VDIK stellt sich gegen EU-Pläne zur E-Auto-Pflicht

Veröffentlicht am 28.08.2025
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) kritisiert die geplante E-Auto-Pflicht der EU für Firmen- und Mietwagenflotten ab 2030. Präsidentin Imelda Labbé betont die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen und fordert statt starrer Quoten gezielte Förderinstrumente. Im Zentrum stehen der Ausbau der Ladeinfrastruktur und stabile Strompreise. Besonders Flottenbetreiber wären stark betroffen – sie stellen rund 60 Prozent der Neuzulassungen in der EU. Der VDIK sieht in der geplanten Regulierung eine Gefahr für den Hochlauf der Elektromobilität.
 

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) spricht sich entschieden gegen eine verpflichtende Einführung reiner Elektrofahrzeuge für gewerbliche Fahrzeugflotten ab dem Jahr 2030 aus. Hintergrund ist eine mögliche Initiative der EU-Kommission, die sowohl große Unternehmen als auch Mietwagenanbieter betreffen würde. Der VDIK argumentiert, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen für eine solche Regulierung nicht ausreichen und der angestrebte Hochlauf der Elektromobilität stattdessen durch gezielte Maßnahmen und stabile Marktbedingungen gefördert werden müsse.


EU-Vorhaben trifft auf breite Kritik aus Industrie und Politik

Bereits im Frühjahr hatte die Europäische Kommission angekündigt, einen Gesetzesentwurf zur Reduktion von Emissionen bei Firmenwagen vorzubereiten. Dieser soll noch vor Jahresende vorgelegt werden und könnte in der Folge sowohl vom EU-Parlament als auch vom Ministerrat beschlossen werden. In den Entwürfen zeichnet sich ab, dass künftig eine vollständige Elektrifizierung von Unternehmensflotten angestrebt wird – ein Vorhaben, das auf breiten Widerstand stößt. Neben dem VDIK lehnen auch Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder eine solche Verpflichtung ab. Sie argumentieren, dass technologischer Wandel nicht durch starre Vorgaben, sondern durch marktwirtschaftliche Anreize und realistische Übergangsphasen erreicht werden sollte.

Der gewerbliche Fahrzeugmarkt spielt eine zentrale Rolle in der EU-weiten Neuwagenzulassung. Etwa 60 Prozent aller Neuwagen in Europa werden auf Unternehmen, Flottenbetreiber oder Vermieter zugelassen. Würde die vorgeschlagene Regelung umgesetzt, müssten diese Akteure ab 2030 ausschließlich auf Elektrofahrzeuge setzen. Für viele Branchen, insbesondere den Mietwagen- und Lieferverkehr, wäre das ein tiefer Einschnitt – nicht zuletzt wegen der nach wie vor ungleichen Ladeinfrastruktur in den verschiedenen Mitgliedsstaaten sowie weiterhin hoher Strompreise.

VDIK fordert industriepolitische Verlässlichkeit

Imelda Labbé, Präsidentin des VDIK, macht deutlich, dass der Erfolg der Elektromobilität maßgeblich von stabilen und berechenbaren politischen Rahmenbedingungen abhängt. Statt ständig wechselnder Zielvorgaben und kleinteiliger Regulierung brauche es einen umfassenden Industrieplan, in dem alle beteiligten Akteure – von Herstellern über Energieversorger bis hin zu politischen Entscheidern – abgestimmt zusammenarbeiten. Eine verpflichtende Elektroquote für Firmenflotten sei aus ihrer Sicht nicht zielführend und gehe an den tatsächlichen Herausforderungen des Marktes vorbei.

Neben der Kritik an der Regulierung richtet der VDIK den Blick gezielt auf bislang vernachlässigte Bereiche der Elektromobilität. Besonders der Privatmarkt sowie der wachsende Gebrauchtwagenmarkt müssten stärker in den Fokus rücken. Förderinstrumente wie Kaufprämien, Steuererleichterungen oder gezielte Programme zur Batterienachrüstung könnten helfen, die Nachfrage zu stabilisieren und so den Hochlauf der Elektromobilität breiter abzusichern.

