Die Mobilität wird zunehmend durch Software geprägt und verändert nicht nur die Fahrzeugentwicklung, sondern auch Service, Wartung und den gesamten Aftermarket. Mit der Roadshow bringt die Messemarke Automechanika gemeinsam mit HEY/PIONEER führende Köpfe aus Tech und Automotive zusammen. Im Fokus stehen die Chancen und Herausforderungen, die Software Defined Vehicles für Werkstätten, Zulieferer und den Teilehandel mit sich bringen.
Roadshow als Plattform für Zukunftsthemen
Unter dem Motto „How Tech is Driving the Future of Mobility“ fand am 4. September 2025 in Berlin eine der ersten Stationen der neuen Roadshow statt. Moderiert von Hans Hamer, CEO der Mobilitätsplattform HEY/PIONEER, diskutierten Branchenvertreter, wie Softwareentwicklungen, KI und digitale Services die Spielregeln im Automotive-Bereich neu definieren. Dabei zeigte sich, dass nicht nur Fahrzeughersteller, sondern auch der Aftermarket in den Transformationsprozess eingebunden ist.
Olaf Mußhoff, Show Director der Automechanika Frankfurt, hob die Bedeutung des Formats hervor: Der Austausch mit Start-ups und Tech-Unternehmen liefere wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Messen weltweit. Gerade für den Aftermarket eröffne sich die Chance, eine Vorreiterrolle in der technologischen Transformation einzunehmen.
Cloud-Technologien als Schlüsselfaktor
Einen zentralen Schwerpunkt der Diskussion bildeten Cloud-Lösungen. Wencke Schmidt von Google Cloud erläuterte, dass der Übergang zum software-definierten Fahrzeug ein Umdenken im gesamten Unternehmen erfordert. Cloud-Technologien ermöglichen eine ganzheitliche Plattform, die von der beschleunigten Entwicklung neuer Fahrzeugfunktionen bis zur Optimierung von Sales- und After-Sales-Prozessen reicht. Für Werkstätten und den Ersatzteilmarkt bedeutet dies, dass Datenströme aus Fahrzeugen künftig stärker in Diagnose und Serviceprozesse integriert werden.
Tobias Liebelt, CEO von Benteler Mobility, stellte die internationale Perspektive in den Mittelpunkt. Autonomes Fahren funktioniere nur als Zusammenspiel vieler Komponenten, so Liebelt. Benteler setze daher nicht auf einzelne Produkte, sondern auf ein umfassendes Mobilitäts-Ökosystem. Infrastruktur, Betrieb und Finanzierung müssten gemeinsam gedacht werden. Für den Aftermarket entstehen dadurch neue Kooperationsmodelle, die klassische Geschäftsgrenzen überschreiten.
Künstliche Intelligenz und Transparenzstandards
Roy Uhlmann, CEO und Mitgründer von Motor AI, präsentierte neue Ansätze zur Nutzung von KI im autonomen Fahren. Er betonte, dass Innovation nur durch offenen Dialog und die Einhaltung europäischer Standards möglich sei. Themen wie Transparenz und Nachvollziehbarkeit würden über die Akzeptanz neuer Technologien entscheiden. Für Werkstätten und Zulieferer eröffnen sich hier Chancen, indem sie bei der Umsetzung dieser Standards aktiv eingebunden werden.
Ein besonderes Highlight ist der Ausblick auf das neue Messeformat HighTech4Mobility, das vom 8. bis 12. September 2026 in Frankfurt Premiere feiert. Schwerpunkte sind Software Defined Vehicles, Advanced Driver Assistance Systems, Cybersecurity, Energiemanagement sowie In-Car-Entertainment. Ziel ist es, Tech-Unternehmen und den Aftermarket enger zusammenzubringen und praxisnahe Lösungsansätze zu diskutieren.
Gerade für Werkstätten stellt der technologische Wandel eine doppelte Herausforderung dar: Einerseits müssen zusätzliche Kompetenzen aufgebaut werden, andererseits eröffnen Over-the-Air-Updates völlig neue Dimensionen im Service. Während bisherige Reparatur- und Wartungsprozesse vor allem mechanisch geprägt waren, verschiebt sich der Schwerpunkt zunehmend auf digitale Services und Softwarepflege.
Neue Anforderungen an die Fahrzeugdiagnose
Mit der zunehmenden Verlagerung von Fahrzeugfunktionen in die Software verändert sich auch die Fahrzeugdiagnose grundlegend. Klassische OBD-Abfragen reichen nicht mehr aus, um komplexe Fehlerbilder zu erfassen. Stattdessen müssen Werkstätten auf Datenzugriffe in Echtzeit und auf herstellerspezifische Softwarelösungen zurückgreifen. Dies erfordert nicht nur neue Diagnosegeräte, sondern auch Schnittstellen zu Cloud-Systemen. Für den Ersatzteilhandel bedeutet diese Entwicklung, dass die Lieferfähigkeit künftig stärker von Softwarekompatibilität und Update-Zyklen abhängig sein wird.
Die technologische Transformation macht Investitionen in Weiterbildung unverzichtbar. Werkstattmitarbeiter müssen Kenntnisse im Bereich IT-Sicherheit, Softwarepflege und Datenmanagement aufbauen. Neben der klassischen Mechatronik tritt verstärkt das Profil des „Software-Technikers“ in den Vordergrund. Auch der Großhandel ist gefordert, Schulungsangebote und technisches Know-how bereitzustellen, um die Werkstätten in der Umstellung zu unterstützen. Qualifizierte Mitarbeiter werden damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor im Wettbewerb.
Ersatzteilgeschäft zwischen Hardware und Software
Während mechanische Bauteile weiterhin benötigt werden, gewinnen digitale Ersatzteile in Form von Softwarepaketen zunehmend an Bedeutung. Steuergeräte, Sensoren und Aktuatoren sind nur noch im Zusammenspiel mit den richtigen Softwarefreigaben funktionsfähig. Für den Teilehandel eröffnet sich dadurch ein neues Geschäftsfeld: die Bereitstellung von Software-Lizenzen und Over-the-Air-Services. Gleichzeitig entstehen neue Fragen zu Garantien, Update-Berechtigungen und zur langfristigen Verfügbarkeit digitaler Komponenten.
Mit jeder neuen Softwarefunktion steigt das Risiko von Cyberangriffen. Fahrzeuge sind heute rollende Datencenter und müssen vor Manipulationen geschützt werden. Werkstätten benötigen daher nicht nur sichere Zugänge zu Fahrzeugdaten, sondern auch klare Prozesse im Umgang mit sensiblen Informationen. Für den Aftermarket bedeutet dies, dass Cybersecurity zur Pflichtdisziplin wird. Unternehmen, die hier verlässliche Lösungen anbieten, können sich langfristig im Wettbewerb positionieren.
Fazit
Die Automechanika Roadshow verdeutlicht, dass die Transformation hin zu Software Defined Vehicles weitreichende Folgen für die gesamte Branche hat. Cloud-Lösungen, KI und internationale Partnerschaften verändern die Wertschöpfungsketten und eröffnen neue Geschäftsmodelle. Für den Automotive Aftermarket ergeben sich Chancen, frühzeitig in die Entwicklung einzusteigen und eine aktive Rolle in der technologischen Zukunft einzunehmen. Mit dem neuen Format HighTech4Mobility wird die Automechanika Frankfurt 2026 zur zentralen Plattform für die Vernetzung von Tech und Aftermarket. Quelle: Automechanika Frankfurt