VDA fordert Netzentgelt-Entlastung über 2026 hinaus

Veröffentlicht am 26.09.2025
Der Verband der Automobilindustrie kritisiert den aktuellen Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums zur Netzentgelt-Entlastung. VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont, dass eine Finanzierung über 2026 hinaus zwingend notwendig sei, um die im Koalitionsvertrag vereinbarte Senkung der Strompreise umzusetzen. Hohe Energie- und Stromkosten belasten Hersteller und Zulieferer im internationalen Wettbewerb erheblich. Neben kurzfristigen Entlastungen fordert der VDA auch grundlegende Reformen, um den Standort Deutschland dauerhaft wettbewerbsfähig zu halten.
 

Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer leiden unter im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern deutlich höheren Strom- und Energiekosten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht darin einen erheblichen Standortnachteil. VDA-Präsidentin Hildegard Müller fordert daher eine dauerhafte Entlastung bei den Netzentgelten und die Umsetzung zentraler energiepolitischer Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag.


Wettbewerbsnachteil durch hohe Strompreise

Die Strompreise in Deutschland liegen nach Angaben des VDA bis zu dreimal höher als in den USA oder China. Dieser Kostenfaktor belastet Unternehmen zusätzlich zum Transformationsprozess der Branche. Besonders die Netzentgelte entwickeln sich zu einem immer größeren Anteil der Stromkosten. Sie stellen damit einen wesentlichen Wettbewerbsnachteil dar, der die internationale Position der Automobilindustrie schwächt.

Der vorliegende Gesetzentwurf zur Netzentgelt-Entlastung sieht lediglich eine staatliche Co-Finanzierung bis 2026 vor. Nach Einschätzung des VDA widerspricht dies klar den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag, der eine dauerhafte Senkung der Strompreise für Verbraucher und Unternehmen vorsieht. Aus Sicht des Verbands reicht eine zeitlich begrenzte Entlastung nicht aus, um Planungssicherheit zu schaffen und Investitionen in die Transformation zu sichern.

Forderungen an die Bundesregierung

Der VDA fordert eine verbindliche Regelung zur Finanzierung der Netzentgelte über 2026 hinaus. Darüber hinaus müsse die Weitergabe der Entlastung an Verbraucher gesetzlich garantiert werden. Ebenso verlangt der Verband die zügige Umsetzung einer Deckelung der Netzentgelte sowie eine Absenkung der Stromsteuer. Ergänzend fordert der VDA einen klaren Fahrplan für den angekündigten Industriestrompreis, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken.

Neben kurzfristigen Maßnahmen betont der VDA die Notwendigkeit umfassender Strukturreformen im Energiesystem. Nur durch eine nachhaltige Senkung der Energie- und Strompreise auf ein wettbewerbsfähiges Niveau könne Deutschland als Industriestandort im internationalen Vergleich bestehen. Für die Automobilbranche sei dies eine zentrale Voraussetzung, um die Transformation erfolgreich zu gestalten und gleichzeitig Arbeitsplätze zu sichern.

Belastung für mittelständische Zulieferer

Besonders stark betroffen sind mittelständische Zulieferbetriebe, die häufig nicht über die gleiche Verhandlungsmacht wie große Konzerne verfügen. Für diese Unternehmen schlagen hohe Netzentgelte und Energiepreise unmittelbar auf die Produktionskosten durch. Da viele Zulieferer im internationalen Wettbewerb mit engen Margen arbeiten, wird ihre wirtschaftliche Stabilität zunehmend gefährdet. Eine dauerhafte Entlastung könnte hier entscheidend sein, um Insolvenzen zu vermeiden und die Lieferketten abzusichern.

Die Automobilindustrie befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel hin zu Elektromobilität und digitalisierten Produktionsprozessen. Diese Transformation erfordert erhebliche Investitionen in Forschung, Entwicklung und neue Fertigungstechnologien. Steigende Stromkosten verringern jedoch die finanziellen Spielräume für diese Investitionen. Eine verlässliche Netzentgelt-Entlastung könnte dazu beitragen, Kapital für Zukunftsprojekte freizusetzen und den Technologiewandel in Deutschland zu beschleunigen.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Druck

Ein direkter Vergleich mit den Wettbewerbern zeigt die Dimension des Problems: Während Unternehmen in den USA und China von niedrigeren Strompreisen profitieren, müssen deutsche Hersteller deutlich höhere Betriebskosten tragen. Dies erschwert nicht nur den Export, sondern auch die Ansiedlung neuer Produktionsstätten im Inland. Für globale Konzerne könnte es attraktiver werden, Investitionen in Standorte außerhalb Deutschlands zu verlagern.

Die aktuelle Diskussion um Netzentgelte verdeutlicht, dass die Energiepolitik längst zu einem entscheidenden Standortfaktor geworden ist. Planbare, wettbewerbsfähige und stabile Strompreise sind für die Automobilindustrie ein zentrales Kriterium bei der Entscheidung über Produktions- und Investitionsstandorte. Eine inkonsistente oder nur befristete Entlastung gefährdet langfristig nicht nur die Industrieproduktion, sondern auch Beschäftigung und Wertschöpfung im gesamten Land.


Fazit

Die Kritik des VDA am Gesetzentwurf verdeutlicht den Handlungsdruck in der Energiepolitik. Eine reine Übergangslösung bis 2026 greift zu kurz. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu sichern, braucht es verbindliche Zusagen für eine dauerhafte Netzentgelt-Entlastung und grundlegende Reformen im Strommarkt. Nur so kann der Standort Deutschland seine Position in der globalen Industrie behaupten. Quelle: VDA

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