MAHLE setzt auf Technologieoffenheit für Klimaschutz

Veröffentlicht am 27.08.2025
Technologieoffenheit statt Einheitslösung: MAHLE zeigt auf der IAA Mobility 2025 wegweisende Lösungen zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs. Der Fokus liegt auf einem strategischen Mix aus Elektrifizierung, nachhaltigen Verbrennungstechnologien und effizienzsteigernden Systemlösungen. Ein zentrales Anliegen bleibt die Anpassung der CO₂-Regulierung in Europa – mit klarer Forderung nach der Anerkennung klimaneutraler Kraftstoffe.
 

Auf der IAA Mobility 2025 in München präsentiert MAHLE neueste Entwicklungen, die sowohl batterieelektrische als auch verbrennungsmotorische Antriebskonzepte weiterbringen. Mit Range Extendern, einem neuen Thermomanagementmodul und bionischen Gebläsen setzt das Unternehmen auf mehr Effizienz und Flexibilität. Der Zulieferer fordert eine zukunftsorientierte Regulierung in Europa, die auch nachhaltige Kraftstoffe berücksichtigt.


Strategievielfalt für beschleunigten Klimaschutz

MAHLE verfolgt einen technologieoffenen Ansatz zur Reduktion von CO₂-Emissionen. Die alleinige Fokussierung auf batterieelektrische Fahrzeuge sei angesichts des schleppenden Markthochlaufs und globaler Unterschiede nicht zielführend. Ergänzt werden solle die E-Mobilität daher um Hybridantriebe, Range Extender und den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe im Verbrennungsmotor.

Der Vorstandsvorsitzende Arnd Franz betont die Notwendigkeit, regulatorische Rahmenbedingungen anzupassen. Ohne Technologievielfalt, so seine Einschätzung, blieben europäische Innovationskraft und Arbeitsplätze gefährdet. Gleichzeitig sieht MAHLE Potenziale zur CO₂-Minderung im Fahrzeugbestand – etwa durch Biokraftstoffe oder synthetische Alternativen.

Für viele Nutzer ist die Reichweite batterieelektrischer Fahrzeuge ein zentrales Kriterium. MAHLE begegnet dieser Herausforderung mit einem neuen Range Extender-System, das auf der IAA erstmals öffentlich gezeigt wird. Mit einem hocheffizienten 85-kW-Hochvoltgenerator und einem aufgeladenen, leisen Verbrennungsmotor mit Jet-Ignition-Technologie schafft das System Reichweiten von bis zu 1.350 km (WLTP).

Herzstück des Systems ist eine leistungsstarke, permanent erregte Elektromaschine mit Direktkühlung, die über 97 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Durch die intelligente Konstruktion reduziert MAHLE den Einsatz seltener Erden und senkt Bauraum- und Materialbedarf. Ergänzt wird der Technologiebaukasten durch speziell entwickelte Kolben- und Ventilkomponenten.

Intelligentes Thermomanagement steigert Effizienz

Eine weitere Weltneuheit präsentiert MAHLE mit einem kompakten Thermomanagementmodul für Elektrofahrzeuge. Es vereint Klimakompressor, Wärmetauscher, Pumpen, Sensorik und Ventile in einer Einheit und erhöht so die Energieeffizienz des gesamten Antriebsstrangs.

Besonderer Fokus liegt auf dem Heizen des Fahrzeuginnenraums im Winter – einer klassischen Schwäche von E-Autos. Die integrierte Wärmepumpe erhöht die Reichweite um bis zu 20 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen. Das Modul ist auf das gängige Kältemittel R1234yf ausgelegt, kann aber auch auf das nachhaltigere R290 (Propan) angepasst werden.

Mit einem bionisch inspirierten Radialgebläse für Fahrzeugklimaanlagen präsentiert MAHLE eine weitere Innovation. Die Flügelgeometrie, angelehnt an die Flossenform eines Pinguins, sorgt für geringere Geräuschemissionen (–4 dB) und um bis zu 15 Prozent höhere Effizienz. Möglich wurde die Entwicklung durch KI-gestütztes Engineering: Millionen virtueller Varianten wurden generiert und analysiert, um die optimale Form zu identifizieren.

