Notbremsassistent: Pflichtausstattung mit Sicherheitsgewinn

Veröffentlicht am 04.12.2025
Der Notbremsassistent zählt seit Juli 2024 zur verpflichtenden Sicherheitsausstattung jedes neu zugelassenen Fahrzeugs in der Europäischen Union. Das System erkennt drohende Kollisionen im Geschwindigkeitsbereich zwischen zehn und 60 km/h und hilft, Auffahrunfälle sowie Zusammenstöße mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden. Untersuchungen zeigen deutliche Reduzierungen bei Unfallzahlen und Schadenshöhen. Trotz hoher Wirksamkeit bleibt der Fahrer verantwortlich. Der folgende Fachartikel erläutert Funktionsweise, gesetzliche Rahmenbedingungen und Bedeutung für Werkstätten und Teilehandel.
 

Moderne Fahrzeuge nutzen zunehmend Assistenzsysteme, um kritische Situationen früh zu entschärfen. Der Notbremsassistent spielt dabei eine zentrale Rolle. Er überwacht permanent den Verkehrsraum, warnt vor drohenden Kollisionen und greift bei Bedarf aktiv ein. Die GTÜ betont die Bedeutung solcher Systeme für die Verkehrssicherheit, während die EU-weite Pflicht zu einer stetig steigenden Verbreitung der Technik im Pkw-Bestand führt.


Gesetzliche Grundlage und Einordnung in die Pflichtsysteme

Die EU schreibt den Notbremsassistenten seit Juli 2022 für alle neuen Typgenehmigungen und seit Juli 2024 für jedes neu zugelassene Fahrzeug vor. Damit gehört das System inzwischen zur Standardausrüstung vieler Pkw-Modelle, vergleichbar mit früher eingeführten Systemen wie ABS oder ESP. Der Funktionsbereich zwischen zehn und 60 km/h zeigt den Fokus auf den dichten Stadtverkehr, in dem ein Großteil der Auffahrunfälle und Konflikte mit schwächeren Verkehrsteilnehmern entsteht.

Der Notbremsassistent ist Teil eines erweiterten Pflichtpakets. Dazu zählen unter anderem der intelligente Geschwindigkeitsassistent, ein Notfall-Spurassistent, Müdigkeitserkennung, Rückfahr- und Notbremslichtfunktionen sowie die ereignisbezogene Datenaufzeichnung über eine sogenannte Black Box. Werkstätten und Teilehändler stehen durch diese Ausstattung vor wachsendem Bedarf an Sensorik, Kalibriertechnik und Diagnosedienstleistungen.

Funktionsweise und Wirksamkeit im Fahrbetrieb

Der Notbremsassistent arbeitet nahezu unsichtbar. Radar- und Kamerasensoren analysieren kontinuierlich den Verkehrsraum vor dem Fahrzeug. Wird eine drohende Kollision erkannt, erfolgt zunächst eine optische und akustische Warnung. Bleibt eine Reaktion aus, leitet das System eine Teil- oder Vollbremsung ein. Diese Millisekunden entscheiden oft über die Schwere eines Unfalls.

Studien belegen deutliche Effekte: Fahrzeuge mit aktivem Notbremsassistenten verzeichnen bis zu 38 Prozent weniger Auffahrunfälle mit Personenschäden. Die reduzierte Aufprallgeschwindigkeit senkt sowohl Verletzungsrisiken als auch Reparaturkosten. Für den Aftermarket bedeutet dies eine Verschiebung von klassischen Karosserieschäden hin zu Komponenten der Fahrerassistenzsensorik.

Viele Hersteller bieten zusätzliche Notbremsfunktionen an, die über die EU-Vorgaben hinausgehen. Dazu gehören Systeme, die bis in hohe Geschwindigkeitsbereiche arbeiten oder auch beim Rückwärtsfahren aktiv sind. Diese Funktionen reduzieren nicht nur das Risiko schwerer Unfälle, sondern verhindern zahlreiche kleinere Parkrempler und Rangierschäden.

Herausforderungen ergeben sich bei schlechter Sicht oder verschmutzten Sensoren, wodurch die Erkennungsleistung nachlassen kann. Zudem führt ein plötzliches Eingreifen vereinzelt zu Irritationen. Für Werkstätten ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Kunden über Funktionsgrenzen und die Bedeutung sauberer Sensorgehäuse zu informieren.

Verantwortung des Fahrers und rechtliche Aspekte

Trotz hoher technischer Leistungsfähigkeit bleibt die Verantwortung vollständig beim Menschen am Steuer. Assistenzsysteme dürfen die Aufmerksamkeit nicht ersetzen. Wer sich ausschließlich darauf verlässt, riskiert nicht nur eine Fehlreaktion im Ernstfall, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Die Black Box kann im Schadensfall aufzeichnen, ob der Fahrer angemessen gehandelt oder sich auf die Technik verlassen hat.

Ein Notbremsassistent basiert auf einem Zusammenspiel aus Radar-, Lidar- und Kamerasensorik sowie der Bordelektronik. Die Sensoren erfassen Abstände, Geschwindigkeit und Bewegungsmuster von Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern. Nach jeder Karosserie- oder Scheibenreparatur sowie beim Austausch von Sensoren oder Kameras ist eine Kalibrierung unerlässlich. Werkstätten müssen über Spezialgeräte verfügen, um die Systeme präzise neu einzustellen. Eine falsche Kalibrierung kann die Erkennungsleistung stark beeinträchtigen und im Ernstfall zu Fehlreaktionen führen. Für den Teilehandel bedeutet dies einen wachsenden Bedarf an originalen Sensoren, Kalibriertafeln und Diagnosesoftware.


Fazit

Der Notbremsassistent trägt wesentlich zur Sicherheit im Straßenverkehr bei und mindert sowohl Personenschäden als auch wirtschaftliche Verluste durch Blechschäden. Mit der europaweiten Pflicht steigt der Anteil entsprechender Systeme im Fahrzeugbestand kontinuierlich. Für Werkstätten und den Kfz-Teilehandel ergeben sich neue Anforderungen rund um Sensorik, Diagnose und Kalibrierung. Trotz technischer Unterstützung bleibt aufmerksames Fahren der wichtigste Sicherheitsfaktor. Quelle: GTÜ

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