ADPA – Erschwinglichkeit als Schlüsselfaktor

Veröffentlicht am 15.07.2025
Die Erschwinglichkeit von Reparaturen und Wartungen steht zunehmend im Fokus, wenn es um Sicherheit und Nachhaltigkeit im Straßenverkehr geht. Steigende Kosten und beschränkter Zugang zu technischen Informationen sowie Ersatzteilen bedrohen den freien Wettbewerb und gefährden die Mobilität in Europa. Ein funktionierender Kfz-Ersatzteilmarkt trägt entscheidend zur Sicherheit, Umweltleistung und Wahlfreiheit der Verbraucher bei. Auf europäischer Ebene werden dringend Lösungen gefordert, um Innovation, Wettbewerb und Nachhaltigkeit langfristig zu sichern.
 

Mobilität prägt den Alltag in Europa, ob im privaten Umfeld, im gewerblichen Einsatz oder bei öffentlichen Institutionen. Dabei zählen Reparaturen und Wartungen zu den zentralen Bausteinen für sichere und umweltgerechte Fahrzeuge. Doch steigende Kosten und eingeschränkter Zugang zu relevanten Vorleistungen erschweren zunehmend den Betrieb freier Werkstätten und Händler im Kfz-Ersatzteilmarkt. Die ADPA, der europäische Verband der unabhängigen Teilehändler, weist in diesem Zusammenhang regelmäßig auf die Notwendigkeit politischer Unterstützung hin, um die Mobilität langfristig erschwinglich und nachhaltig zu gestalten.


Mobilität als wesentlicher Wirtschaftsfaktor und Herausforderung

Mobilität zählt in der Europäischen Union zu den bedeutendsten Ausgabenposten privater Haushalte – gleich hinter Wohnen und Ernährung. Gleichzeitig trägt der Straßenverkehr maßgeblich zu den verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bei. Rund 70 Prozent dieser Emissionen stammen von Straßenfahrzeugen. Hinzu kommen hohe gesellschaftliche Folgekosten durch Verkehrsunfälle, die jährlich über 20.000 vorzeitige Todesfälle verursachen.

Diese Entwicklung verdeutlicht den Handlungsbedarf. Technisch einwandfreie Fahrzeuge sind der Schlüssel, um Emissionen zu verringern und Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Wartungen und Reparaturen verhindern dabei nicht nur größere Schäden, sondern sichern auch die langfristige Leistungsfähigkeit von Fahrzeugen. Ein funktionierender Aftermarket leistet somit einen unverzichtbaren Beitrag zur Erreichung dieser Ziele.

Die zentrale Rolle des Kfz-Ersatzteilmarktes wird jedoch zunehmend durch wirtschaftliche Barrieren geschwächt. Bestimmte Marktteilnehmer nutzen ihre Monopolstellung aus, um den Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen erheblich zu verteuern. Dies betrifft vor allem Vorleistungen, die für Reparaturen und Wartungen zwingend erforderlich sind.

Die Folgen betreffen nicht nur Werkstätten und Ersatzteilhändler, sondern auch die Verbraucher selbst. Denn mit steigenden Kosten sinkt die Bereitschaft zur regelmäßigen Wartung. Gleichzeitig sinkt die Wahlfreiheit der Kunden, da freie Betriebe durch diese Entwicklung im Wettbewerb benachteiligt werden. Innovationen bleiben aus, während die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern wächst. Langfristig gefährdet dies die Sicherheit und Umweltleistung des gesamten Fahrzeugbestands in Europa.

Politische Lösungen im Fokus der EU

Die Herausforderungen des Ersatzteilmarkts stehen auch auf europäischer Ebene im Mittelpunkt. Im Rahmen der dänischen EU-Ratspräsidentschaft wird die Bedeutung eines offenen und wettbewerbsfähigen Kfz-Aftermarkets thematisiert. Die Konferenz „Affordability – A Key Factor to Safety and Sustainability“ zeigt auf, wie politische Entscheidungen den Markt nachhaltig beeinflussen können.

Im Fokus steht dabei die Frage, wie europäische Gesetzgebungen modernisiert werden können, um Innovation, Wettbewerb und Verbraucherschutz zu stärken. Denn nur durch fairen Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen bleibt der Ersatzteilmarkt langfristig leistungsfähig.

Die Veranstaltung bringt Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Zu den Rednern zählen unter anderem der Präsident der ADPA und Geschäftsführer von Hella Gutmann Solutions, Michael Pedersen, sowie Ed Eyton von Ricardo. Auch Vertreter aus der EU-Politik und der Rechtsberatung geben Einblicke in notwendige Reformen. Sie betonen, wie wichtig ein funktionierender Aftermarket für den gesamten Automobilsektor ist.

Der offene Zugang zu Reparatur- und Wartungsdaten wird dabei als Grundvoraussetzung für einen fairen Wettbewerb gesehen. Neben ökologischen Vorteilen bietet dies auch wirtschaftliche Chancen, da Reparaturen wieder erschwinglicher werden. Werkstätten erhalten die Möglichkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben und einen aktiven Beitrag zur Verkehrssicherheit zu leisten.

