E-Scooter gehören mittlerweile fest zum Mobilitätsbild deutscher Großstädte. Mit der zunehmenden Nutzung steigen jedoch auch die Unfallzahlen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ereigneten sich im vergangenen Jahr fast 12.000 Unfälle mit Personenschaden. Der ADAC Hessen-Thüringen warnt vor den besonderen Risiken der kleinen Roller und nennt konkrete Maßnahmen, um die Sicherheit zu verbessern.
Unfallzahlen im Überblick
Im Jahr 2024 wurden deutschlandweit 11.944 E-Scooter-Unfälle registriert, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. 27 Personen kamen dabei ums Leben. Rund die Hälfte der Betroffenen war jünger als 25 Jahre. Besonders gefährlich sind Kollisionen mit Pkw, die für etwa ein Viertel aller tödlichen Unfälle verantwortlich sind. Die Statistik zeigt, dass E-Scooter-Fahrer im Straßenverkehr stark gefährdet sind und oft unterschätzt wird, welche Dynamik ein Unfall mit den kleinen Rädern entwickeln kann.
E-Scooter sind rechtlich dem Fahrrad gleichgestellt. Deshalb gilt: vorhandene Radwege, Radfahr- oder Schutzstreifen müssen genutzt werden. Das Fahren auf Gehwegen ist strikt verboten. Laut Unfallanalyse war in etwa jedem fünften Fall die fehlerhafte Nutzung der Fahrbahn Unfall-ursächlich. Auch die Altersgrenze ist klar geregelt: erlaubt ist das Fahren ab 14 Jahren – jedoch immer allein. Beifahrer erhöhen das Risiko erheblich, da sie das Gleichgewicht beeinflussen und die Kontrolle erschweren.
Kleine Räder reagieren empfindlich auf Unebenheiten im Asphalt. Dadurch kann bereits eine unerwartete Bodenwelle zur Gefahr werden. Der ADAC empfiehlt, die Hände möglichst stets am Lenker zu behalten. Handzeichen sollten nur beim Geradeausfahren gegeben werden. Fest verbaute Blinker könnten langfristig die Verkehrssicherheit erhöhen.
Schutz durch Ausrüstung
Auch wenn kein gesetzlicher Helmzwang besteht, rät der ADAC dringend zum Tragen eines Kopfschutzes. Er kann bei Stürzen schwere Kopfverletzungen verhindern. Ergänzend verbessert helle oder reflektierende Kleidung die Sichtbarkeit im Straßenverkehr, insbesondere in der dunklen Jahreszeit. Gerade in urbanen Bereichen mit dichter Verkehrsdichte kann diese einfache Maßnahme entscheidend sein.
Für E-Scooter gelten die gleichen Promillegrenzen wie für Autofahrer. Schon geringe Mengen Alkohol können zu Kontrollverlust führen. Verstöße ziehen nicht nur Bußgelder, sondern auch Führerscheinentzug nach sich. Auch Drogenkonsum am Lenker ist ein erhebliches Risiko. Hinzu kommt das Thema Ablenkung: die Nutzung des Smartphones während der Fahrt ist verboten und erhöht die Unfallgefahr massiv.
Typische Unfallursachen im Detail
Neben der fehlerhaften Nutzung von Fahrbahnen und Radwegen gibt es weitere Faktoren, die das Unfallrisiko bei E-Scootern erhöhen. Häufig sind Fahrfehler durch mangelnde Erfahrung oder überschätzte Fahrkünste ausschlaggebend. Auch schlechtes Wetter spielt eine Rolle: Regen oder Laub auf der Fahrbahn reduzieren die Haftung der kleinen Reifen deutlich. Hinzu kommt die oft unzureichende technische Kontrolle der Fahrzeuge, etwa bei abgefahrenen Reifen oder defekten Bremsen. Diese Kombination aus menschlichen und technischen Fehlern führt zu einem hohen Gefahrenpotenzial im Stadtverkehr.
Die technische Ausstattung eines E-Scooters ist entscheidend für die Sicherheit im Straßenverkehr. Gut funktionierende Bremsen, eine helle Beleuchtung und ein stabiler Lenker sind unverzichtbar. Viele Modelle verfügen über eine einfache Federung, die jedoch auf unebenem Untergrund schnell an ihre Grenzen stößt. Werkstätten, die E-Scooter warten oder reparieren, sehen vor allem Schäden an Bremsen, Rädern und der Elektronik. Ersatzteile für sicherheitsrelevante Komponenten wie Bremsbeläge, Lichtanlagen oder Reifen werden daher zunehmend nachgefragt.
Integration in den urbanen Verkehr
Die steigende Zahl an E-Scootern stellt Kommunen vor neue Herausforderungen. Radwege sind vielerorts überlastet, sodass Konflikte zwischen Radfahrern und E-Scooter-Nutzern zunehmen. Auch der ruhende Verkehr ist ein Problem: falsch abgestellte Roller blockieren Gehwege und stellen Stolperfallen dar. Städte reagieren mit speziellen Abstellzonen und klareren Regeln für Sharing-Anbieter. Langfristig wird die Integration in den Mobilitätsmix nur gelingen, wenn die Infrastruktur entsprechend angepasst wird. Dazu gehören breitere Radwege, bessere Beschilderung und eine klare Trennung von Fußgängern und Fahrzeugen.
Mit der Verbreitung von E-Scootern wächst auch ein neuer Markt für Ersatzteile und Reparaturdienstleistungen. Neben klassischen Verschleißteilen wie Bremsen und Reifen besteht ein zunehmender Bedarf an Akkus, Ladegeräten und Elektronikkomponenten. Für den Großhandel im Kfz-Bereich eröffnet sich damit ein zusätzliches Geschäftsfeld, das bisher vor allem von spezialisierten Händlern bedient wird. Werkstätten, die ihr Angebot auf E-Scooter-Wartung erweitern, können von diesem Trend profitieren. Voraussetzung ist jedoch entsprechendes Fachwissen, da sich die Technik der Roller in einigen Punkten deutlich vom Pkw unterscheidet.
Fazit
Die Entwicklung zeigt: E-Scooter sind längst kein Nischenverkehrsmittel mehr. Mit ihrer wachsenden Präsenz steigt jedoch auch die Verantwortung der Nutzer. Wer Regeln beachtet, Schutzausrüstung trägt und mit klarem Kopf fährt, trägt entscheidend zur Verkehrssicherheit bei. Der ADAC Hessen-Thüringen betont, dass Rücksichtnahme und Regelbewusstsein Grundvoraussetzungen sind, um Unfälle zu vermeiden und E-Scooter als festen Bestandteil urbaner Mobilität zu etablieren. Bild: Pixabay Quelle: ADAC