Bosch schafft mit dem Digital Fuel Twin Transparenz

Veröffentlicht am 20.06.2025
Mit dem Digital Fuel Twin bringt Bosch eine digitale Lösung auf den Weg, die den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe im Fuhrpark nachvollziehbar macht. Die Software erfasst alle relevanten Daten entlang der Kraftstoffkette, gleicht sie mit realen Betankungen ab und ermöglicht eine transparente CO₂-Bilanz für jedes einzelne Fahrzeug. Damit werden Nachhaltigkeitsberichte verlässlicher – und klimafreundliche Antriebsarten nachvollziehbar dokumentiert.
 

Mit dem Digital Fuel Twin stellt Bosch eine digitale Anwendung bereit, die den Einsatz regenerativer Kraftstoffe erstmals vollständig und überprüfbar abbildet. Ziel ist es, Flottenbetreibern eine Lösung an die Hand zu geben, mit der der CO₂-Fußabdruck einzelner Fahrzeuge präzise berechnet und ausgewiesen werden kann – ganz ohne aufwendige manuelle Nachweise.


Flotten nachhaltig betreiben und belastbar nachweisen

Der Verkehrssektor steht unter wachsendem Druck, Emissionen deutlich zu senken. Regenerative Kraftstoffe gelten als praktikable Brückenlösung – insbesondere für Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Die Herausforderung liegt jedoch in der Nachvollziehbarkeit. Unternehmen müssen belegen können, wann und in welchem Umfang alternative Kraftstoffe verwendet wurden.

Hier setzt der Digital Fuel Twin an: Die Software wird direkt ins Fahrzeug eingebunden und sammelt automatisiert Daten über die tatsächlich verwendeten Kraftstoffe. Grundlage ist eine digitale Datenverbindung mit Tankstellen, Lieferanten und Cloud-Diensten. Die Informationen werden miteinander abgeglichen und aufbereitet, sodass Flottenverantwortliche jederzeit Zugriff auf CO₂-relevante Werte haben – sowohl fahrzeugindividuell als auch für den gesamten Fuhrpark.

Digitale Datenketten schaffen Vertrauen

Die Stärke des Systems liegt in der lückenlosen Erfassung von Kraftstoffinformationen entlang der gesamten Versorgungskette. Produzenten melden die Auslieferung klimafreundlicher Kraftstoffe an Bosch. Diese Daten werden durch Informationen von Großhändlern, Tankstellen und Fuhrparkbetreibern ergänzt. Stimmen Zeitpunkt und Menge an den jeweiligen Schnittstellen mit den realen Vorgängen überein, werden die Eigenschaften des jeweiligen Kraftstoffs weitergegeben.

An der Zapfsäule erfolgt dann ein automatischer Datenaustausch mit dem Fahrzeug – auf Basis von Fahrzeug-Identifikation und Betankungsdaten. Die Software erfasst, was getankt wurde und in welcher Menge, inklusive der zugehörigen CO₂-Bilanz. Damit wird die Verwendung erneuerbarer Kraftstoffe digital abgebildet – von der Herstellung bis zur Nutzung im Motor.

Zukunftssichere Lösung mit breitem Anwendungsspektrum

Derzeit wird die Technologie in enger Zusammenarbeit mit Branchenpartnern getestet. Dabei geht es vor allem um die Systemstabilität und die Schnittstellenkompatibilität. Die bisherige Anwendung erfolgt als Nachrüstlösung. Langfristig ist vorgesehen, das Softwaremodul direkt in die bestehende Fahrzeugelektronik zu integrieren. Das erhöht die Sicherheit gegen Manipulation und ermöglicht einen breiteren Serieneinsatz.

Bosch sieht die ersten marktreifen Anwendungen für 2026 vor. Die Lösung eignet sich dabei nicht nur für Lkw und Transporter, sondern auch für Busse, Baumaschinen und andere Nutzfahrzeuge. Eine Besonderheit: Auch Schiffe oder stationäre Maschinen könnten künftig mit dem System ausgestattet werden.

Regenerative Alternativen zum fossilen Kraftstoff

Die eingesetzten Kraftstoffe stammen aus nachwachsenden Rohstoffen oder werden auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt. Anders als fossile Produkte bringen sie kein zusätzliches CO₂ in den Kreislauf. Besonders verbreitet ist aktuell HVO100 – ein Dieselersatz, der unter anderem aus gebrauchten Pflanzenölen gewonnen wird. Im Vergleich zu klassischem Diesel sinkt der CO₂-Ausstoß um bis zu 90 Prozent, wenn alle Emissionen von der Herstellung bis zur Nutzung berücksichtigt werden.

