Notrufsystem eCall: Automatischer Notruf kann Leben retten

Veröffentlicht am 26.08.2025
Das automatische Notrufsystem eCall sorgt für deutlich schnellere Hilfe nach einem Verkehrsunfall. Seit 2018 ist es für alle neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge in der EU Pflicht. Die Rettungskräfte erhalten neben der exakten Unfallposition auch fahrzeugspezifische Informationen. Auch bei Motorrädern und über Smartphones ist die Technik auf dem Vormarsch. Ab 2026 wird der „Next Generation eCall“ verpflichtend – mit neuer Technik und erweiterten Funktionen.
 

Seit April 2018 ist das automatische Notrufsystem eCall in allen neu typgenehmigten Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen gesetzlich vorgeschrieben. Der Notruf erfolgt automatisch über die europäische Notrufnummer 112 und unterstützt Rettungskräfte mit entscheidenden Informationen. Die GTÜ bewertet das System als sinnvolle sicherheitstechnische Ergänzung, die in schweren Fällen Leben retten kann – ein Grund, warum auch für Motorräder und andere Fahrzeugtypen zunehmend Nachrüstlösungen entwickelt werden.


Schnellere Hilfe durch automatisierten Notruf

eCall reagiert bei schweren Unfällen sofort und automatisch. Lösen sich Airbags aus, gilt dies als Indiz für ein potenziell schweres Unfallgeschehen – das System übermittelt dann unverzüglich die Standortdaten und weitere fahrzeugspezifische Informationen an die zuständige Rettungsleitstelle. Neben GPS-Koordinaten werden Fahrtrichtung, Fahrzeugtyp, FIN und Kraftstoffart übertragen. Wenn Sicherheitsgurte angelegt sind, gibt eCall zudem die belegten Sitzplätze an.

Die Sprachverbindung zwischen Notrufzentrale und Fahrzeuginsassen ermöglicht es, konkrete Informationen zum Zustand der Verunglückten zu übermitteln. Auch ein manuelles Auslösen per SOS-Taste ist möglich – etwa bei medizinischen Notfällen. Bei Bagatellunfällen oder technischen Defekten bleibt eCall inaktiv. Die Deaktivierung des Systems ist unzulässig und führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis, da eCall Bestandteil der Typgenehmigung ist.

Das System besteht aus mehreren vernetzten Komponenten: Ein Satellitenempfänger bestimmt die exakte Position des Fahrzeugs, ein Steuergerät mit integrierter Mobilfunkkarte sorgt für die Verbindung zur Notrufzentrale. Die notwendigen Daten stammen von Crash-Sensoren und der Airbag-Schnittstelle. Über eine eigene Freisprecheinrichtung wird der Sprachkontakt ermöglicht.

Wichtig ist die unabhängige Energieversorgung: Selbst bei einem Ausfall der Fahrzeugbatterie bleibt das eCall-System betriebsbereit. Einige Systeme integrieren zusätzliche Funktionen wie Pannenhilfe oder Diebstahlschutz. Im Rahmen der Hauptuntersuchung wird eCall derzeit nicht aktiv geprüft, da es sich nicht um ein prüfpflichtiges Sicherheitssystem handelt.

Motorrad-Notrufsysteme auf dem Vormarsch

Für Motorräder ist eCall bislang nicht vorgeschrieben, aber die Technik findet zunehmend Einzug. BMW etwa stattete bereits 2017 erste Modelle mit einem eigenen intelligenten Notrufsystem aus. Es aktiviert sich automatisch bei schweren Unfällen und stellt eine Verbindung zum Callcenter her. Bei leichteren Stürzen erkennt das System die Situation und verzögert den Notruf – so kann dieser rechtzeitig abgebrochen werden.

Auch andere Hersteller zeigen Interesse. Parallel wächst der Markt für Nachrüstlösungen im Zubehörhandel. Diese Systeme arbeiten entweder mit einer eingebauten SIM-Karte oder koppeln sich per Bluetooth mit dem Smartphone des Fahrers. Damit lassen sich viele Vorteile des fest verbauten eCall-Systems auch auf Motorräder übertragen.

Moderne Smartphones bieten durch integrierte Sensorik vergleichbare Funktionen: Sie erkennen plötzliche Beschleunigungen oder Erschütterungen und lösen bei Verdacht auf einen Unfall einen Notruf aus. Dabei wird der Standort übermittelt, in vielen Fällen erfolgt auch eine Sprachverbindung mit der Notrufzentrale. Diese Lösung eignet sich besonders für Fahrzeuge, die nicht über fest verbaute Systeme verfügen – beispielsweise Oldtimer.

Datenschutz und Systemgrenzen

Trotz permanenter Betriebsbereitschaft ist eCall aus Datenschutzsicht unkritisch: Das System verbindet sich erst nach einem Unfall mit dem Mobilfunknetz. Es erfolgt keine dauerhafte Standortverfolgung. Gespeicherte Fahrdaten oder Informationen über den Halter werden nicht erfasst. Die Kommunikation mit der Rettungsleitstelle erfolgt verschlüsselt.

Ab dem 1. Januar 2026 wird es für neu typgenehmigte Fahrzeuge verpflichtend: Der „Next Generation eCall“ nutzt dann moderne Mobilfunknetze wie 4G (LTE) oder künftig 5G. Die aktuelle 2G-Technik stößt zunehmend an ihre Grenzen – die neue Generation verspricht schnellere Verbindungen, höhere Übertragungsqualität und zusätzliche Funktionen.

Geplant sind unter anderem Videoübertragungen direkt aus dem Fahrzeuginneren sowie verbesserte Datenübertragung bei Unfällen. Für Motorräder sind ebenfalls neue Lösungen in der Entwicklung. Ab 2027 ist der Next Generation eCall für alle Neuwagen verpflichtend.

Nachrüstlösungen für ältere Fahrzeuge

Auch wenn eCall in Neuwagen seit 2018 vorgeschrieben ist, besteht weiterhin eine große Anzahl an Bestandsfahrzeugen ohne integriertes Notrufsystem. Für diese Fahrzeuge bietet der Zubehörmarkt mittlerweile eine breite Auswahl an Nachrüstsystemen an. Dabei handelt es sich in der Regel um kleine Boxen mit integrierter SIM-Karte, GPS-Modul und Unfallerkennung. Die Geräte lassen sich mit Bordspannung verbinden oder verfügen über einen eigenen Akku.

Manche Lösungen nutzen Bluetooth-Verbindungen zum Smartphone und aktivieren bei einem Aufprall automatisch eine Notfallmeldung. Für den Einbau sind meist keine tiefgreifenden Eingriffe in die Fahrzeugelektronik notwendig – ein Vorteil für Werkstätten, die solche Systeme als Serviceleistung anbieten möchten. Wichtig ist, dass die Nachrüstsysteme in der EU zertifiziert sind und den Anforderungen an Datensicherheit und Kommunikationsstandards genügen.


Fazit

Das automatische Notrufsystem eCall ist ein entscheidender Schritt hin zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Durch die schnelle Übermittlung von Standort- und Fahrzeugdaten an die Rettungsdienste werden entscheidende Minuten gespart. Die Technik entwickelt sich weiter: Neue Mobilfunkstandards, breitere Anwendungsbereiche und smarte Ergänzungen wie Motorradlösungen oder Smartphone-Anbindungen zeigen das Potenzial der Technologie. Künftig wird eCall nicht nur Leben retten, sondern auch neue Maßstäbe in der Unfallkommunikation setzen. Quelle: GTÜ

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