Elektrofahrzeuge leer fahren? Das ist Fast unmöglich!

Veröffentlicht am 13.10.2025
Eine Untersuchung des ADAC im Testzentrum Penzing belegt, dass Elektroautos kaum überraschend liegenbleiben. Selbst bei null Prozent Akku verfügen sie noch über eine Notlaufreserve von bis zu 20 Kilometern. Die getesteten Modelle (VW ID.3, Tesla Model Y, Kia EV6, Volvo EX40, BYD Seal und Nio EL6) warnen mehrfach und deutlich, bevor der Akku tatsächlich erschöpft ist. Damit wird deutlich: Die viel zitierte Reichweitenangst ist weitgehend unbegründet – zumal die durchschnittlichen Reichweiten von E-Autos stetig zunehmen.
 

Elektrofahrzeuge verfügen über ausgefeilte Warnsysteme, die Fahrer frühzeitig auf einen sinkenden Akkustand aufmerksam machen. Im Rahmen einer Untersuchung hat der ADAC gemeinsam mit der Zeitschrift c’t getestet, wie sich verschiedene Modelle bei leer werdendem Akku verhalten. Das Ergebnis: Ein plötzliches Liegenbleiben ist praktisch ausgeschlossen, wenn die Hinweise des Fahrzeugs nicht konsequent ignoriert werden.


Mehrstufige Warnsysteme im Praxistest

Die im Test geprüften Fahrzeuge zeigten, dass ihre „Warndramaturgie“ vergleichbar aufgebaut ist. Zunächst erfolgt eine optische Warnung im Display, ergänzt durch farbliche Hervorhebungen wie ein orange eingefärbtes Batteriesymbol. Je nach Modell erfolgt dieser Hinweis unterschiedlich früh: Der Kia EV6 meldete sich bereits bei rund 21 Prozent Restladung, während der Volvo EX40 erst bei 7 Prozent auf den niedrigen Akkustand hinwies.

Mit weiter sinkendem Akkustand verstärken sich die Warnungen. Akustische Signale kommen hinzu, und die Leistung der Fahrzeuge wird schrittweise reduziert. In diesem Modus wird die Beschleunigung spürbar schwächer, wodurch die Fahrzeuge deutlich träger reagieren. Diese Phase ist ein klarer Hinweis darauf, eine Ladestation umgehend anzusteuern.

Notlaufreserve bei null Prozent Ladezustand

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung: Selbst bei angezeigten null Prozent bleiben die getesteten Elektroautos nicht sofort stehen. Jedes Fahrzeug verfügt über eine Notlaufreserve, die noch etwa 15 bis 20 Kilometer ermöglicht. Dieser Puffer sollte jedoch keinesfalls einkalkuliert werden, da er nur unter Idealbedingungen zur Verfügung steht. Faktoren wie Kälte, Fahrzeugalter oder ein bereits beanspruchter Akku können die Reichweite der Reserve deutlich reduzieren.

Der ADAC warnt zudem vor Improvisationsversuchen im Ernstfall. Ein Elektroauto sollte niemals im ausgeschalteten Zustand einfach weitergerollt werden, da die dabei erzeugte Spannung Schäden an der Elektronik verursachen kann. Ist die Reserve aufgebraucht, bleibt nur die Hilfe durch mobile Ladelösungen oder den Abschleppdienst.

Die Studie verdeutlicht, dass die Sorge vor einem plötzlichen Stillstand unbegründet ist. Um tatsächlich mit leerem Akku liegenzubleiben, müssten sämtliche Warnungen ignoriert werden. Zudem steigen die Reichweiten moderner E-Autos kontinuierlich an. In einem separaten ADAC-Test aus dem Jahr 2024 wurde bei 29 Elektrofahrzeugen eine durchschnittliche Reichweite von 425 Kilometern ermittelt – ein Wert, der sich seit 2014 fast verdreifacht hat.

Die Ergebnisse zeigen: Elektrofahrzeuge sind heute alltagstauglicher denn je. Wer rechtzeitig reagiert und eine gewisse Energiereserve einplant, muss sich um ein unerwartetes Liegenbleiben kaum noch Sorgen machen.

Unterschiede zwischen Stadt- und Langstreckeneinsatz

Die Untersuchung macht auch deutlich, dass sich das Fahrverhalten bei leerem Akku je nach Einsatzgebiet unterschiedlich auswirken kann. Im Stadtverkehr fallen reduzierte Leistung und geringere Beschleunigung weniger stark ins Gewicht, da Geschwindigkeiten und Strecken meist überschaubar bleiben. Auf Autobahnen hingegen kann ein Leistungsverlust die Fahrsicherheit beeinträchtigen, besonders beim Überholen oder bei starkem Verkehr. Hier zeigt sich, wie wichtig ein vorausschauendes Ladeverhalten ist.

Neben der Technik spielt auch die Umgebung eine entscheidende Rolle. Niedrige Temperaturen können die Reichweite eines Akkus um bis zu 30 Prozent reduzieren. Hinzu kommt der Einfluss des Fahrstils: Wer stark beschleunigt oder konstant mit hoher Geschwindigkeit fährt, verkürzt die Restreichweite erheblich. Der ADAC weist deshalb darauf hin, dass eine Reservefahrt bei null Prozent Ladeanzeige nicht immer mit den im Test gemessenen 15 bis 20 Kilometern identisch ist.

Bedeutung für den Werkstattalltag

Für Werkstätten ergeben sich aus der Studie wichtige Hinweise für die Kundenberatung. Viele Fahrzeughalter sind unsicher, wie sie sich bei niedriger Restreichweite verhalten sollen. Werkstattpersonal kann hier aufklären, indem die Funktionsweise der Warnsysteme erklärt und praxisnahe Tipps gegeben werden. Dazu gehört auch der Hinweis, dass ein vollständiges Entladen des Akkus auf Dauer schädlich sein kann und die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigt.

Die Reichweitensteigerungen der vergangenen Jahre sind ein deutlicher Hinweis auf den Fortschritt in der Batterietechnik. Künftige Generationen von Akkus sollen nicht nur höhere Energiedichten ermöglichen, sondern auch stabilere Reserven bei niedrigem Ladezustand bieten. Hersteller arbeiten zudem an noch transparenteren Anzeigen, die den Fahrer präzise über die verbleibende Reichweite informieren. Damit könnte die sogenannte Reichweitenangst endgültig aus dem Alltag verschwinden.


Fazit

Die Untersuchung im Testzentrum Penzing bestätigt, dass Elektroautos durch klare Warnhinweise, akustische Signale und eine zusätzliche Reserve ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Ein plötzlicher Stillstand ohne Vorwarnung ist nahezu ausgeschlossen. Gleichzeitig untermauern steigende Reichweiten die Alltagstauglichkeit moderner Elektrofahrzeuge. Entscheidend bleibt jedoch, die Warnungen des Fahrzeugs ernst zu nehmen und rechtzeitig für Nachladung zu sorgen. Quelle: ADAC

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