Winterreifen im Sommer: Kein sinnvoller Kompromiss

Veröffentlicht am 07.04.2025
Der Einsatz von Winterreifen in der warmen Jahreszeit gilt bei vielen Fahrzeughaltern als vermeintlich praktische Lösung. Doch Tests zeigen: Die Nachteile überwiegen. Die weichere Gummimischung, das andere Profildesign und die eingeschränkten Fahreigenschaften führen bei hohen Temperaturen zu spürbaren Sicherheitsrisiken. Bremswege verlängern sich, das Handling verschlechtert sich und bei Nässe steigt das Aquaplaning-Risiko. Eine gezielte Verwendung im Frühling kann unter Bedingungen vertretbar sein – im Hochsommer jedoch nicht.
 

Winterreifen sind auf den Einsatz bei niedrigen Temperaturen und winterlichen Straßenverhältnissen ausgelegt. Wer sich den saisonalen Wechsel sparen möchte, sollte laut ADAC wissen: In der warmen Jahreszeit führen diese Reifen zu erheblichen Nachteilen. Fahrversuche des ADAC unter realistischen Bedingungen zeigen, dass der Einsatz bei sommerlichen Temperaturen nicht nur das Fahrverhalten verschlechtert, sondern auch das Unfallrisiko deutlich erhöht.


Reibungsverluste durch Materialeigenschaften

Die Gummimischung von Winterreifen ist deutlich weicher als bei Sommerreifen. Diese Konstruktion sorgt im Winter für ausreichend Grip auf Schnee und Eis, reagiert bei Hitze allerdings gegenteilig. Bei steigenden Temperaturen wird der Reifen zu weich, wodurch sich das Handling verschlechtert und die Stabilität leidet. Besonders beim Bremsen auf trockener Fahrbahn zeigt sich ein klarer Nachteil: Der Bremsweg verlängert sich merklich – was in Gefahrensituationen entscheidend sein kann.

Ein Fahrversuch unter sommerlichen Bedingungen verdeutlichte das Ausmaß: Während ein Fahrzeug mit Sommerbereifung bereits zum Stillstand kam, war ein baugleiches Modell mit Winterreifen noch mit erheblicher Restgeschwindigkeit unterwegs. Diese Unterschiede können bei Notbremsungen im Straßenverkehr fatale Folgen haben.

Profilgestaltung nicht auf Sommer ausgelegt

Ein weiterer Aspekt ist die Form des Reifenprofils. Winterreifen verfügen über zahlreiche Lamellen und eine auf Schnee abgestimmte Profilstruktur. Diese Merkmale sind für nasse Straßen bei Sommerregen jedoch ungeeignet. Die Wasserverdrängung ist schlechter, wodurch das Risiko für Aquaplaning steigt – insbesondere bei abnehmender Profiltiefe. Sobald das Profil unter drei Millimeter sinkt, lässt sich Wasser kaum noch ausreichend ableiten. In der Folge verliert der Reifen auf nasser Fahrbahn schnell den Kontakt zur Straße.

Hohes Risiko bei voller Beladung und hohen Geschwindigkeiten

Fahrzeuge, die im Sommer mit Winterreifen betrieben werden, geraten vornehmlich unter Belastung an ihre Grenzen. Bei Urlaubsfahrten mit zusätzlichem Gepäck oder mehreren Insassen wirken höhere Kräfte auf die Reifen. Gleichzeitig sorgt die Hitze auf dem Asphalt für zusätzliche Erwärmung der Lauffläche. Die Kombination aus Gewicht, Geschwindigkeit und Hitze begünstigt thermische Überlastung – ein Effekt, der sich negativ auf das Fahrverhalten auswirkt und die Sicherheit deutlich beeinträchtigen kann.

Ein weiteres Problem: Die höhere Walkarbeit der weicheren Gummimischung erhöht nicht nur die Reifenabnutzung, sondern führt auch zu einem erhöhten Kraftstoffverbrauch – ein Punkt, der in Zeiten hoher Energiepreise und wachsender Umweltanforderungen nicht unterschätzt werden sollte.

Eingeschränkte Nutzung nur in der Übergangsphase sinnvoll

Eine Verwendung von Winterreifen außerhalb der kalten Monate kann in wenigen Fällen vertretbar sein – etwa in der Übergangszeit im Frühling oder späten Herbst, wenn die Temperaturen noch moderat sind. Voraussetzung ist, dass der Reifen nicht mehr die volle Profiltiefe aufweist und ohnehin bald ersetzt werden müsste. In diesem Fall ist der kurzfristige Weiterbetrieb aus pragmatischen Gründen denkbar, sollte aber stets unter Beachtung der Witterung und nur im Nahbereich erfolgen.

Reifen mit noch gutem Profil sollten hingegen keinesfalls im Sommer abgefahren werden, sondern für den nächsten Winter aufbewahrt werden. Sie bieten bei Kälte weiterhin gute Dienste und verlieren durch sommerliche Nutzung unnötig an Qualität.

Konsequenter Wechsel bleibt die beste Lösung

Die Empfehlung aus fachlicher Sicht ist eindeutig: Sommerreifen bieten bei warmem Wetter die besseren Eigenschaften in nahezu allen Disziplinen. Wer auf Sicherheit, Effizienz und kontrollierbares Fahrverhalten Wert legt, kommt um den saisonalen Reifenwechsel nicht herum. Ein frühzeitiger Umstieg auf Sommerreifen reduziert nicht nur das Risiko im Straßenverkehr, sondern verlängert auch die Lebensdauer der jeweiligen Reifensätze.

Ein bewusster Umgang mit der Reifentechnik trägt entscheidend zur Verkehrssicherheit bei – insbesondere bei zunehmenden Wetterextremen und höheren Belastungen im täglichen Fahrbetrieb.


Fazit

Der Einsatz von Winterreifen im Sommer bringt deutliche sicherheitstechnische und wirtschaftliche Nachteile mit sich. Verlängerte Bremswege, schwammiges Fahrverhalten und ein erhöhtes Risiko bei Nässe sprechen klar gegen eine ganzjährige Nutzung. Auch der ADAC warnt eindringlich vor den Folgen und empfiehlt einen rechtzeitigen Wechsel auf Sommerreifen. Wer Sicherheit, Effizienz und Fahrzeugtechnik ernst nimmt, sollte auf saisonal passende Bereifung setzen – im Interesse der eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer. Quelle: ADAC

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