fbpx

Eine Analyse der aktuellen Lage und Empfehlungen für Automobilzulieferer

Veröffentlicht am 27.05.2024

Die Automobilindustrie steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die durch eine Kombination aus globalen Krisen, technologischen Umwälzungen und geopolitischen Spannungen ausgelöst wurden. Insbesondere Automobilzulieferer sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, von düsterem Wachstum bis hin zu strukturell dünneren Margen. Die Roland Berger Global Automotive Supplier Study in Zusammenarbeit mit Lazard, die Ende 2023 durchgeführt wurde, bietet einen tiefen Einblick in die aktuelle Lage der Automobilzulieferindustrie und identifiziert Strategien zur Bewältigung zukünftiger Hindernisse. Lesen Sie die komplette Studie hier: Global Automotive Supplier Study 2023


Langsames Wachstum und anhaltende Herausforderungen

Die Erholung des Automobilmarktes gestaltet sich nach drei aufeinanderfolgenden Krisen langsam und uneinheitlich. Automobilzulieferer stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, darunter unzureichendes Wachstum, teure Rohstoffe, steigende Arbeitskosten und verschlechterte Kapitalbedingungen. Die COVID-19-Pandemie, Lieferkettenstörungen und geopolitische Spannungen haben diese Probleme weiter verschärft. Die Marktbedingungen signalisieren eine „Permakrise“, die als neue Normalität zu betrachten ist.

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Automobilindustrie waren verheerend und haben zu einem drastischen Einbruch des Wachstums geführt. Die Unterbrechung der Lieferketten und die Knappheit an Rohstoffen haben die Situation weiter verschärft. Selbst vor dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine waren die Märkte instabil und die Preise für Rohstoffe stiegen unaufhaltsam an. Dieser ständige Druck auf die Branche wird voraussichtlich bis mindestens 2028 anhalten, bevor ein Wachstum auf Vorkrisenniveau wieder möglich ist.

Auto Abos als Zukunftstrend?

Strategien zur Bewältigung strukturell dünner Margen

Automobilzulieferer leiden unter strukturell dünneren Margen, bedingt durch niedrigere Volumina, volatile Marktbedingungen und steigende Kosten. Größere Zulieferer sind besser in der Lage, Krisen zu absorbieren, während kleinere Anbieter stärker von Marktstörungen betroffen sind. Die Verschiebung hin zu neuen Technologien und elektrifizierten Antrieben stellt zusätzliche Herausforderungen dar, während die Profitabilität in einigen Bereichen wie der Elektronikbranche besser erhalten bleibt.

Eine der größten Herausforderungen für Automobilzulieferer ist die Bewältigung strukturell dünner Margen. Die niedrigeren Volumina haben ihre Fähigkeit beeinträchtigt, von Skaleneffekten zu profitieren, während volatile Marktbedingungen und Programme seitens der OEMs die Planung erschweren. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die steigenden Lohnkosten haben die Situation weiter verschärft. Gleichzeitig schränken OEMs ihre Beiträge für Zulieferer ein, um die Auswirkungen auf ihre eigenen Margen auszugleichen. Dies alles hat dazu geführt, dass die EBIT-Margen der Zulieferer strukturell um 3 Prozentpunkte gesunken sind.

Empfehlungen für die Zukunft

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen empfiehlt die Studie Automobilzulieferern folgende Strategien:


  1. Leistungssteigerung: Implementierung von Performance-Programmen zur Stabilisierung der Margen, Erhöhung des Cashflows und Absicherung des Geschäfts gegen zukünftige Unsicherheiten. Insbesondere in der aktuellen Zeit nach den Krisen ist es ratsam, unpopuläre Maßnahmen wie die Anpassung der Belegschaftsgröße oder die Verlagerung von Standorten zu ergreifen, um die Kosten zu senken und die Leistung zu steigern.
  2. Fokus auf Asien: Neuorientierung der Aktivitäten auf den asiatischen Markt, um den veränderten Markttrends gerecht zu werden und geopolitische Risiken zu mindern. Angesichts des wachsenden Einflusses asiatischer OEMs müssen Automobilzulieferer ihre Produktportfolios, Produktionsstandorte und Lieferkettenstrukturen anpassen, um in diesem Markt erfolgreich zu sein.
  3. Entwicklung zukunftsfähiger Fähigkeiten: Investition in Kompetenzen im Bereich Software, Batterietechnologie und Digitalisierung, um den Anforderungen neuer Technologien gerecht zu werden. Angesichts der steigenden Bedeutung dieser Bereiche ist es entscheidend, dass Zulieferer über das erforderliche Know-how verfügen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
  4. Partnerschaften: Bildung von Kooperationen und Joint Ventures mit sowohl OEMs als auch anderen Zulieferern, um die Transformationskosten zu bewältigen und gemeinsam Wachstumschancen zu nutzen. Angesichts der begrenzten Anzahl von potenziellen Käufern für Fusionen und Übernahmen ist es für Zulieferer wichtig, alternative Formen der Zusammenarbeit zu erkunden, um langfristigen Erfolg zu sichern.
  5. Portfolio- und Positionierungsstrategien: Klare Definition einer strategischen Ausrichtung und Fokussierung auf Wachstumsbereiche, während nicht rentable Aktivitäten überdacht werden. Angesichts der sich ändernden Marktdynamik ist es wichtig, dass Zulieferer eine klare Strategie verfolgen und ihre Ressourcen dort konzentrieren, wo sie das größte Potenzial für Wachstum sehen.

Insgesamt stehen Automobilzulieferer vor einer Zeit des Wandels und der Herausforderung. Durch die Umsetzung dieser strategischen Empfehlungen können sie jedoch besser gerüstet sein, um die aktuellen und zukünftigen Hindernisse zu überwinden und langfristigen Erfolg zu sichern. Q:Roland Berger

5/5 - (1 vote)
Teile diesen Beitrag

Teile diesen Beitrag

scroll to top