Der DAT Report 2025 beleuchtet die Wahrnehmung chinesischer Hersteller in Deutschland. Neben einer wachsenden Sichtbarkeit im Straßenverkehr fällt insbesondere die zunehmende Bekanntheit durch Marketingmaßnahmen ins Gewicht. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse Unterschiede im Kaufinteresse je nach Geschlecht und bisheriger Fahrzeugmarke. Trotz noch geringer Bestandszahlen zeichnen sich erste Verschiebungen in der Marktakzeptanz ab.
Sichtbarkeit durch Sponsoring und Marketingmaßnahmen
Die Präsenz chinesischer Hersteller im deutschen Straßenbild bleibt bislang gering, gewinnt jedoch durch gezielte Marketingaktionen an Stärke. Besonders das Sponsoring von BYD als offizieller E-Mobilitätspartner der Fußball-Europameisterschaft 2024 steigerte die Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit. So gaben 41 % der Befragten an, chinesische Fahrzeuge in Presse oder Werbung bewusst wahrgenommen zu haben. Mehr als ein Drittel berichtete von einer aktiven Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Diese Entwicklung zeigt, dass die Marken zunehmend ins Bewusstsein der Verbraucher rücken, auch wenn der Marktanteil weiterhin sehr klein bleibt. Laut KBA liegt der Bestand zugelassener Pkw chinesischer Hersteller bei unter 1 % – mit einem Anteil von 90 % batterieelektrischer Fahrzeuge.
Die Ergebnisse der Befragung im Rahmen des DAT Reports zeigen, dass rund 10 % der Pkw-Halter bereits Erfahrungen mit chinesischen Fahrzeugen gesammelt haben, sei es durch Probefahrten oder Mietwagennutzung. Ein Viertel der Befragten kann sich den Kauf eines Fahrzeugs aus China grundsätzlich vorstellen. Damit ist zwar noch keine breite Akzeptanz erkennbar, jedoch ein deutliches Wachstum im Vergleich zu früheren Jahren. Diese vorsichtige Öffnung könnte mittel- bis langfristig eine Grundlage für steigende Marktanteile bilden, sofern Preis-Leistungs-Verhältnis, Verfügbarkeit und Servicequalität stimmen.
Unterschiede zwischen Männern, Frauen und Markenhaltern
Die Analyse nach Geschlecht zeigt deutliche Unterschiede: Während 27 % der befragten Männer den Kauf eines chinesischen Fahrzeugs für denkbar halten, sind es bei den Frauen nur 22 %. Diese zurückhaltendere Haltung lässt auf eine höhere Skepsis gegenüber neuen Marken und Technologien schließen. Auch die Betrachtung nach Fahrzeugmarken ist aufschlussreich. So gaben nur 7 % der Fahrer deutscher Marken an, beim nächsten Kauf ein chinesisches Modell in Betracht zu ziehen. Deutlich höher ist die Aufgeschlossenheit bei Haltern internationaler Marken: 13 % von ihnen zeigen Kaufbereitschaft, bei Fahrern koreanischer Marken liegt der Wert mit 21 % sogar deutlich über dem Durchschnitt.
Die Autoren des DAT Reports, Uta Heller und Dr. Martin Endlein, verweisen darauf, dass chinesische Hersteller in eine Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und Kaufzurückhaltung auf dem deutschen Markt eintreten. Besonders private Endverbraucher zeigen eine ausgeprägte Vorsicht beim Autokauf, verstärkt durch die Skepsis gegenüber E-Mobilität. Dennoch sind chinesische Hersteller bereits fest in der Wahrnehmung verankert, und die Akzeptanz wächst langsam, aber stetig. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte der Marktanteil in den kommenden Jahren spürbar steigen.
Bedeutung für den freien Kfz-Teilehandel
Sollten chinesische Fahrzeuge in Zukunft stärker in den Markt drängen, wird dies auch Auswirkungen auf den Teilehandel haben. Ersatzteile für Marken wie BYD, Nio oder MG sind aktuell noch kaum in nennenswertem Umfang im Großhandel verfügbar. Mit steigenden Zulassungszahlen wächst jedoch die Nachfrage nach Verschleiß- und Karosserieteilen. Händler und Werkstätten müssen sich darauf einstellen, ihr Sortiment anzupassen und gegebenenfalls neue Lieferanten in Asien oder über spezialisierte Importeur-Netzwerke einzubinden. Für den freien Markt könnte sich hier ein zusätzliches Geschäftsfeld eröffnen.
Werkstätten stehen vor der Aufgabe, sich mit den technischen Besonderheiten chinesischer Fahrzeuge auseinanderzusetzen. Viele Modelle setzen konsequent auf Elektromobilität und bringen damit neue Diagnoseanforderungen mit sich. Zudem unterscheidet sich die Softwarearchitektur von bekannten europäischen Standards, was die Arbeit mit Diagnosetools erschweren kann. Ohne entsprechende Schulungen und Zugriff auf technische Daten wird es schwer, Reparaturen effizient und fachgerecht durchzuführen. Investitionen in Weiterbildung und Werkstattausrüstung werden daher unerlässlich sein.
Preisstrategie als Wettbewerbsvorteil
Ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität chinesischer Fahrzeuge bleibt der Preis. Viele Modelle werden deutlich günstiger angeboten als vergleichbare europäische Elektrofahrzeuge, ohne dabei auf moderne Ausstattung zu verzichten. Diese Preisstrategie könnte den Druck auf etablierte Hersteller weiter erhöhen und den Wettbewerb im unteren und mittleren Segment verstärken. Für Kunden bedeutet dies ein größeres Angebot, für den Aftermarket jedoch auch die Notwendigkeit, wirtschaftlich attraktive Lösungen für Service und Reparaturen bereitzustellen.
Trotz aller Fortschritte bleibt das Markenimage chinesischer Hersteller in Deutschland eine Herausforderung. Qualität, Langlebigkeit und Sicherheit müssen erst langfristig unter Beweis gestellt werden. Viele Kunden verbinden chinesische Fahrzeuge noch mit Unsicherheit in Bezug auf Ersatzteilversorgung, Werkstattnetz und Wiederverkaufswert. Um diese Hürden zu überwinden, setzen die Hersteller zunehmend auf Partnerschaften mit großen Händlergruppen und bauen ihre Service-Infrastruktur aus. Für Werkstätten und Teilehändler könnte eine enge Zusammenarbeit mit Importeuren und Herstellern langfristig Chancen eröffnen.
Fazit
Chinesische Hersteller stehen in Deutschland noch am Anfang ihres Markteintritts. Während Sichtbarkeit und Markenbekanntheit durch Marketingmaßnahmen zunehmen, bleibt die Kaufbereitschaft verhalten. Unterschiede zwischen Geschlechtern und Markenhaltern zeigen, dass die Akzeptanz stark von Zielgruppen abhängt. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird sein, ob es gelingt, Vertrauen in Qualität, Service und Alltagstauglichkeit aufzubauen. Langfristig könnten chinesische Modelle mit wettbewerbsfähigen Preisen und einem klaren Fokus auf Elektromobilität an Relevanz gewinnen – mit spürbaren Auswirkungen auch auf Teilehandel und Werkstätten. Quelle: DAT