Im Frühjahr 2025 hat der ADAC erneut einen umfangreichen Kindersitztest durchgeführt. Zwanzig Modelle wurden dabei unter verschärften Bedingungen getestet. Neben den Crashtest-Ergebnissen standen auch die Alltagstauglichkeit, ergonomische Eigenschaften und der Einsatz belastender Chemikalien im Fokus. Die gute Nachricht: Die Mehrheit der geprüften Sitze liefert insgesamt überzeugende Ergebnisse. Dennoch gab es Ausreißer nach unten – insbesondere bei der Sicherheitsleistung einzelner Modelle und im Bereich Schadstoffbelastung.
Ein gutes Gesamtergebnis – mit Ausnahmen
Zehn der getesteten Produkte erhielten eine Bewertung im oberen Notenbereich. Neun weitere Sitze wurden als durchschnittlich eingestuft. Ein einzelnes Modell schnitt deutlich schwächer ab und erreichte lediglich eine Basisbewertung. Diese Verteilung zeigt: Die Auswahl am Markt ist breit, doch nicht jeder Sitz bietet in allen Kategorien gleichermaßen gute Eigenschaften.
Babyschalen mit Isofix: einfache Montage, hoher Schutz
Besonders bei den Säuglingssitzen zeigte sich, dass sich Systeme mit Isofix-Basis weiterhin als besonders praktisch und sicher erweisen. Zwei Modelle stachen in diesem Segment hervor: Sowohl eine Kombination des Herstellers Joie als auch ein System von Maxi-Cosi lieferten eine stabile Gesamtleistung und schnitten unter allen Babyschalen am besten ab. Beide Systeme zeichnen sich durch unkomplizierten Einbau und zuverlässige Schutzwirkung im Unfalltest aus.
Knapp dahinter rangieren Produkte weiterer Marken, die ebenfalls auf Isofix-Technik setzen. Hier konnten Modelle von Nuna und Avionaut gute Ergebnisse erzielen – mit leichten Abstrichen in einzelnen Bewertungskategorien.
Kleinkind- und Folgesitze: Solide Leistungen bei guter Passform
Bei den Sitzen für Kinder ab etwa einem Jahr bis ins Vorschulalter überzeugte insbesondere ein Modell mit rückwärtsgerichteter Montage, das durch gute Schutzwirkung und einfache Handhabung auffiel. Sitze für ältere Kinder, die bereits vorwärtsgerichtet reisen, schnitten in mehreren Fällen ebenfalls positiv ab. Zwei Produkte in dieser Gruppe lieferten durchgängig stabile Testwerte und bieten eine sichere Option für Kinder ab circa vier Jahren.
Ein technisch aufwendig konzipierter Sitz mit integriertem Airbagsystem bot im Crashtest den höchsten Schutz aller geprüften Modelle – sowohl beim Frontal- als auch beim Seitenaufprall. Allerdings verhinderten andere Faktoren eine Bestnote: Zum einen liegt der Preis deutlich über dem Marktdurchschnitt, zum anderen wurden in einer untersuchten Stoffvariante Rückstände problematischer Chemikalien nachgewiesen.
Schadstoffprüfung neu bewertet – PFAS im Fokus
Erstmals führte der ADAC in diesem Testzeitraum auch Analysen auf sogenannte PFAS-Verbindungen durch. Diese Stoffgruppe steht aufgrund ihrer Umweltpersistenz zunehmend in der Kritik. In drei Produkten konnten Spuren dieser Substanzen nachgewiesen werden – allerdings in Mengen, die laut ADAC als gering einzustufen sind. Eine der betroffenen Varianten befindet sich laut Herstellerangaben nicht mehr im Handel.
Die Schadstoffprüfung bekommt im neuen Bewertungssystem ein höheres Gewicht. Damit trägt der ADAC dem wachsenden Umweltbewusstsein von Verbrauchern Rechnung – ein Aspekt, der künftig auch für die Sortimentsgestaltung im Fachhandel an Bedeutung gewinnen dürfte.
Neue Prüfmethoden erschweren Vergleiche mit Vorjahrestests
Wegen der Überarbeitung des Testverfahrens ist ein direkter Vergleich mit früheren Ergebnissen nicht mehr möglich. Die Crashtests wurden auf realitätsnähere Belastungsszenarien angepasst, auch bei der Bedienung und Materialbewertung wurden die Maßstäbe verschärft. Händler und Werkstätten sollten bei Beratungsgesprächen darauf hinweisen, dass ältere Testergebnisse nicht eins zu eins auf das aktuelle Prüfverfahren übertragbar sind.
Ein entscheidender Punkt bleibt die Passgenauigkeit zwischen Sitzmodell und Fahrzeug. Nicht alle Systeme sind für jeden Pkw freigegeben. Vor dem Kauf sollte geprüft werden, ob der favorisierte Sitz auch zur eigenen Fahrzeugkonfiguration passt. Besonders bei Isofix-Systemen empfiehlt sich ein Blick in die Kompatibilitätslisten der Hersteller.
Zudem unterstreichen aktuelle Unfallanalysen die Bedeutung des rückwärtsgerichteten Transports in den ersten zwei Lebensjahren. Die Schutzwirkung bei Frontalunfällen fällt in dieser Position deutlich höher aus. Werkstätten und Fachhändler können hier durch gezielte Beratung zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen.
Fazit
Die aktuelle Testreihe des ADAC zeigt: Viele Kindersitze auf dem Markt bieten ein hohes Sicherheitsniveau, einige gehen sogar weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Dennoch gibt es Unterschiede in der Schutzwirkung, der Handhabung und bei den verwendeten Materialien. Das breite Angebot erfordert daher genaue Auswahl – unter Einbeziehung der Fahrzeuggegebenheiten, des Alters des Kindes und zunehmend auch ökologischer Kriterien. Fachlich fundierte Beratung und die Möglichkeit zur Probemontage im Fahrzeug bleiben zentrale Elemente für eine sichere Kaufentscheidung. Quelle: ADAC