Hagelschäden an der Windschutzscheibe – Schutzmaßnahmen

Veröffentlicht am 07.10.2025
Mit dem Anstieg extremer Wetterereignisse steigt auch das Risiko von Hagelschäden an Fahrzeugen – besonders an Windschutzscheiben. Bereits kleine Hagelkörner können das Glas beschädigen oder gar zum Austausch zwingen. Carglass erklärt, wie Hagelschäden entstehen, wie sich Autofahrer schützen können und was bei der Versicherung zu beachten ist. Der Artikel beleuchtet die technischen Hintergründe, den Einfluss von Temperaturdifferenzen und gibt praxisnahe Hinweise für Werkstatt und Handel.
 

Hagelschäden an Fahrzeugen nehmen zu – vor allem während der warmen Monate. Carglass warnt vor den Risiken für die Windschutzscheibe, insbesondere durch Temperaturunterschiede im Sommer. Neben präventiven Maßnahmen wird auch die Frage der Kostenübernahme durch die Versicherung beleuchtet.


Zunehmende Gefahr durch Wetterextreme

Hagel ist längst kein seltenes Phänomen mehr. Der Klimawandel trägt zu einer steigenden Zahl intensiver Hagelstürme bei – vor allem in den Monaten Mai bis September. Besonders betroffen sind süd- und mitteldeutsche Regionen, doch auch in anderen Teilen des Landes mehren sich die Schadensmeldungen. Das Schadensbild an Fahrzeugverglasung variiert je nach Größe, Form und Aufprallgeschwindigkeit der Hagelkörner. Laut Carglass-Experte André Lautenschläger reichen bereits kleine Körner aus, um bestehende Mikroschäden in der Windschutzscheibe zu vergrößern oder neue Brüche zu erzeugen. Bei größeren Körnern sind Sprünge, Risse oder Einschläge keine Seltenheit – vorwiegend im Bereich der Frontscheibe.

Materialverhalten unter Temperatureinfluss

Im Sommer ist die thermische Belastung von Autoscheiben besonders hoch. Glas dehnt sich bei Hitze aus – eine physikalische Eigenschaft, die bei schnellen Temperaturwechseln zum Risiko wird. Fährt ein Fahrzeug mit kalter Innenraumluft durch eine heiße Außentemperaturzone, entstehen Spannungen im Glas, vornehmlich am unteren Scheibenrand nahe der Verklebung. Dieser Bereich gilt als besonders empfindlich. In Kombination mit dem mechanischen Stoß durch einen Hagelschlag kann es dort schneller zu strukturellen Schäden kommen. Bestehende Steinschläge, die im Winter unkritisch waren, entwickeln sich durch Hitze und äußere Einwirkung rasant weiter. Fachwerkstätten und der Teilehandel sollten Kunden daher frühzeitig auf eine Scheibeninspektion im Frühjahr hinweisen.

Bei Unwetterwarnungen empfiehlt Carglass, Fahrzeuge nach Möglichkeit unter Dach zu parken – etwa in Tiefgaragen oder an Tankstellen. Ist kein Unterstand verfügbar, können auch provisorische Maßnahmen wie eine dicke Wolldecke oder Luftpolsterfolie helfen, den Aufprall der Hagelkörner abzumildern. Wichtig ist in jedem Fall ein schneller Schutz, sobald dunkle Gewitterwolken sichtbar werden. Auch während der Fahrt sollte bei entsprechender Warnlage nicht gezögert werden, umgehend Schutz aufzusuchen. Die Erfahrung zeigt, dass spontane Wettereinbrüche besonders gefährlich sind – vor allem auf freien Flächen ohne Unterstellmöglichkeit.

