Kinderwarnwesten: Mangelhafte Reflexion bei Online-Produkten

Veröffentlicht am 06.11.2025
Eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt erhebliche Qualitätsunterschiede bei Kinderwarnwesten. Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte aus dem Online-Handel reflektiert kaum oder gar nicht. Dagegen schnitten Westen aus dem stationären Handel deutlich besser ab. Der ADAC fordert ein Verkaufsverbot für 13 mangelhafte Modelle und rät zum Kauf im Fach- oder Baumarkt, wo Produkte vor Ort überprüft werden können. Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf Sicherheitsrisiken beim Onlinekauf.
 

Im Herbst tragen viele Kinder Warnwesten, um auf dem Schulweg besser gesehen zu werden. Doch nicht alle Produkte erfüllen ihren Zweck. Der ADAC hat 25 Kinderwarnwesten geprüft und festgestellt, dass zahlreiche Modelle, insbesondere aus Online-Shops, unzureichend reflektieren. Die Tests erfolgten im ADAC-Technikzentrum, sowie in einem spezialisierten Labor.


Deutliche Unterschiede zwischen Online- und Baumarktprodukten

Fünf der getesteten Kinderwarnwesten wurden im Baumarkt gekauft und erfüllten alle die Normanforderungen an die Retroreflexion. Diese Westen reflektierten zuverlässig und sorgten für gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Ganz anders die Produkte aus dem Internet: Von 20 online bestellten Westen zeigten nur sieben zufriedenstellende Ergebnisse. Drei reflektierten unzureichend, zehn überhaupt nicht. Damit fielen mehr als die Hälfte der Online-Produkte im Test durch.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass beim Onlinekauf von Sicherheitsartikeln Vorsicht geboten ist. Oft fehlen klare Angaben zur Norm oder zur tatsächlichen Reflexionsleistung. Fehlende Prüfzeichen oder unklare Produktbeschreibungen können ein Hinweis auf minderwertige Qualität sein.

ADAC fordert Verkaufsverbot für unsichere Produkte

Nach Abschluss der Untersuchung informierte der ADAC alle betroffenen Hersteller über die Ergebnisse. Die mangelhaften Westen werden zusätzlich der zuständigen Marktaufsichtsbehörde gemeldet. Für 13 der geprüften Produkte fordert der Club ein Verkaufsverbot, um Verbraucher und insbesondere Kinder vor potenziellen Gefahren zu schützen. Kinderwarnwesten, die nicht ausreichend reflektieren, können im Straßenverkehr zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko werden – vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen.

Der ADAC rät, Kinderwarnwesten vorzugsweise im Fachhandel oder Baumarkt zu kaufen. Dort kann die Reflexionsfähigkeit direkt geprüft werden, etwa mit einer Smartphone-Taschenlampe. Strahlt die Weste aus drei Metern Entfernung deutlich weiß, reflektiert sie ausreichend. Zusätzlich sollte auf die Normkennzeichnung EN 17353 geachtet werden, die die Sicherheitsanforderungen für Warnkleidung definiert.

Interessant: Laut ADAC waren die getesteten Produkte aus dem stationären Handel im Durchschnitt nicht nur sicherer, sondern auch günstiger als viele Online-Angebote. Das günstigste, normgerechte Modell kostete weniger als drei Euro.

Wie die Norm EN 17353 definiert, was „sichtbar“ ist

Die europäische Norm EN 17353 legt genau fest, welche Anforderungen Warnkleidung für den Einsatz bei Tag und Nacht erfüllen muss. Dabei werden sowohl Materialeigenschaften als auch Reflexionswinkel, Farbintensität und Haltbarkeit geprüft. Eine zertifizierte Kinderwarnweste muss demnach in der Dunkelheit aus einer bestimmten Entfernung klar erkennbar sein und über gleichmäßig verteilte Reflexstreifen verfügen. Viele Billigprodukte, insbesondere aus Fernost, erfüllen diese Kriterien nicht oder geben fälschlicherweise eine Normkonformität an. Für Händler bedeutet das: Beim Einkauf im Großhandel sollte die Dokumentation der Normkonformität stets überprüft werden.

Der Test zeigt erneut, dass der Onlinehandel ein Einfallstor für Produkte ist, die die europäischen Sicherheitsstandards unterlaufen. Plattformen, auf denen Drittanbieter ohne umfassende Qualitätskontrolle verkaufen dürfen, tragen zur Verbreitung unsicherer Produkte bei. Zwar haben einige große Anbieter ihre Prüfmechanismen verbessert, dennoch gelangen regelmäßig Waren auf den Markt, die keine oder gefälschte CE-Kennzeichnung tragen. Der ADAC fordert deshalb strengere Vorgaben für Online-Marktplätze sowie stichprobenartige Kontrollen durch die Marktaufsicht, um die Sicherheit der Verbraucher zu gewährleisten.

Warum Retroreflexion lebenswichtig ist

Reflexmaterialien auf Warnwesten funktionieren nach dem Prinzip der Retroreflexion: Einfallendes Licht, beispielsweise von Fahrzeugscheinwerfern, wird direkt zur Lichtquelle zurückgeworfen. Dadurch erscheinen reflektierende Flächen auch aus größerer Entfernung hell und kontrastreich. Fehlende oder schwache Reflexion führt dazu, dass Kinder im Dunkeln praktisch unsichtbar werden. Bereits ab einer Entfernung von 50 Metern kann das über Leben und Tod entscheiden. Deshalb zählt die Qualität des Reflexmaterials zu den entscheidenden Sicherheitsfaktoren bei Kinderwarnwesten.

Neben der Aufklärung durch den ADAC liegt die Verantwortung auch bei den Marktüberwachungsstellen. Sie können den Verkauf unsicherer Produkte untersagen und Rückrufe anordnen. Allerdings sind die Behörden auf Hinweise und Prüfergebnisse wie die des ADAC angewiesen. Der Club leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Produktsicherheit. Langfristig ist zu erwarten, dass mangelhafte Kinderwarnwesten aus dem Verkehr gezogen werden, sofern Hersteller und Online-Plattformen kooperieren und auf die Empfehlungen reagieren.


Fazit

Die Untersuchung des ADAC zeigt, dass preisgünstige Produkte nicht automatisch schlechter sein müssen – entscheidend ist die Einhaltung der Norm. Der Kauf im Internet birgt jedoch ein erhöhtes Risiko, minderwertige Ware zu erhalten. Warnwesten, die nicht reflektieren, gefährden die Sicherheit von Kindern erheblich. Der ADAC fordert daher klare Qualitätskontrollen im Onlinehandel und setzt sich für den Rückruf fehlerhafter Produkte ein. Sichtbarkeit im Straßenverkehr bleibt ein zentrales Thema – besonders in der dunklen Jahreszeit. Quelle: ADAC

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