Die europäischen Kfz-Verbände rücken enger zusammen. Der ZDK unterstützt als Mitglied von Automotive Mobility Europe die gemeinsame Initiative für eine realistische und technologieoffene Ausgestaltung der CO₂-Verordnung. Im Mittelpunkt steht ein Mobilitätswandel, der ökologische Ziele mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit und Verbraucherinteressen in Einklang bringt.
Technologieoffenheit als Schlüssel zur Dekarbonisierung des Verkehrs
Die Position des ZDK und seines europäischen Dachverbands AME basiert auf der Überzeugung, dass der Weg zur Klimaneutralität nicht über technologische Einseitigkeit führt. Die Überarbeitung der europäischen CO₂-Verordnung müsse laut AME alle klimaneutralen Antriebstechnologien einbeziehen. Neben der Elektromobilität sollten auch erneuerbare Kraftstoffe, Wasserstoff und synthetische Energieträger gleichberechtigt bewertet werden.
Ein entscheidender Punkt ist die Einführung eines Carbon Correction Factor (CCF), mit dem sich die tatsächliche Klimabilanz von Fahrzeugen realistischer erfassen lässt. Dadurch könnten CO₂-Einsparungen durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe direkt in die Fahrzeugbewertung einfließen. Der ZDK sieht darin die Chance, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu vereinen.
Verbraucherschutz und Marktstabilität im Fokus
Neben der technologischen Dimension betont der ZDK die Bedeutung eines stabilen und verbraucherfreundlichen Marktrahmens. Gefordert werden steuerliche Anreize für emissionsfreie Fahrzeuge, darunter eine Kfz-Steuerbefreiung bis mindestens 2035 und beschleunigte Abschreibungen für Privatkäufe. Ebenso wichtig ist die steuerliche Gleichbehandlung von Dienstwagen mit unterschiedlichen Antriebstechnologien.
Für die Elektromobilität fordert der Verband transparente Ladepreise und einen zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Um das Vertrauen in gebrauchte Elektrofahrzeuge zu stärken, sollen EU-weit standardisierte Batteriezertifikate eingeführt werden, die den Zustand von Energieinhalt, Ladezyklen und Kapazität ausweisen. Diese Maßnahme könnte den Gebrauchtwagenmarkt stabilisieren und den Absatz elektrischer Fahrzeuge nachhaltig fördern.
Zunehmende Wettbewerbsverzerrungen durch stark subventionierte Hersteller aus Drittstaaten bereiten der Branche Sorgen. Der ZDK warnt vor den Folgen für den europäischen Mittelstand und fordert gleiche Wettbewerbsbedingungen. Ein europäischer Übergangsfonds könnte nach Vorstellung von AME helfen, den Aufbau lokaler Produktion von Batterien und Fahrzeugkomponenten zu fördern und gleichzeitig die Anschaffung emissionsfreier Fahrzeuge zu erleichtern.
Darüber hinaus plädiert der Verband für einen Gebrauchtwagenindikator, der die tatsächliche CO₂-Reduktion im Bestand messbar macht. Ergänzend soll eine faire Verteilung der finanziellen Risiken aus Rückkaufverpflichtungen im Leasinggeschäft die Position kleiner und mittelständischer Betriebe stärken.
CO₂-Verordnung: Bedarf an einer praxisgerechten Anpassung
Die aktuelle CO₂-Regulierung der EU basiert weitgehend auf Auspuffemissionen und lässt alternative Antriebskonzepte außen vor. Der ZDK fordert eine Anpassung, die auch die Vorkettenemissionen und die gesamte Energiebilanz berücksichtigt. Nur durch eine Well-to-Wheel-Betrachtung kann die tatsächliche Klimawirkung eines Fahrzeugs beurteilt werden.
Ein solches Konzept würde auch den Einsatz von Biokraftstoffen und E-Fuels in bestehenden Fahrzeugflotten ermöglichen. Damit ließen sich kurzfristig signifikante CO₂-Einsparungen erzielen, ohne die Verbraucher durch teure Neufahrzeuganschaffungen zu überfordern. Diese ganzheitliche Perspektive ist ein zentraler Bestandteil der AME-Forderungen an die EU-Kommission.
Erneuerbare Kraftstoffe gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere als Übergangstechnologie für den Bestandsfuhrpark. Laut ZDK könnten bis 2030 bereits große Teile des europäischen Verkehrssektors mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, wenn entsprechende Produktionskapazitäten aufgebaut werden.
Die Nutzung solcher Energieträger reduziert nicht nur CO₂-Emissionen, sondern stärkt auch die Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen. Für viele Betriebe des Kfz-Gewerbes eröffnet sich dadurch ein neues Geschäftsfeld – etwa im Bereich der Kraftstofflogistik, Tankstellentechnik und Wartung. Der ZDK fordert daher klare politische Signale, um Investitionen in diese Zukunftstechnologien anzuregen.
Ladeinfrastruktur als zentraler Erfolgsfaktor
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur. Fehlende Schnellladepunkte und unklare Preisstrukturen bremsen die Akzeptanz der Elektromobilität. Der ZDK spricht sich für ein EU-weites Mindestnetz an Hochleistungsladern entlang der Hauptverkehrsachsen aus.
Ebenso wichtig ist die Integration von Ladeinfrastruktur in bestehende Werkstatt- und Handelsbetriebe. Nur wenn das Netz aus Werkstätten, Tankstellen und Händlern aktiv eingebunden wird, kann der Ausbau effizient und flächendeckend erfolgen. Der Verband sieht darin auch eine Chance, die regionale Wirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern.
Für das Kfz-Gewerbe ist Investitionssicherheit entscheidend. Die schnelle Abfolge regulatorischer Anpassungen führt häufig zu Planungsunsicherheit in Betrieben. Der ZDK fordert deshalb eine langfristig angelegte Strategie, die die Rahmenbedingungen für Investitionen in neue Antriebstechnologien und Infrastruktur verlässlich gestaltet.
Ein stabiler Markt schafft Vertrauen und ermöglicht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle – vom Service für Elektrofahrzeuge über die Wartung von Brennstoffzellensystemen bis hin zur Aufbereitung von Batterien. Damit der Mobilitätswandel wirtschaftlich tragfähig bleibt, müssen Politik, Industrie und Handel eng zusammenarbeiten.
Fazit
Der ZDK unterstützt das Ziel der Europäischen Kommission, den Straßenverkehr bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Entscheidend sei jedoch, dass der Weg dorthin realistisch bleibt. Ein technologieneutraler Mobilitätswandel berücksichtigt die Vielfalt der Märkte, die wirtschaftlichen Strukturen des Kfz-Gewerbes und die Bedürfnisse der Verbraucher. Nur wenn Politik und Wirtschaft auf Offenheit statt Verbote setzen, kann die Transformation gelingen – sozial ausgewogen, wettbewerbsfähig und mit nachhaltiger Wirkung für den Klimaschutz. Quelle: ZDK


