Die Elektrifizierung des Verkehrs führt zu einer wachsenden Zahl ausgedienter Batterien, die verantwortungsvoll recycelt werden müssen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an essenziellen Rohstoffen wie Lithium, Grafit und Nickel. Um eine nachhaltige Nutzung dieser Materialien zu gewährleisten, haben Webasto und cylib eine langfristige Partnerschaft geschlossen. cylib übernimmt dabei die umweltfreundliche Wiederverwertung von Batterien sowie Produktionsresten aus den europäischen Werken von Webasto.
Innovatives Recyclingverfahren von cylib
Das Aachener Unternehmen cylib setzt auf einen mehrstufigen Recyclingprozess, der mechanische, thermische und hydrometallurgische Verfahren kombiniert. Dadurch gelingt es, nahezu alle Bestandteile aus Lithium-Ionen-Batterien zurückzugewinnen. Ein besonderer Fokus liegt auf einer wasserbasierten Aufbereitungstechnologie, die den Einsatz von Chemikalien reduziert und somit eine umweltschonende Rohstoffrückgewinnung ermöglicht. Verglichen mit herkömmlichen Recyclingmethoden verringert dieses Verfahren den CO₂-Ausstoß um bis zu 30 Prozent.
Seit 2023 arbeiten Webasto und cylib gemeinsam an Konzepten für eine bessere Recyclingfähigkeit von Batterien. Die Kooperation hilft dabei, die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe effizienter zu gestalten und die Recyclingkapazitäten in Europa weiter auszubauen.
Bedeutung für die Automobilbranche
Für die Automobilindustrie ist ein nachhaltiges Rohstoffmanagement entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Marcel Bartling, Chief Technology Officer (CTO) von Webasto, hebt hervor, dass durch Partnerschaften wie diese die europäische Automobilbranche unabhängiger von globalen Rohstoffmärkten wird. Gleichzeitig verbessert sich die Umweltbilanz entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Dr. Gideon Schwich, Mitgründer und COO von cylib, betont, dass die Skalierung von Recyclingprozessen essenziell ist, um eine nachhaltige Rohstoffversorgung sicherzustellen. Die Technologie von cylib ermöglicht es, wertvolle Materialien aus Altbatterien vollständig zurückzugewinnen und erneut nutzbar zu machen. Dies trägt dazu bei, eine stabile Rohstoffbasis für die Zukunft zu schaffen und die Kreislaufwirtschaft in Europa weiter zu stärken.
Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
Die EU-Batterieverordnung gibt strenge Recyclingquoten für Altbatterien vor. Ab 2030 müssen mindestens 70 Prozent des Lithiums sowie 95 Prozent von Kobalt, Nickel und Kupfer zurückgewonnen werden. cylib erfüllt diese Standards bereits heute und unterstützt Webasto dabei, die künftigen gesetzlichen Anforderungen problemlos zu erfüllen.
Darüber hinaus setzt Webasto auf Second-Life-Konzepte für Batterien. Am bayerischen Standort Schierling wurde 2024 ein stationärer Batteriespeicher mit einer Kapazität von einer Megawattstunde (MWh) in Betrieb genommen. Hier kommen 30 gebrauchte Batterien aus der Vorserienproduktion zum Einsatz, um den firmeneigenen Solarstrom effizient zu speichern und die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten.
Ressourcenschonung durch geschlossene Materialkreisläufe
Ein entscheidender Vorteil des Batterierecyclings ist die Schaffung geschlossener Materialkreisläufe. Anstatt Rohstoffe durch energieintensive Gewinnungsmethoden aus der Erde zu fördern, ermöglicht das Recycling eine Wiederverwertung bestehender Materialien. cylib kann über 90 Prozent der Batteriebestandteile zurückgewinnen, darunter Lithium, Kobalt und Nickel. Durch den Einsatz dieser recycelten Materialien in neuen Batteriesystemen reduziert sich nicht nur die Umweltbelastung, sondern auch die Abhängigkeit von Rohstoffimporten.
Die Recyclingpartnerschaft zwischen Webasto und cylib trägt dazu bei, die Rohstoffverfügbarkeit in Europa zu verbessern und den Bedarf an Primärrohstoffen langfristig zu senken. Insbesondere Lithium, das bisher hauptsächlich aus Australien und Südamerika importiert wird, kann durch effiziente Recyclingprozesse verstärkt aus alten Batterien gewonnen werden.
Technologische Entwicklungen im Batterierecycling
Neben der Verbesserung bestehender Recyclingverfahren arbeitet die Branche kontinuierlich an neuen Technologien zur Rohstoffrückgewinnung. Eine vielversprechende Entwicklung sind Direct Recycling-Verfahren, bei denen Kathoden- und Anodenmaterialien ohne aufwendige chemische Umwandlung wiederverwendet werden können. Diese Methoden könnten in Zukunft den Energieverbrauch und die Kosten für das Batterierecycling weiter senken.
Auch die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle: Mithilfe von KI-gestützten Sortiersystemen lassen sich Batterien präziser trennen, was die Qualität des zurückgewonnenen Materials verbessert. cylib investiert gezielt in Forschung und Entwicklung, um Recyclingprozesse weiter zu optimieren und den Automobilzulieferern noch effizientere Lösungen bereitzustellen.
Die Zukunft des Batterierecyclings
Die steigende Zahl an Elektrofahrzeugen und stationären Batteriespeichern wird in den kommenden Jahren die Recyclingbranche vor neue Herausforderungen stellen. Prognosen zufolge wird das globale Volumen an Altbatterien bis 2035 um ein Vielfaches steigen. Unternehmen wie Webasto und cylib nehmen eine Vorreiterrolle ein, indem sie frühzeitig nachhaltige Recyclingstrukturen etablieren.
Die Partnerschaft zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können. Mit technologischen Innovationen und strategischen Kooperationen wird die Automobilbranche einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen.
Fazit
Die Partnerschaft zwischen Webasto und cylib ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie. Durch innovative Recyclingtechnologien lassen sich wertvolle Rohstoffe effizient zurückgewinnen und erneut in den Produktionskreislauf einbringen. Dies reduziert nicht nur die Abhängigkeit von globalen Rohstoffmärkten, sondern trägt auch zur Einhaltung strenger Umweltvorgaben bei. Mit der Zusammenarbeit stärken beide Unternehmen die europäische Batterierecycling-Infrastruktur und leisten einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Elektromobilität der Zukunft. Quelle: Webasto