Das Gebläse ist universell einsetzbar – vom Pkw bis zum schweren Nutzfahrzeug – und ein Beispiel für die erfolgreiche Kombination aus biologischer Inspiration und maschinengestützter Entwicklung.

Komponenten für Ethanolbetrieb: Sofort einsetzbar im Bestand

Einen weiteren Beitrag zur CO₂-Reduktion im Bestandsfuhrpark leistet MAHLE mit neuen Komponenten für den Betrieb mit Ethanol (E100). Die sogenannte Powercell-Unit umfasst Kolben, Ringe, Bolzen und Ventile, die speziell auf die physikalischen Eigenschaften des Biokraftstoffs abgestimmt sind.

Die Ergebnisse sind überzeugend: Bis zu 70 Prozent geringere CO₂-Emissionen im Lebenszyklus, kombiniert mit höherer Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit sowie reduziertem Schmierölverbrauch. Eine Kraftstoffeinsparung von bis zu 1,5 Prozent wird ebenfalls erreicht.

Nicht nur bei Produkten, auch in den internen Prozessen forciert MAHLE Effizienz. Eine neue Konzernstruktur wurde innerhalb von 200 Tagen umgesetzt. Regionalisierte Zuständigkeiten und ein neu aufgestellter Einkauf verbessern die Kundennähe und steigern die Reaktionsfähigkeit im globalen Wettbewerb.

Programme wie „Back on Track 2025“ setzen zusätzlich auf Kostendisziplin und Profitabilität. In den Werken werden Energieeinsparpotenziale gehoben – etwa durch intelligentes Maschinenmanagement oder den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik-Thermie.

Marktdynamik: Regionale Unterschiede als strategischer Faktor

Die globale Transformation der Mobilität verläuft unterschiedlich schnell. Während Europa verstärkt auf batterieelektrische Fahrzeuge setzt, wächst in China und Nordamerika insbesondere die Nachfrage nach hybriden Konzepten und Range Extendern. MAHLE begegnet diesen Unterschieden mit angepassten Lösungen für verschiedene Märkte. Durch lokale Entwicklungszentren und eine regional diversifizierte Fertigung kann das Unternehmen auf spezifische Kundenbedürfnisse reagieren.

China gilt derzeit als Treiber für Technologien wie Range Extender und Biokraftstoffe. Prognosen sehen hier bis 2030 ein starkes Wachstum der elektrifizierten Antriebe mit Reichweitenverlängerung. In Nordamerika wiederum gewinnen nachhaltige Kraftstoffe an Bedeutung – vornehmlich im Nutzfahrzeugbereich. Die Strategie „MAHLE 2030+“ stellt sicher, dass entsprechende Technologien plattformübergreifend eingesetzt und weiterentwickelt werden.

Neben der Entwicklung klimafreundlicher Antriebstechnologien richtet MAHLE den Blick verstärkt auf Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette. Die Reduktion von CO₂ beginnt nicht erst im Fahrzeug, sondern bereits bei der Auswahl von Materialien und Prozessen. Der Einsatz ressourcenschonender Werkstoffe, die Rückverfolgbarkeit der Lieferketten und die Integration recycelter Materialien gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Beispielhaft ist die Reduktion seltener Erden im neuen Range Extender. Durch innovative Kühlkonzepte und optimierte Magnetkreise wird der Materialeinsatz deutlich reduziert. Gleichzeitig senkt MAHLE mit digitalisierten Fertigungsprozessen den Energieverbrauch in der Produktion und verringert so den CO₂-Fußabdruck seiner Produkte über den gesamten Lebenszyklus hinweg.


Fazit

Mit dem Strategieprogramm MAHLE 2030+ stellt sich der Zulieferer breit auf. Elektrifizierung, Thermomanagement, Hybridlösungen und nachhaltige Kraftstoffe bilden das Fundament für eine zukunftsfähige Mobilität. Entscheidend für den Erfolg bleibt jedoch die regulatorische Unterstützung von Technologieoffenheit. Nur wenn Europa alle Optionen nutzt, lassen sich Klimaziele erreichen, ohne wirtschaftliche Substanz zu verlieren. Quelle: MAHLE

Rate this post
Teile diesen Beitrag

Teile diesen Beitrag

scroll to top