Digitalisierung im Aftermarket: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Veröffentlicht am 30.09.2025
Die Digitalisierung im Kfz-Gewerbe steht vor einem Wendepunkt. Beim AMtalk 2025 wurden zentrale Herausforderungen und strukturelle Defizite offengelegt, die Werkstätten und Teilegroßhandel aktuell ausbremsen. Der Fachartikel ordnet die wichtigsten Impulse ein und zeigt auf, welche Stellschrauben jetzt entscheidend sind – von offenen Schnittstellen bis zu neuen Qualifizierungsstrategien im Independent Aftermarket.
 

Die digitale Transformation macht auch vor dem Aftermarket nicht halt – doch vielerorts bleibt sie Stückwerk. Beim Branchenevent AMtalk – Automotive Talk in Köln diskutierten Vertreter aus Industrie, Handel, Werkstätten und Verbänden über den digitalen Status quo und zukünftige Anforderungen. Deutlich wurde: Es gibt viele technische Ansätze, aber zu wenig Verbindlichkeit, Standardisierung und praxisgerechte Umsetzung. Der Weg zur durchgängig digitalisierten Werkstatt ist weiterhin gepflastert mit Hürden – organisatorischer wie technologischer Art.Wenn du beim nächsten AMtalk in Köln auch dabei sein möchtest registriere dich hier: AMtalk – Automotive Talk Köln


Strukturelle Digitalisierung bleibt Stückwerk im Aftermarket

Zentrale Erkenntnis des AMtalk: Während Fahrzeughersteller digitale Prozesse längst tief in Entwicklung und Service eingebettet haben, fehlt es dem freien Markt an vernetzten Lösungen. Vor allem in Werkstätten, aber auch im Teilegroßhandel dominieren manuelle Abläufe, Medienbrüche und heterogene Systemlandschaften. Datenflüsse verlaufen oft fragmentiert, was sich negativ auf Effizienz, Fehlerquote und Kundenzufriedenheit auswirkt.

Ein Mangel an Schnittstellen, fehlende Kompatibilität und ein Wildwuchs an Insellösungen verhindern den Aufbau durchgängiger digitaler Wertschöpfungsketten. Einzelne Softwarelösungen sind verfügbar, doch es fehlt eine koordinierte Struktur, die alle Akteure sinnvoll einbindet.

Offene Datenstrukturen als Grundvoraussetzung für die Digitalisierung Aftermarket

Ein zentrales Thema der Veranstaltung war der Zugang zu Fahrzeugdaten. Wer heute Fahrzeuge wartet oder repariert, ist auf verlässliche, aktuelle und strukturierte Daten angewiesen. Die Forderung nach offenen Datenstrukturen und standardisierten Schnittstellen wurde mehrfach betont – nicht nur von Werkstattbetreibern, sondern auch von Teilegroßhändlern und Softwareanbietern.

Insbesondere die Interoperabilität zwischen Werkstattsoftware, Teilekatalogen, Diagnoselösungen und OEM-Plattformen bleibt eine der größten Baustellen. Solange Systeme nicht miteinander kommunizieren, lassen sich Potenziale wie automatisierte Reparaturfreigaben, digitale Wartungsprotokolle oder vorausschauende Bestellprozesse kaum realisieren.

Technologiedruck aus der Fahrzeugentwicklung

Mit Blick auf die technologische Fahrzeugentwicklung wurde beim AMtalk schnell klar: Die Digitalisierung der Fahrzeuge schreitet schneller voran als die der Werkstätten. Themen wie Over-the-Air-Updates, Fahrzeugvernetzung, Software-definierte Fahrzeuge oder Batteriepass-Daten verändern die Anforderungen an Werkstattinfrastruktur und IT-Systeme grundlegend.

