VDA-Kommentierung zu Clean Corporate Vehicles

Veröffentlicht am 23.10.2025
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat seine Stellungnahme zum EU-Vorhaben „Clean Corporate Vehicles“ veröffentlicht und warnt vor zusätzlicher Regulierung für Unternehmensflotten. Statt neuer bürokratischer Vorgaben betont der Verband die Notwendigkeit besserer Rahmenbedingungen für die Elektromobilität. Im Mittelpunkt stehen dabei der zügige Ausbau der Ladeinfrastruktur, stabile Stromnetze und wettbewerbsfähige Strompreise. Nur so könne der Hochlauf der Elektromobilität gelingen und die Industrie ihren Beitrag zur CO₂-Reduktion leisten, heißt es aus Berlin.
 

Die Europäische Kommission prüft derzeit neue Vorgaben für sogenannte „Clean Corporate Vehicles“, also saubere Unternehmensflotten. Der VDA sieht diesen Ansatz kritisch und lehnt zusätzliche Regelungen ab. Präsidentin Hildegard Müller verweist in der aktuellen Kommentierung auf bereits bestehende EU- und nationale Maßnahmen wie die CO₂-Flottenziele, die Clean Vehicle Directive sowie ESG- und CSRD-Vorgaben. Diese seien ausreichend, um die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten voranzutreiben. Zusätzliche Regulierung könnte die Transformation der Industrie erschweren und die bürokratische Belastung der Unternehmen weiter erhöhen.


Elektromobilität als zentraler Hebel der Transformation

Nach Einschätzung des VDA bleibt die Elektromobilität der entscheidende Baustein zur Erreichung der europäischen Klimaziele. Damit der Hochlauf gelingt, fordert der Verband von Politik und Verwaltung klare Prioritäten. Neben Technologieoffenheit und Investitionssicherheit nennt Müller vor allem drei Punkte: den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, eine Modernisierung der Stromnetze sowie eine deutliche Entlastung bei den Stromkosten. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, könne Elektromobilität für Unternehmen und Privatkunden gleichermaßen attraktiv werden.

Ein zügiger Ausbau des Ladenetzes gilt laut VDA als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Verkehrswende. In Deutschland und auf europäischer Ebene müsse die Ladeinfrastruktur sowohl quantitativ als auch qualitativ weiterentwickelt werden. Entscheidend sei die Verfügbarkeit von Schnellladepunkten entlang der Hauptverkehrsachsen und in urbanen Räumen. Hinzu kommt die Integration in die Stromversorgung: Ohne leistungsfähige Netze drohen Engpässe, die den Betrieb größerer Flotten behindern könnten. Der VDA fordert daher, dass der Netzausbau künftig stärker mit den Ausbauzielen der Elektromobilität abgestimmt wird.

Strompreise als Wettbewerbsfaktor

Neben dem Infrastrukturausbau stellt der VDA die Strompreisfrage in den Mittelpunkt seiner Argumentation. Ladestrom müsse für Verbraucher und Unternehmen deutlich günstiger werden, um die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu stärken. Der Verband sieht in hohen Energiepreisen eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland. Mehr Wettbewerb im Strommarkt, technologische Innovationen sowie eine Reduzierung von Steuern und Abgaben auf Ladestrom könnten laut Müller zu spürbaren Entlastungen führen.

Die deutsche Automobilindustrie investiert bis 2029 rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, hinzu kommen etwa 220 Milliarden Euro in Sachanlagen. Diese Summe verdeutlicht das Engagement der Branche, Elektromobilität und klimaneutrale Mobilität voranzubringen. Damit diese Investitionen Wirkung entfalten, seien stabile und international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen erforderlich. Der VDA fordert, dass Berlin und Brüssel gemeinsam an Lösungen arbeiten, die Wachstum und Innovation ermöglichen, anstatt neue Hürden zu schaffen.

Bestehende Regulierungen als ausreichender Steuerungsrahmen

Der Verband verweist darauf, dass mit den aktuellen Vorgaben der Europäischen Union bereits ein umfassender Regulierungsrahmen existiert. Die CO₂-Flottenziele, ESG-Standards und die Berichtspflichten aus der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) würden bereits klare Impulse in Richtung Dekarbonisierung setzen. Neue spezifische Vorschriften für Unternehmensflotten könnten zu Doppelregulierungen führen und die administrativen Aufwände erhöhen. Statt weiterer Verpflichtungen sollten bestehende Instrumente besser verzahnt und konsequenter umgesetzt werden.

Gerade für kleine und mittelständische Betriebe in der Automobil- und Zulieferindustrie ist eine stabile wirtschaftliche Grundlage entscheidend. Zusätzliche Berichtspflichten oder Quotenregelungen könnten diese Unternehmen unverhältnismäßig stark belasten. Der VDA betont, dass die Transformation nur gelingen kann, wenn auch kleinere Marktteilnehmer mitgenommen werden. Planbare Investitionsbedingungen, bezahlbare Energie und eine verlässliche Förderpolitik seien zentrale Voraussetzungen, um die Innovationskraft des Mittelstands zu sichern.

Europäische Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Die Transformation der Mobilität erfordert eine koordinierte europäische Strategie. Der VDA fordert deshalb eine stärkere Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten bei Infrastrukturprojekten, Netzausbau und Energiemarktregulierung. Einheitliche technische Standards und grenzüberschreitende Ladeinfrastruktur könnten den Markthochlauf der Elektromobilität erheblich beschleunigen. Zudem müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien europaweit synchronisiert werden, um langfristig klimaneutralen Strom für Verkehr und Industrie bereitzustellen.

Neben der Elektromobilität sieht der VDA weiterhin Potenzial in alternativen Antriebstechnologien. Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe und Plug-in-Hybride könnten in bestimmten Einsatzbereichen zur CO₂-Minderung beitragen. Der Verband mahnt, Technologieoffenheit als Leitprinzip zu bewahren, um Innovation und Wettbewerb nicht einseitig zu beschneiden. Nur durch eine breite technologische Basis lasse sich die Klimaneutralität im Verkehr effizient und wirtschaftlich erreichen.


Fazit

Die VDA-Kommentierung zur EU-Konsultation „Clean Corporate Vehicles“ macht deutlich, dass der Erfolg der Elektromobilität weniger von zusätzlichen Vorgaben als vielmehr von funktionierenden Strukturen abhängt. Ladeinfrastruktur, Netzstabilität und faire Strompreise bleiben zentrale Stellschrauben, um die Transformation des Verkehrssektors wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Damit die deutsche Automobilindustrie ihre Investitionskraft voll entfalten kann, braucht es ein politisches Umfeld, das Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit fördert. Quelle: VDA

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