Auch Kraftstoffe wie E85, ein Ethanolgemisch für Benzinmotoren, sind europaweit verfügbar. Beide Varianten lassen sich bereits an mehreren Tausend Tankstellen in Europa beziehen. Damit stehen reale Alternativen für einen klimafreundlicheren Betrieb bestehender Fahrzeugflotten bereit.

Auf europäischer Ebene wird derzeit geprüft, ob Fahrzeuge mit konventionellen Motoren dann als emissionsfrei gelten können, wenn ausschließlich erneuerbare Kraftstoffe zum Einsatz kommen. Eine solche Neueinstufung könnte ab 2035 als Ergänzung zum Verbrenner-Aus dienen. Der Digital Fuel Twin hätte in diesem Szenario eine Schlüsselrolle: Nur mit belastbaren Daten lässt sich der ausschließliche Einsatz alternativer Kraftstoffe glaubhaft belegen.

Wirtschaftlicher Nutzen für Fuhrparkbetreiber

Neben ökologischen Vorteilen bietet der Einsatz regenerativer Kraftstoffe in Kombination mit dem Digital Fuel Twin auch wirtschaftliche Argumente. Unternehmen können durch die transparente Dokumentation des Kraftstoffverbrauchs gezielter steuern, wann, wo und in welchem Umfang klimafreundlich getankt wird. Dies verbessert nicht nur die CO₂-Bilanz, sondern ermöglicht auch eine fundierte Bewertung der Wirtschaftlichkeit einzelner Kraftstoffarten. Zudem lassen sich Einsparpotenziale bei CO₂-Abgaben, Ausgleichszahlungen oder Nachhaltigkeitszertifikaten realisieren – ein zunehmend relevanter Faktor für große Flotten mit internationalem Einsatzgebiet.

Ein großer Vorteil des Digital Fuel Twin liegt in der modularen Architektur. Die Lösung lässt sich in vorhandene IT- und Flottenmanagementsysteme integrieren. Damit entfällt die Notwendigkeit, separate Plattformen zu bedienen oder manuelle Schnittstellen zu pflegen. Die Kommunikation zwischen Fahrzeug, Tankstelle und Cloud erfolgt automatisiert und standardisiert. Über digitale Schnittstellen wie API-Anbindungen oder cloudbasierte Dashboard-Lösungen können Fuhrparkmanager alle relevanten Informationen zentral abrufen und auswerten – in Echtzeit und für jedes Fahrzeug einzeln oder aggregiert.

Beitrag zur ESG-Berichterstattung und Lieferkettenregulierung

Im Zuge der ESG-Berichtspflichten (Environmental, Social and Governance) sowie der EU-Lieferkettenrichtlinie stehen viele Unternehmen vor der Aufgabe, nachhaltige Maßnahmen nicht nur umzusetzen, sondern auch belastbar zu dokumentieren. Der Digital Fuel Twin liefert hier einen direkten Mehrwert. Durch die Rückverfolgbarkeit des eingesetzten Kraftstoffs bis zur Quelle – inklusive CO₂-Bewertung – wird eine belastbare Datenbasis für Nachhaltigkeitsberichte geschaffen. Auch in Ausschreibungsverfahren, bei denen Umweltkennzahlen eine Rolle spielen, kann die digitale Nachweiskette zu einem klaren Wettbewerbsvorteil führen.

Neben der klassischen Logistikbranche ist die Lösung auch für kommunale Fuhrparks von Interesse. Müllfahrzeuge, Straßenreiniger, Busse und andere Nutzfahrzeuge in Städten stehen zunehmend unter Druck, Emissionen zu reduzieren – während gleichzeitig Budgets und technische Machbarkeit begrenzt sind. Der Digital Fuel Twin ermöglicht es, auch Bestandsfahrzeuge durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe klimafreundlicher zu betreiben und diesen Wandel präzise zu dokumentieren. Für öffentliche Auftraggeber kann dies ein Baustein sein, um ambitionierte Klimaziele zu erreichen, ohne auf vollelektrische Neufahrzeuge angewiesen zu sein.


Fazit

Mit dem Digital Fuel Twin bietet Bosch eine digitale Brückenlösung zwischen klassischem Antrieb und CO₂-neutralem Betrieb. Unternehmen erhalten erstmals die Möglichkeit, regenerative Kraftstoffe rechts- und auditsicher zu dokumentieren – und damit ihre Nachhaltigkeitsziele mit konkreten Zahlen zu belegen. Der Großhandel und Werkstätten könnten davon ebenfalls profitieren: durch zusätzliche Nachrüstoptionen, Beratungskompetenz und eine stärkere Einbindung in eine klimafreundliche Kraftstoffversorgung. Quelle: Bosch

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