Herausforderungen für freie Werkstätten im Wandel der Fahrzeugtechnologien

Die zunehmende Digitalisierung moderner Fahrzeuge bringt nicht nur Fortschritte im Bereich der Sicherheit und Umweltfreundlichkeit, sondern stellt den Ersatzteilmarkt vor neue Herausforderungen. Viele Reparaturen erfordern heute den Zugriff auf fahrzeugspezifische Software, Diagnosewerkzeuge und verschlüsselte Schnittstellen. Ohne diese Zugänge wird die fachgerechte Wartung nahezu unmöglich.

Während Fahrzeughersteller diesen Zugang oftmals restriktiv regeln oder hohe Lizenzgebühren verlangen, geraten freie Werkstätten immer stärker unter Druck. Für kleinere Betriebe ist es wirtschaftlich kaum tragbar, für jedes Fahrzeugmodell teure Diagnosetools oder Software-Abonnements zu erwerben. Das Risiko, bestimmte Reparaturen nicht mehr durchführen zu können, wächst dadurch stetig. Diese technische Abhängigkeit führt zu einer gefährlichen Marktkonzentration und erschwert die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung im Reparatursektor.

Ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Ersatzteilmarkts ist die Datenhoheit im Fahrzeug. Moderne Fahrzeuge erzeugen permanent große Mengen an Betriebs- und Diagnosedaten. Diese Daten sind für eine präzise Fehlersuche und die Durchführung von Reparaturen unverzichtbar.

Aktuell kontrollieren in vielen Fällen die Fahrzeughersteller den Zugang zu diesen Daten. Freie Marktakteure wie Werkstätten, Teilehändler und unabhängige Entwickler bleiben oft ausgeschlossen oder erhalten nur eingeschränkten Zugriff. Dadurch wird nicht nur der Wettbewerb verzerrt, sondern auch die Innovationskraft im Aftermarket erheblich gebremst.

Ein fairer Zugang zu Fahrzeugdaten ist deshalb von zentraler Bedeutung. Nur wenn alle Akteure im Ersatzteilmarkt auf die relevanten Informationen zugreifen können, lassen sich Reparaturen effizient, kostengünstig und umweltfreundlich durchführen. Auf europäischer Ebene wird deshalb verstärkt über gesetzliche Vorgaben zur Datentransparenz diskutiert.

Auswirkungen auf die Ausbildung und Fachkräftesicherung

Der zunehmende Kostendruck und die technische Abschottung wirken sich auch auf die Ausbildung und Fachkräftesicherung im Kfz-Gewerbe aus. Werkstätten, die nicht mehr alle Reparaturen durchführen können, verlieren an Attraktivität als Ausbildungsbetriebe.

Insbesondere im Bereich der Fahrzeugdiagnose und Systemintegration fehlen oft praxisnahe Schulungsmöglichkeiten, wenn die technischen Informationen nicht verfügbar sind. Dadurch entstehen Fachkräftelücken, die den gesamten Ersatzteilmarkt langfristig schwächen können.

Ein offener Zugang zu Reparaturinformationen ist daher nicht nur für die tägliche Arbeit relevant, sondern auch für die Qualifikation des Nachwuchses. Ohne gezielten Wissenstransfer droht ein Verlust an technischem Know-how, was die Wettbewerbsfähigkeit der freien Werkstätten zusätzlich belastet.

Die ökologische Dimension des Ersatzteilmarkts wird häufig unterschätzt. Fahrzeuge, die regelmäßig gewartet und bei Bedarf fachgerecht repariert werden, leisten einen erheblichen Beitrag zur Ressourcenschonung.

Längere Fahrzeuglebensdauern bedeuten, dass weniger Neufahrzeuge produziert werden müssen. Das spart nicht nur Rohstoffe, sondern verringert auch den Energieverbrauch und die Emissionen, die bei der Herstellung entstehen. Eine funktionierende Reparaturinfrastruktur trägt dazu bei, die Nutzungsdauer von Fahrzeugen zu verlängern und zugleich deren Sicherheit und Effizienz auf hohem Niveau zu halten.

Erschwingliche Wartungslösungen fördern damit nicht nur den Geldbeutel der Verbraucher, sondern stärken auch die Nachhaltigkeit im Verkehrssektor. Der Ersatzteilmarkt übernimmt hier eine zentrale Rolle – vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen sichern den freien Zugang zu Ersatzteilen und Reparaturdaten.

Fazit

Die Erschwinglichkeit von Wartung und Reparatur steht im Zentrum einer nachhaltigen Verkehrspolitik. Der freie Zugang zu technischen Informationen und Ersatzteilen ist entscheidend, um die Sicherheit und Umweltleistung von Fahrzeugen zu erhalten. Nur so kann der Ersatzteilmarkt auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Mobilität in Europa leisten.


Die Ergebnisse der Konferenz liefern wichtige Impulse für eine faire Marktordnung und stärken die Position freier Werkstätten und Ersatzteilhändler im Wettbewerb. Nachhaltige Mobilität bleibt damit nicht nur ein technisches, sondern auch ein politisches Thema. Quelle: ADPA

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