Jedes Jahr ereignen sich auf deutschen Straßen tausende Unfälle, weil rote Ampeln überfahren werden. Laut Kraftfahrtbundesamt gab es 2023 deutschlandweit über 327.000 registrierte Rotlichtverstöße, die in vielen Fällen zu Verletzungen oder sogar Todesfällen führten. Vor diesem Hintergrund hat der ADAC das Verhalten von Verkehrsteilnehmern in München untersucht. Dabei zeigte sich, dass E-Scooter-Fahrer besonders häufig das Rotlicht missachten. Eine KI-gestützte Analyse an mehreren Kreuzungen ergab, dass sie anteilig am häufigsten gegen die Ampelregelung verstießen.
Analyse der Verstöße: E-Scooter-Fahrer an der Spitze
Während des Beobachtungszeitraums wurden insgesamt 12.861 Verkehrsteilnehmer erfasst, von denen 597 eine rote Ampel überquerten. Besonders auffällig war die Gruppe der E-Scooter-Fahrer: Von 86 gezählten Personen fuhren 13 trotz roter Ampel weiter, was einer Quote von über 15 Prozent entspricht.
Die Verteilung der Verstöße auf andere Gruppen:
- Radfahrer: 13 Prozent (345 Verstöße bei 2.590 Radfahrern)
- Fußgänger: 5 Prozent (76 Verstöße bei 1.495 Fußgängern)
- Kraftfahrzeugführer: 2 Prozent (163 Verstöße bei 8.690 Kraftfahrern)
Diese Zahlen verdeutlichen, dass E-Scooter-Fahrer im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern besonders häufig das Rotlicht ignorieren. Da sie jedoch oft auf Radwegen oder in gemischten Verkehrsbereichen unterwegs sind, bleibt die Ahndung von Verstößen bislang uneinheitlich.
Welche Strafen drohen bei einem Rotlichtverstoß?
Je nach Fahrzeugklasse unterscheiden sich die Sanktionen für das Überfahren einer roten Ampel erheblich. Besonders Kraftfahrzeugführer müssen mit hohen Bußgeldern und Fahrverboten rechnen.
Kraftfahrzeuge (Pkw, Lkw, Motorrad):
- Einfacher Rotlichtverstoß: 90 Euro, 1 Punkt
- Qualifizierter Rotlichtverstoß (Ampel länger als 1 Sekunde rot): 200 Euro, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
Fahrräder & E-Scooter:
- Einfacher Rotlichtverstoß: 60 Euro, 1 Punkt
- Qualifizierter Rotlichtverstoß: 100 Euro, 1 Punkt
Fußgänger:
- Missachtung der roten Ampel: 5 Euro Bußgeld
Nach Berechnungen des ADAC hätten die in der Studie beobachteten Verstöße zu insgesamt 54.270 Euro an Bußgeldern, 559 Punkten im Fahreignungsregister und 38 einmonatigen Fahrverboten geführt – wäre jeder Vorfall geahndet worden.
ADAC fordert konsequentere Ampelkontrollen
Alexander Kreipl, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern, betont, dass Rotlichtverstöße ein erhebliches Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr darstellen. Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Gefahr und missachten rote Ampeln, ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein. Selbst vermeintlich geringfügige Verstöße können schwerwiegende Unfälle zur Folge haben, insbesondere an stark frequentierten Kreuzungen.
Er fordert eine stärkere Überwachung von Ampelanlagen und konsequentere Ahndung von Verstößen. Besonders in Städten sei es notwendig, das Bewusstsein für die Gefahren von Rotlichtverstößen zu schärfen. Zudem appelliert der ADAC an alle Verkehrsteilnehmer, als Vorbilder zu agieren – vor allem gegenüber Kindern, die sich Verhaltensweisen von Erwachsenen abschauen.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Für die Analyse setzte der ADAC ein KI-gestütztes Kamerasystem ein, das an vier ausgewählten Kreuzungen in München installiert wurde. Dieses erfasste die Verkehrsteilnehmer anonym und wertete aus, wie häufig rote Ampeln überquert wurden. Dabei wurden unterschiedliche Szenarien erfasst:
- Fahrzeuge, die nach der Haltelinie stoppten, aber trotzdem weiterfuhren
- Fußgänger, die bei Rot über die Straße gingen
- Frühstarter, die vor dem Umschalten der Ampel losfuhren
Die Aufzeichnungen erfolgten an einem Werktag im Oktober 2024, jeweils über vier Stunden hinweg. Datenschutzrechtliche Vorgaben wurden eingehalten, indem keine personenbezogenen Daten gespeichert oder weiterverarbeitet wurden.
Rotlichtverstöße im Kontext der Verkehrssicherheit
Das Überfahren einer roten Ampel gehört zu den häufigsten Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr und stellt eine erhebliche Gefahr für alle Beteiligten dar. Besonders in urbanen Gebieten mit dichtem Verkehr und vielen ungeschützten Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern und Fußgängern kann eine Missachtung der Ampelregelungen schnell zu schweren Unfällen führen. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 bei Unfällen im Zusammenhang mit Rotlichtverstößen rund 10.000 Menschen verletzt oder getötet. Insbesondere Kreuzungsbereiche sind kritische Punkte, an denen Missachtungen von Lichtzeichen zu gefährlichen Konfliktsituationen führen können. Die hohe Anzahl an Rotlichtverstößen zeigt, dass es dringend notwendig ist, Verkehrsteilnehmer besser zu sensibilisieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Fazit
Die Ergebnisse der ADAC-Studie zeigen, dass Rotlichtverstöße nicht nur ein Problem von Autofahrern sind, sondern auch verstärkt bei E-Scooter- und Radfahrern auftreten. Vorwiegend die hohe Verstoßquote der E-Scooter-Fahrer ist besorgniserregend. Die Untersuchung verdeutlicht, dass verstärkte Kontrollen notwendig sind, um das Bewusstsein für die Gefahren von Rotlichtverstößen zu schärfen und die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern. Quelle: ADAC