Der Data Act der Europäischen Union ist seit Herbst 2025 in Kraft und bildet einen zentralen Bestandteil der europäischen Digitalstrategie. Ziel der Verordnung ist es, den Zugang zu und die Nutzung von Daten fair, vorhersehbar und diskriminierungsfrei zu gestalten. Die ADPA sieht darin einen entscheidenden Schritt hin zu einem offenen und wettbewerbsfähigen Datenökosystem, das insbesondere im Kfz-Aftermarket gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer schafft. Für die Akteure der Branche bedeutet dies einen wichtigen Fortschritt hin zu mehr Wettbewerbsgleichheit bei der Nutzung von fahrzeuggenerierten Daten.
Bedeutung des Data Acts für die digitale Wertschöpfung im Aftermarket
Die zunehmende Digitalisierung moderner Fahrzeuge hat die Grundlage für eine datengetriebene Mobilitätswirtschaft geschaffen. Reparatur- und Wartungsprozesse, aber auch Mobilitätsdienstleistungen, beruhen immer stärker auf Echtzeitinformationen, die direkt vom Fahrzeug generiert werden. Der Data Act setzt hier an und legt fest, dass diese Daten nicht exklusiv den Fahrzeugherstellern vorbehalten bleiben dürfen.
Ohne klare gesetzliche Vorgaben droht eine Monopolisierung des Datenflusses, die Innovationen behindern und unabhängige Marktteilnehmer benachteiligen würde. Studien zeigen, dass eine solche Einschränkung der Datenverfügbarkeit die europäische Wirtschaft bis 2050 jährlich rund 95 Milliarden Euro kosten könnte.
Mit dem Data Act entsteht nun ein rechtlicher Rahmen, der einen fairen Zugang zu diesen Daten ermöglicht. Er schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen und fördert damit sowohl Innovation als auch die Auswahlmöglichkeiten für Endverbraucher.
Umsetzungsherausforderungen und notwendige Ergänzungen
So bedeutsam der Data Act auch ist – er allein reicht nicht aus, um die branchenspezifischen Anforderungen des Automobilsektors vollständig zu erfüllen. Bei Fahrzeugdaten geht es nicht nur um Informationen, sondern um den Zugriff auf zentrale Fahrzeugfunktionen, die für den Betrieb digitaler und vernetzter Dienste essenziell sind.
Unabhängige Marktteilnehmer müssen mit dem Fahrzeug kommunizieren, Aktionen auslösen und eigene Anwendungen integrieren können. Dafür braucht es zusätzliche gesetzliche Maßnahmen, die den besonderen technischen und sicherheitsrelevanten Rahmenbedingungen des Automobilbereichs Rechnung tragen. Nur durch ein solches Zusammenspiel von horizontaler Regulierung (Data Act) und branchenspezifischer Gesetzgebung lässt sich ein tatsächlich offenes und wettbewerbsfähiges Mobilitätsökosystem schaffen.
Bedeutung der MVBER-Überarbeitung für den digitalen Wettbewerb
Ein entscheidender Hebel für die praktische Umsetzung liegt in der laufenden Überarbeitung der Gruppenfreistellungsverordnung für Kraftfahrzeuge (MVBER). Diese bietet die Chance, die Grundsätze des fairen Wettbewerbs auf den digitalen Bereich zu übertragen.
Die überarbeitete MVBER sollte klare Leitlinien für den Datenzugang und für digitale Fahrzeugdienste enthalten. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die gleichen Wettbewerbsbedingungen, die bislang für physische Ersatzteile und Reparaturinformationen gelten, künftig auch für digitale Schnittstellen und Fahrzeugdaten Anwendung finden.
Ohne diese Anpassung droht eine Diskrepanz zwischen den Zielen des Data Acts und der tatsächlichen Marktrealität – insbesondere bei vernetzten Fahrzeugen und softwarebasierten Dienstleistungen.
Fazit
Mit dem Data Act hat Europa eine wesentliche Grundlage für den fairen Wettbewerb im digitalen Zeitalter geschaffen. Für den automobilen Aftermarket eröffnet die Verordnung Chancen, Innovationen zu fördern, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und die Mobilität insgesamt effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Entscheidend wird sein, dass der gesetzliche Rahmen nicht verwässert wird. Eine konsequente Durchsetzung, eine klare Überwachung der Einhaltung und die zügige Ergänzung um branchenspezifische Regelungen im Rahmen der MVBER sind unerlässlich. Nur dann kann das Ziel erreicht werden, gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Fahrzeugherstellern und unabhängigen Marktteilnehmern zu sichern – und die Grundlage für ein starkes, digitales Europa zu schaffen. Quelle: ADPA