Wirtschaftliche Folgen für Flottenbetreiber und Mittelstand

Eine verpflichtende Elektrifizierung von Unternehmensflotten würde insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Anders als Großkonzerne verfügen viele Flottenbetreiber nicht über die finanziellen Rücklagen oder strategischen Planungsressourcen, um innerhalb weniger Jahre vollständig auf E-Mobilität umzustellen. Neben den höheren Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen schlagen auch notwendige Investitionen in eigene Ladeinfrastruktur zu Buche. In vielen Regionen fehlen zudem geeignete Flächen für den Aufbau solcher Anlagen, was den Umstieg zusätzlich erschwert. Der VDIK warnt in diesem Zusammenhang vor einer einseitigen Belastung des Mittelstands, der ohnehin bereits unter steigenden Betriebskosten und zunehmender Regulierung leidet.

Der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur gilt nach wie vor als größtes Hemmnis für den breiten Einsatz von Elektrofahrzeugen im gewerblichen Bereich. Gerade für Flottenbetreiber mit hohen Tageslaufleistungen oder mehreren Standorten ist eine zuverlässige und leistungsfähige Ladeinfrastruktur unerlässlich. Zwar wurden in den letzten Jahren Fortschritte erzielt, doch bestehen nach wie vor gravierende Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen. In vielen Gewerbegebieten fehlt es an Schnellladepunkten oder überhaupt an Anschlüssen für größere Flottenladeplätze. Auch Genehmigungsverfahren und Netzanschlusskosten bremsen den Ausbau. Der VDIK sieht hier erheblichen Handlungsbedarf und fordert, Ladeinfrastruktur als Teil kritischer Verkehrsinfrastruktur zu behandeln.

Technologische Offenheit statt Einwegstrategie

Ein weiterer Kritikpunkt des VDIK richtet sich gegen die einseitige Fokussierung auf batterieelektrische Fahrzeuge. Für viele Einsatzzwecke seien alternative Antriebstechnologien wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe ebenso geeignet – insbesondere im Schwerlastverkehr oder bei sehr hohen Fahrleistungen. Der Verband plädiert daher für eine technologieoffene Regulierung, die den Unternehmen erlaubt, die jeweils sinnvollste Antriebslösung zu wählen. Auch in Hinblick auf Versorgungssicherheit, Rohstoffverfügbarkeit und Energiewende sei eine breitere technologische Basis notwendig. Starre Quoten für eine einzelne Technologie könnten bestehende Potenziale ungenutzt lassen und unnötige Investitionsrisiken schaffen.

Die Diskussion um eine E-Auto-Pflicht für Flotten hat auch eine europapolitische Dimension. Während einige Mitgliedsstaaten, etwa die Niederlande oder Frankreich, ambitionierte Elektrifizierungsziele verfolgen, sehen andere Länder die Entwicklung deutlich skeptischer. Unterschiede in Infrastruktur, wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und Nutzerverhalten erschweren eine einheitliche Regelung auf EU-Ebene. Der VDIK warnt davor, durch zentralistische Vorgaben nationale Märkte zu destabilisieren. Stattdessen sollten Anreize und Regelungen an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst werden. Eine pauschale Verpflichtung ab 2030 würde den Binnenmarkt belasten und könnte zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen.


Fazit

Der Vorschlag der EU-Kommission zur verpflichtenden Elektrifizierung von Fahrzeugflotten ab 2030 stößt bei Industrievertretern und politischen Akteuren gleichermaßen auf Ablehnung. Der VDIK sieht in der geplanten Maßnahme ein Hindernis für den Hochlauf der Elektromobilität und fordert stattdessen klare industriepolitische Leitplanken. Im Mittelpunkt stehen dabei der Ausbau der Ladeinfrastruktur, bezahlbare Energiepreise sowie gezielte Fördermaßnahmen – insbesondere für Privatnutzer und Gebrauchtfahrzeuge. Nur mit einem verlässlichen Gesamtkonzept lassen sich die Klimaziele im Verkehrssektor dauerhaft erreichen. Quelle: VDIK

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