die Abhängigkeit von Importen verringern und die Versorgungssicherheit stärken. Für Hersteller bedeutet dies größere Planungssicherheit bei der Preisgestaltung und für den Aftermarket neue Potenziale im Bereich Batteriediagnose und Recycling.

Mit wachsender Zahl an Elektrofahrzeugen auf den Straßen verändert sich auch die Struktur des Wartungs- und Reparaturmarkts. Elektroautos verursachen weniger Verschleiß im Antriebsstrang, benötigen aber spezielles Know-how bei Hochvolttechnik und Batterieprüfung. Für Werkstätten bedeutet dies einen Wandel im Leistungsportfolio und in der Schulungsanforderung. Der Teilegroßhandel steht gleichzeitig vor der Aufgabe, neue Produktgruppen wie Hochvoltkomponenten, Zellmodule oder Ladesysteme ins Sortiment zu integrieren. Die wirtschaftliche Entwicklung des E-Pkw-Marktes wird daher mittelbar auch zur strategischen Weichenstellung für den Aftermarket.


Fazit

Die Ergebnisse von Agora Verkehrswende verdeutlichen, dass eine gezielte politische Steuerung entscheidend für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität ist. Preisliche Anreize, stabile Restwerte, faire Ladebedingungen und ein planbarer CO₂-Preis gelten als zentrale Faktoren für die Marktakzeptanz. Für den automobilen Aftermarket und Werkstätten ergeben sich daraus langfristige Veränderungen in der Fahrzeugstruktur, die eine vorausschauende Anpassung an den wachsenden Anteil elektrischer Antriebe erforderlich machen. Quelle: Agora Verkehrswende

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