Freie Werkstätten und ihre Zulieferer stehen vor der Herausforderung, nicht nur technisch aufzurüsten, sondern auch organisatorisch und personell Schritt zu halten. Das betrifft Diagnosetools ebenso wie Know-how in Datenverarbeitung, So

Qualifizierung: Ohne Schulung keine Transformation

Neben der Technik rückt zunehmend auch der Mensch in den Fokus. Denn jede digitale Lösung steht und fällt mit dem, der sie bedient. Beim AMtalk wurde deutlich: Der Bedarf an Weiterbildung wächst – und zwar nicht nur für Kfz-Mechatroniker, sondern auch für Disponenten, Lagerlogistiker, IT-Verantwortliche und Serviceberater.

Es braucht neue Schulungskonzepte, die über klassische Techniktrainings hinausgehen. Themen wie digitale Serviceprozesse, Datenkompetenz, Kundenkommunikation über digitale Kanäle und die Nutzung von Plattformen und Cloudlösungen gewinnen an Bedeutung. Wer hier zu spät reagiert, verliert Fachkräfte und Effizienz.

Koordination und Brancheninitiativen fehlen im Aftermarket noch

Ein weiterer zentraler Punkt des Events war die fehlende Koordination innerhalb der Branche. Zu viele parallel laufende Einzelinitiativen sorgen für Fragmentierung statt Fortschritt. Es fehlt eine übergeordnete Plattform oder Instanz, die Standards setzt, Synergien fördert und Wissen bündelt. Mehrfach wurde auf dem AMtalk der Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Industrie, Handel, Werkstattverbänden und IT-Anbietern laut.

Nur wenn sich die Branche auf gemeinsame Strukturen einigt – etwa bei Datenstandards, Prozessdefinitionen oder Zugriffsrechten – können durchgängige digitale Ökosysteme entstehen, von denen alle Seiten profitieren.

Fazit: Der AMtalk zeigt, wo es klemmt – und wo Chancen liegen

Der AMtalk im Mai hat deutlich gemacht: Die digitale Zukunft im Kfz-Gewerbe ist machbar, aber nicht selbstverständlich. Es fehlt nicht an Technologien – es fehlt an Verbindlichkeit, Vernetzung und praxisorientierten Konzepten. Werkstätten und Teilegroßhändler benötigen offene Systeme, strukturierte Daten und qualifizierte Mitarbeitende, um in einem zunehmend datengetriebenen Markt zu bestehen.

Die nächste Entwicklungsstufe gelingt nur durch sektorübergreifende Kooperationen, neue Qualifizierungsansätze und die Bereitschaft, bestehende Strukturen infrage zu stellen. Digitalisierung ist kein IT-Projekt – sondern eine strategische Daueraufgabe für die gesamte Branche. Wenn du beim nächsten AMtalk in Köln auch dabei sein möchtest registriere dich hier: AMtalk – Automotive Talk Köln

FAQ

❓ Warum ist offene Datenverfügbarkeit im Aftermarket entscheidend?

Ohne offene Fahrzeugdaten bleiben freie Werkstätten technologisch benachteiligt. Standardisierte und zugängliche Daten ermöglichen präzisere Diagnosen, schnellere Prozesse und eine faire Wettbewerbssituation gegenüber OEMs.

❓ Was sind die größten Digitalisierungshemmnisse in Werkstätten?

Fehlende Schnittstellen und nicht abgestimmte Systeme bremsen Abläufe aus.Daten werden oft manuell verarbeitet, wodurch Fehler entstehen. Zudem fehlt es häufig an ganzheitlichen Lösungen, die unterschiedliche Systeme effizient verknüpfen.

❓ Welche Rolle spielt die Weiterbildung im Digitalisierungsprozess?

Nur qualifiziertes Personal kann neue Systeme sinnvoll einsetzen.Schulungen zu Software, Datenkompetenz und digitalen Serviceprozessen sind unerlässlich, um das volle Potenzial moderner Technologien im Werkstattalltag zu nutzen.


❓ Was war eine zentrale Erkenntnis beim AMtalk 2025?

Die Branche braucht gemeinsame Standards und mehr Koordination. Nur durch übergreifende Kooperationen lassen sich digitale Lösungen skalieren und systemübergreifend integrieren – ein Schlüssel für nachhaltigen Erfolg im Aftermarket.

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