Mit dem symbolischen Spatenstich beginnt in Aldersbach eine neue Ära: Knorr-Bremse investiert in die Zukunft seines größten europäischen Standorts für Nutzfahrzeugsysteme. Im Zentrum der Werkerweiterung steht die Vorbereitung für die Serienfertigung der vollelektrischen Lenkung EPS. Die Investitionen fließen in automatisierte, digitalisierte und energieeffiziente Produktionsprozesse, die den Standort langfristig wettbewerbsfähig machen und die Transformation hin zu nachhaltigen Mobilitätslösungen unterstützen.
Ausbau für Zukunftstechnologie: Vollelektrische Lenkung EPS
Die elektrische Lenkung EPS (Electric Power Steering) steht im Mittelpunkt der Ausbaupläne. Sie gilt als Schlüsseltechnologie für die Elektrifizierung und Automatisierung von Nutzfahrzeugen. Im Gegensatz zu konventionellen hydraulischen Systemen arbeitet EPS nach dem „Power-on-Demand“-Prinzip. Dadurch wird nur dann Energie verbraucht, wenn tatsächlich Lenkunterstützung benötigt wird. Das reduziert den Energiebedarf signifikant, senkt Kraftstoffverbrauch und CO₂-Ausstoß und trägt zur Einhaltung der strengen Emissionsvorgaben der EU bei.
Laut Unternehmensangaben könnten durch den Einsatz der neuen Lenkungstechnologie in Europa bis 2035 bis zu 5,8 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden – ein spürbarer Beitrag zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs.
Die Erweiterung umfasst rund ein Viertel zusätzlicher Werksfläche am Standort Aldersbach. Die geplante Fertigungsumgebung soll den Anforderungen einer Hochvolumen-Produktion gerecht werden. Dafür setzt Knorr-Bremse auf eine hochgradig automatisierte und digitalisierte Fertigung mit energieeffizienten Technologien. Die vollständige Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2027 geplant.
Die Maßnahme ist Teil der Technologieinitiative „Aldersbach 2030“. Ziel ist es, das Werk umfassend zu modernisieren – von der Produktionslinie über die Logistik bis hin zur Intralogistik. Im Fokus steht dabei auch die langfristige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur.
Förderung durch Innovationsfonds der EU
Für die Produktionsvorbereitung der neuen Lenksysteme erhält Knorr-Bremse eine Förderung durch den Innovationsfonds der Europäischen Union. Dieser zählt zu den weltweit größten Programmen zur Unterstützung innovativer Dekarbonisierungstechnologien. Die Förderung unterstreicht die technologische Relevanz der EPS sowie das Potenzial zur CO₂-Reduktion auf europäischer Ebene.
Das Werk Aldersbach ist seit 1980 in Betrieb und gilt als Leitwerk für die Truck-Division von Knorr-Bremse. Mit einer Jahresproduktion von rund 2 Millionen Scheibenbremsen und über 5 Millionen mechatronischen Komponenten zählt es zu den wichtigsten Standorten im europäischen Fertigungsnetz des Unternehmens. Mehr als 1.000 Beschäftigte aus über 30 Nationen sind hier tätig.
Mit dem aktuellen Ausbau stärkt Knorr-Bremse nicht nur die lokale Wertschöpfung, sondern auch seine Rolle als verlässlicher und innovativer Partner für die Nutzfahrzeugindustrie. Die geplante Fertigung der EPS wird dabei zur nächsten Entwicklungsstufe für das Werk und ein klares Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Standorts.
Mechatronik als Schlüsseltechnologie der Mobilitätswende
Mit der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung im Nutzfahrzeugsektor gewinnt die Mechatronik weiter an Bedeutung. Die elektrische Lenkung EPS ist ein Beispiel für diese Entwicklung: Sensorik, Aktorik und Steuerung sind in einem System vereint, das ohne hydraulische Unterstützung auskommt. Dadurch lassen sich nicht nur Energieverluste vermeiden, sondern auch wartungsintensive Komponenten wie Pumpen, Leitungen oder Hydraulikflüssigkeiten vollständig einsparen. Die Fertigung solcher Systeme stellt neue Anforderungen an Produktionsprozesse, Prüfstände und Qualitätssicherung. Knorr-Bremse begegnet diesen Anforderungen durch gezielte Investitionen in smarte Fertigungstechnologien am Standort Aldersbach.
Die EPS ist nicht nur eine energiesparende Komponente – sie fungiert auch als Enabler für das automatisierte Fahren. Durch die präzise elektrische Ansteuerung lassen sich komplexe Fahrmanöver digital umsetzen, etwa beim Spurhalten, Einparken oder in Stauassistenzsystemen. Die Anbindung an übergeordnete Steuergeräte schafft zudem die Voraussetzung für teilautomatisierte und später auch hochautomatisierte Fahrfunktionen im Nutzfahrzeug. Der Produktionsstandort Aldersbach spielt damit künftig eine zentrale Rolle bei der Industrialisierung von Systemen, die sowohl den Fahrkomfort als auch die Sicherheit und Effizienz im Gütertransport verbessern.
Industrielle Fertigung mit digitaler Rückverfolgbarkeit
Die geplante neue Produktionslinie für EPS-Lenkungen wird nach dem Prinzip der vollständigen digitalen Rückverfolgbarkeit aufgebaut. Alle Bauteile und Montageschritte werden digital dokumentiert und lassen sich bis zur Seriennummer eines einzelnen Fahrzeugs zurückverfolgen. Damit erfüllt Knorr-Bremse nicht nur aktuelle Qualitätsnormen, sondern schafft auch die Voraussetzung für Predictive Maintenance und digitale Diagnose im Flottenbetrieb. Werkstätten und Servicepartner profitieren künftig von eindeutig nachvollziehbaren Informationen zu Produktionsdatum, Kalibrierdaten oder Softwareständen einzelner Komponenten – ein entscheidender Vorteil im Aftermarket.
Die Ausbaupläne am Standort Aldersbach haben auch überregionale Bedeutung. Die Investition in Höhe von 125 Mio. Euro bedeutet nicht nur den Ausbau eines Werkes, sondern auch eine Stärkung des industriellen Rückgrats in Niederbayern. Regionale Zulieferer, Dienstleister und Logistikpartner profitieren unmittelbar vom Ausbau und der neuen technologischen Ausrichtung. Gleichzeitig sendet Knorr-Bremse ein Signal an den europäischen Markt: Innovationen im Nutzfahrzeugbereich können auch künftig aus Deutschland kommen – mit hochwertigen Systemen, präziser Fertigung und einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz.
Fazit
Die Erweiterung des Werks in Aldersbach zeigt, wie Unternehmen durch gezielte Investitionen in Technologie und Infrastruktur ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und gleichzeitig aktiv zur CO₂-Reduktion im Nutzfahrzeugsektor beitragen können. Mit der Einführung der vollelektrischen Lenkung EPS und dem Ausbau des Standorts zu einem Hochtechnologiewerk setzt Knorr-Bremse ein deutliches Zeichen für Innovation, Effizienz und Standorttreue. Der Produktionsstandort Deutschland wird dadurch nicht nur gestärkt, sondern zukunftsfähig ausgerichtet. Quelle: Knorr-Bremse