Versicherungsrechtliche Aspekte bei Hagelschäden

In der Regel sind Hagelschäden durch eine Teilkaskoversicherung abgedeckt – unabhängig davon, ob die Windschutzscheibe repariert oder ersetzt werden muss. Die Selbstbeteiligung bleibt jedoch zu beachten. Positiv: Die Schadenfreiheitsklasse wird durch einen Hagelschaden nicht beeinflusst, da es sich um ein sogenanntes „Elementarereignis“ handelt. Wichtig ist eine lückenlose Dokumentation des Schadens – idealerweise direkt nach dem Unwetter. Viele Versicherer bieten mittlerweile digitale Prozesse zur Schadensmeldung, inklusive Foto-Upload. Erst nach schriftlicher Kostenübernahme sollten Werkstätten den Austausch oder die Reparatur der Scheibe beauftragen. Liegt keine Teilkasko vor, müssen Kunden die Kosten selbst tragen – ein nicht zu unterschätzender Punkt für ältere Fahrzeuge oder Zweitwagen.

Werkstätten sollten bereits im Frühjahr gezielt auf die Gefahr durch Temperaturdifferenzen und Hagel hinweisen. Die Kontrolle vorhandener Steinschläge und die sachgerechte Reparatur kleiner Beschädigungen helfen, kostenintensive Folgeschäden zu vermeiden. Der Teilehandel profitiert dabei von einer steigenden Nachfrage nach Frontscheiben sowie Zubehör für Schutzmaßnahmen. Auch professionelle Glasversiegelungen können die Widerstandskraft erhöhen und sind eine interessante Zusatzleistung im Servicegeschäft.

Unterschiede zwischen Front-, Seiten- und Heckscheiben bei Hagelschäden

Nicht jede Scheibe eines Fahrzeugs reagiert gleich empfindlich auf einen Hagelschlag. Die Frontscheibe besteht aus Verbundglas, das aus zwei Scheibenlagen mit einer dazwischenliegenden Folie besteht. Diese Bauweise sorgt dafür, dass die Scheibe bei einem Einschlag nicht splittert, sondern maximal reißt. Seiten- und Heckscheiben hingegen sind meist aus Einscheibensicherheitsglas gefertigt. Bei starkem Hagel kann dieses Glas komplett zerbrechen. Aus diesem Grund treten bei extremem Unwetter neben Schäden an der Frontscheibe auch zersprungene Seitenfenster und zerborstene Heckscheiben auf – insbesondere, wenn die Hagelkörner groß und scharfkantig sind. Für Werkstätten bedeutet das: Bei einer Schadensaufnahme nach einem Unwetter sollte stets eine Komplettprüfung aller Fahrzeugscheiben erfolgen.

Auch der Fahrzeugtyp kann die Anfälligkeit gegenüber Hagelschäden beeinflussen. Kleinwagen mit steiler Frontscheibe sind besonders exponiert, da der Aufprallwinkel der Hagelkörner direkter ausfällt. SUVs und Transporter verfügen in der Regel über großflächige Scheiben mit geringerer Neigung, was die Trefferfläche erhöht. Zusätzlich spielt die Glasqualität eine Rolle. Modernes Wärmeschutzglas oder Scheiben mit integrierten Assistenzsystemen sind oft dünner oder partiell beschichtet – was die Widerstandskraft gegenüber Schlagbelastungen reduzieren kann. Werkstätten sollten bei Glasersatz darauf achten, dass die technische Spezifikation exakt mit der ursprünglichen Ausstattung übereinstimmt. Bei Nachrüstlösungen oder älteren Modellen kann die Beratung durch den Großhandel entscheidend sein.


Fazit

Die zunehmende Hagelgefahr stellt Fahrzeughalter wie Fachbetriebe gleichermaßen vor neue Herausforderungen. Ein sensibler Umgang mit Temperaturunterschieden, präventive Schutzmaßnahmen und eine fachgerechte Einschätzung kleiner Glasschäden helfen, teure Reparaturen zu vermeiden. Für Werkstätten und Teilehandel ergibt sich daraus eine gute Gelegenheit, Kunden proaktiv anzusprechen und rechtzeitig Lösungen anzubieten – bevor der nächste Sommersturm kommt. Quelle: Carglass

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