Die Bundesregierung steht vor der Aufgabe, mit dem Bundeshaushalt 2026 die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Industrie neu auszurichten. Der VDA fordert klare Impulse, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken und die Transformation der Automobilbranche weiter voranzutreiben.
Wettbewerbsfähigkeit im Fokus
VDA-Präsidentin Hildegard Müller unterstreicht, dass der Etat 2026 ein „starkes Aufbruchs- und Wachstumssignal“ senden müsse. Angesichts hoher Energiepreise, steigender Produktionskosten und eines global intensiven Wettbewerbs sei eine klare industriepolitische Priorisierung erforderlich. Die aktuelle Belastung durch Strompreise setze Unternehmen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie erheblich unter Druck.
Die im Koalitionsvertrag angekündigte Senkung der Stromsteuer müsse nun zügig umgesetzt werden, um Kosten zu senken und Investitionen anzuregen.
Neben den Energiekosten sieht der VDA auch bei der Lade- und Wasserstofftankinfrastruktur dringenden Handlungsbedarf. Besonders der Ausbau für schwere Nutzfahrzeuge verlaufe zu langsam. Eine beschleunigte Umsetzung sei notwendig, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen und den Hochlauf der Elektromobilität zu sichern.
Zudem fordert der Verband, die Straße als wichtigsten Verkehrsträger stärker zu berücksichtigen. Ein Finanzierungskreislauf Straße und eine ausreichende Ausstattung der Autobahn GmbH seien zentrale Elemente, um Baustopps und Investitionsstaus zu vermeiden.
Forschung, Technologie und industrielle Transformation
Der VDA begrüßt die geplante Aufstockung der Fördermittel für Batterieforschung und die Umsetzung der „Hightech Agenda Deutschland“. Dennoch betont der Verband, dass Zukunftsfelder wie Batteriezellfertigung und Halbleiterproduktion auf einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis angewiesen sind.
Nur mit dauerhaft günstigen Rahmenbedingungen ließen sich Investitionen in Schlüsseltechnologien sichern und Produktionsstandorte halten. Für die Zulieferindustrie, die sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet, ist diese Planungssicherheit von entscheidender Bedeutung.
Dringenden Handlungsbedarf sieht der VDA auch bei der Kfz-Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge. Diese Regelung läuft Ende 2025 aus und würde ab 2026 zu einer höheren steuerlichen Belastung vollelektrischer Fahrzeuge führen – ein Widerspruch zu den Klimazielen der Bundesregierung. Eine Verlängerung der Steuerbefreiung wäre nach Einschätzung des Verbandes ein wichtiges Signal an Verbraucher und Hersteller, um den Hochlauf der E-Mobilität nicht zu gefährden.
Auswirkungen auf die Zulieferindustrie
Die vom VDA geforderte Senkung der Energiepreise betrifft vor allem die zahlreichen mittelständischen Zulieferbetriebe. Viele dieser Unternehmen produzieren energieintensive Komponenten und stehen in direkter Konkurrenz zu internationalen Anbietern. Steigende Stromkosten führen nicht nur zu höheren Produktionspreisen, sondern gefährden auch Investitionen in neue Fertigungstechnologien. Eine nachhaltige Entlastung könnte helfen, die Fertigungstiefe in Deutschland zu sichern und Abwanderungstendenzen zu verhindern. Gleichzeitig würde eine verlässliche Energiepolitik Planungssicherheit für strategische Investitionen bieten.
Ein stabiler Industriestandort wirkt sich auch auf die nachgelagerten Marktstufen aus. Werkstätten und Teilehändler hängen mittelbar von der Innovations- und Investitionskraft der Fahrzeughersteller ab. Verzögerungen bei der Einführung neuer Fahrzeugtechnologien oder Preisanstiege in der Produktion schlagen langfristig auf Ersatzteilpreise und Servicekosten durch. Eine solide Förderpolitik in Forschung und Infrastruktur trägt daher auch zur Stabilität des Aftermarket-Geschäfts bei. Besonders die Elektromobilität bringt neue Anforderungen an Werkstattausrüstung, Qualifizierung und Ersatzteilversorgung mit sich – Themen, die von einem klaren industriepolitischen Kurs profitieren würden.
Digitalisierung als Wachstumstreiber
Neben Energie- und Infrastrukturfragen spielt die Digitalisierung eine zunehmend strategische Rolle. Automatisierte Fertigung, datenbasierte Lieferketten und vernetzte Fahrzeugtechnologien erfordern erhebliche Investitionen. Der VDA verweist darauf, dass Deutschland hier international aufholen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Förderprogramme und steuerliche Anreize für digitale Produktionsprozesse könnten insbesondere kleineren Zulieferern helfen, den Transformationsprozess aktiv zu gestalten. Für den Kfz-Teilegroßhandel eröffnet die Digitalisierung zugleich Chancen, Logistik- und Bestellprozesse effizienter und transparenter zu gestalten.
Ein weiteres zentrales Thema der VDA-Stellungnahme betrifft den Bürokratieabbau. Übermäßige Berichtspflichten, Genehmigungsverfahren und Regularien bremsen derzeit viele Projekte aus – von der Errichtung neuer Ladepunkte bis hin zu Genehmigungen für Produktionsanlagen. Der Verband fordert deshalb klare Fristen, digitale Verfahren und einheitliche Vorgaben auf Bundes- und Landesebene. Ein vereinfachtes Regelwerk könnte die Umsetzung von Infrastrukturprojekten erheblich beschleunigen und damit auch Investitionen in den Mobilitätssektor attraktiver machen.
Fazit
Der VDA fordert von der Bundesregierung, den Bundeshaushalt 2026 als wirtschafts- und industriepolitisches Signal zu verstehen. Notwendig seien Investitionen in Energieinfrastruktur, Forschung und Digitalisierung sowie ein konsequenter Bürokratieabbau. Steuererhöhungen oder neue Belastungen für Unternehmen lehnt der Verband ab.
Für die Automobil- und Zulieferindustrie steht fest: Nur mit stabilen Rahmenbedingungen und wettbewerbsfähigen Energiekosten lässt sich die Transformation nachhaltig gestalten. Der Bundeshaushalt 2026 wird damit zu einem entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland. Quelle: VDA

