Die Wahl der Reifen muss sorgfältig getroffen werden

Veröffentlicht am 24.11.2025
Mit Beginn der kalten Jahreszeit rückt die Reifenfrage wieder in den Fokus. Zwischen Winterreifen und Ganzjahresreifen fällt die Entscheidung nicht leicht. Während Allwetterreifen den Komfort eines ganzjährigen Einsatzes bieten, punkten spezialisierte Reifen durch bessere Performance unter extremen Bedingungen. Aktuelle ADAC-Tests zeigen deutliche Unterschiede bei Bremsweg, Fahrstabilität und Verschleiß. Für Werkstätten und Teilehändler ist die richtige Beratung entscheidend – denn Reifenwahl und Einsatzprofil bestimmen maßgeblich Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Kundenzufriedenheit.
 

Der ADAC hat erneut den Vergleich zwischen Allwetter- und Winterreifen gezogen und die Vor- und Nachteile beider Konzepte bewertet. Das Ergebnis zeigt, dass Ganzjahresreifen zwar stetig besser werden, spezialisierte Reifen jedoch in ihren jeweiligen Einsatzbereichen weiterhin im Vorteil bleiben. Besonders für Vielfahrer und Fahrzeuge, die regelmäßig unter anspruchsvollen Witterungsbedingungen unterwegs sind, bleibt der klassische Winterreifen erste Wahl.


Anforderungen an moderne Reifen

Reifen müssen heute ein breites Spektrum an Anforderungen erfüllen – von optimalem Grip auf nasser oder verschneiter Fahrbahn bis hin zu Stabilität und Energieeffizienz auf trockener Straße. Besonders bei Allwetterreifen ist die Balance schwierig: Die Laufflächenmischung muss weich genug sein, um bei Kälte Haftung zu bieten, darf aber bei hohen Temperaturen nicht überhitzen oder übermäßig verschleißen. Der Zielkonflikt zwischen Wintertauglichkeit und Sommerstabilität ist technisch nach wie vor vorhanden.

Für Werkstätten bedeutet das: Kunden mit überwiegendem Stadtverkehr und geringer Jahresfahrleistung können mit Allwetterreifen eine praktikable Lösung finden. Wer jedoch regelmäßig Überlandstrecken oder Autobahnen befährt, sollte weiterhin auf getrennte Sommer- und Winterreifen setzen.

Testergebnisse und Materialeigenschaften

Die aktuellen ADAC-Reifentests zeigen, dass sich die Qualität der Ganzjahresreifen in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Dennoch bestehen weiterhin messbare Unterschiede. Winterreifen erreichen insbesondere bei Schnee und Eis die besseren Werte beim Bremsweg und bei der Traktion. Auch beim Aquaplaning schneiden sie im direkten Vergleich besser ab, was auf optimierte Lamellenstrukturen und Kautschukmischungen mit hohem Silica-Anteil zurückzuführen ist.

Allwetterreifen neigen dagegen bei hohen Temperaturen zu erhöhtem Abrieb und bieten geringere Präzision in der Lenkung. Für den Fachhandel bedeutet das: Bei der Beratung sollte neben den Testergebnissen auch das Einsatzprofil des Fahrzeugs berücksichtigt werden. Die Reifenauswahl bleibt eine technische Entscheidung – keine reine Bequemlichkeitsfrage.

Ein zusätzlicher Reifensatz verursacht zunächst höhere Anschaffungskosten, kann langfristig jedoch wirtschaftlicher sein. Durch die saisonale Nutzung halbiert sich die Laufzeit je Reifentyp, was Alterung und Verschleiß gleichmäßig verteilt. Werkstätten profitieren dabei auch durch Zusatzgeschäft im Reifenservice, Einlagerung und Montage.

Besonders zu beachten ist das Reifenalter: Die DOT-Nummer auf der Flanke gibt Produktionswoche und -jahr an. Reifen, die älter als drei Jahre sind, sollten beim Verkauf kritisch geprüft werden. Lagerware kann technisch einwandfrei sein, verliert aber mit der Zeit an Elastizität und damit an Haftungsvermögen.

Entwicklung der Reifentechnologie

Die technische Weiterentwicklung in der Reifenherstellung ist in den letzten Jahren stark von der Materialforschung geprägt. Moderne Polymermischungen und Nanoadditive ermöglichen eine gezieltere Abstimmung zwischen Nasshaftung, Rollwiderstand und Verschleiß. Besonders im Bereich der Silica-Technologie sind Fortschritte zu verzeichnen, die zu geringerer Wärmeentwicklung und stabileren Fahreigenschaften beitragen. Hersteller setzen zudem auf computergestützte Profildesigns, die Wasserkanäle, Lamellen und Blockstrukturen optimieren. Für den Handel bedeutet dies, dass sich die Leistungsunterschiede zwischen Marken- und Budgetreifen immer deutlicher in der Praxis zeigen – nicht nur auf dem Prüfstand.

Moderne Fahrzeuge verfügen über eine Vielzahl elektronischer Systeme, die unmittelbar mit den Reifen interagieren. ABS, ESP und Traktionskontrolle können ihre Wirkung nur entfalten, wenn die Reifen ausreichend Haftung bieten. Allwetterreifen mit breitem Einsatzspektrum können dabei die Regelstrategien der Fahrzeugsysteme stärker fordern, insbesondere bei wechselnden Temperaturen.
Auch Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Sie beeinflussen nicht nur die Fahrsicherheit, sondern auch den Kraftstoffverbrauch und die Laufleistung. Werkstätten sollten daher bei jedem Reifenwechsel die Funktionsprüfung der Sensoren durchführen und bei Bedarf Ersatzteile in Erstausrüsterqualität einsetzen.


Fazit

Ob Allwetter- oder Winterreifen – die Entscheidung hängt stets vom Einsatzprofil, der Jahresfahrleistung und der regionalen Witterung ab. Während Ganzjahresreifen im Stadtverkehr eine solide Lösung bieten, sind Winterreifen für Vielfahrer und Fahrzeuge in schneereichen Regionen unverzichtbar. Für Werkstätten und Teilehändler ist eine kompetente Beratung entscheidend, um Sicherheit, Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Quelle: ADAC

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