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DEKRA stellt Verkehrssicherheitsreport 2023 vor

Veröffentlicht am 05.07.2023

In ihrem Verkehrssicherheitsreport 2023 mit dem Titel „Technik und Mensch“ beleuchtet DEKRA die aktuellen Entwicklungen. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung des Straßenverkehrs steht die Gesellschaft an einem Wendepunkt, der als eine der größten Revolutionen in der Mobilität seit der Erfindung des Automobils betrachtet werden kann. Immer mehr Aufgaben werden von Software und Elektronik übernommen, wodurch das Fahrzeug zu einer hochmodernen Maschine wird. Die Erwartungen an die technologische Entwicklung im Bereich der Sicherheit sind enorm, doch gleichzeitig werden auch Bedenken hinsichtlich potenzieller neuer Risiken geäußert.


„Es ist wichtig, das gesamte Mobilitätssystem im Auge zu behalten, ebenso wie die wechselseitige Wirkungsdynamik. Die Rolle des Fahrers wird sich wandeln, und mit ihr das Gesamtsystem der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Fahrzeug“

, betonte Jann Fehlauer, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH, bei der Vorstellung des DEKRA Verkehrssicherheitsreports 2023 „Technik und Mensch“ in Berlin.

Im Bericht der DEKRA werden verschiedene Herausforderungen analysiert

Der 16. Bericht dieser Art analysiert verschiedene Herausforderungen aus den Perspektiven der Unfallforschung, Verkehrspsychologie, Fahrzeugtechnik, Infrastrukturgestaltung und Gesetzgebung. Die Liste der häufigen Ursachen von Verkehrsunfällen, wie Ablenkung, Übermüdung und Überforderung, könnte endlos fortgesetzt werden. Doch sie lässt sich auch auf einen Faktor zusammenfassen: den Menschen. Laut polizeilichen Verkehrsunfallanzeigen sind fast alle Verkehrsunfälle auf menschliches (Fehl-)Verhalten zurückzuführen. Mängel in der Infrastruktur oder Technik werden nur selten als ursächlich oder mitursächlich genannt. Deshalb betrachten viele die Übertragung möglichst aller Fahraufgaben auf die Fahrzeuge als das beste Mittel zur Unfallverhütung.

„Moderne Assistenzsysteme sind die Grundlage für die zunehmende Automatisierung des Straßenverkehrs und können viele Unfälle verhindern oder zumindest die Unfallfolgen minimieren. Gleichzeitig können automatisierte Fahrfunktionen auch neue Problemfelder mit sich bringen“

, so Fehlauer.

Es gibt noch viel zu tun, um das Ziel einer sicheren Straßenverkehrsumgebung, in der es möglichst keine Todesopfer und Schwerverletzten bei Unfällen gibt, zu erreichen, wie es die „Vision Zero“ vorsieht, der viele Länder bis 2050 folgen. Ein Blick auf die Entwicklung in der EU verdeutlicht dies. Laut Fehlauer sank die Zahl der Verkehrstoten hier zwischen 2001 und 2020 um fast 63,5 Prozent von 51.400 auf 18.800.

Allerdings stagnieren die Zahlen seit etwa 2012, und der historische Tiefstand im Jahr 2020 ist hauptsächlich auf die Einflüsse der Pandemie zurückzuführen. Seitdem steigen die Zahlen wieder an, auf 19.900 im Jahr 2021 und 22.600 im Jahr 2022. Dadurch schrumpft der prozentuale Rückgang gegenüber 2001 auf nur noch 56 Prozent. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt die geschätzte Zahl der jährlichen Verkehrstoten weltweit derzeit bei rund 1,3 Millionen.

„Game-Changer“ für die Mobilität – aber sicher

Nach Ansicht von Kristian Schmidt, dem europäischen Koordinator für Straßenverkehrssicherheit, haben automatisierte Fahrsysteme das Potenzial, die Mobilität sicherer und zugänglicher zu machen und werden als „Game-Changer“ angesehen.

„Vernetztes und automatisiertes Fahren hat ein großes Potenzial, die Mobilität sicherer und zugänglicher zu machen“

, schreibt Schmidt im DEKRA Verkehrssicherheitsreport.

Jedoch ergeben sich laut seiner Einschätzung auch neue Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit vor Cyberangriffen sowie den sicheren Betrieb von hochautomatisierten Fahrzeugen im Straßenverkehr mit anderen Verkehrsteilnehmern.

„Wir müssen sicherstellen, dass automatisierte Fahrzeuge sicher sind, bevor wir sie auf Europas Straßen fahren lassen. Wenn die Typgenehmigung hier scheitert, kann die gesamte Technologie in Misskredit geraten“

, schreibt Schmidt.

Antonio Avenoso, der Geschäftsführer des europäischen Verkehrssicherheitsrats (ETSC), unterstützt in seiner Stellungnahme die Einführung einer EU-weiten Meldepflicht für Unfälle, an denen assistierte und automatisierte Fahrsysteme beteiligt sind. Er plädiert auch für die Einrichtung einer zentralen Behörde, die die gesammelten Daten erfasst, detaillierte Unfalluntersuchungen überwacht und die sichere Einführung neuer Technologien überwacht.

„Falls Computercodes oder Sensoren ein Problem verursachen, das zu einem Unfall beigetragen hat, müssen wir das wissen, damit wir zukünftige Probleme vermeiden können“

, so Avenoso.

Assistenzsysteme dürfen nicht ablenken oder überfordern

Wie von DEKRA-Experte Fehlauer in Berlin erklärt wurde, ist es von entscheidender Bedeutung, sicherzustellen, dass trotz aller sinnvollen technischen Innovationen der Fahrer nicht abgelenkt oder überfordert wird.

„Grundvoraussetzung für den Einsatz von Assistenzsystemen ist, dass sie für alle Nutzer leicht verständlich sind“.

Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Bedienung neuer Technologien nicht zu neuen Risiken oder Gefahren führt und damit die bisher erzielten Erfolge in der Verkehrssicherheit gefährdet. Untersuchungen, die exklusiv für den Verkehrssicherheitsreport von DEKRA durchgeführt wurden, belegen diese potenzielle Gefahr. Eine Studie mit Probanden untersuchte verschiedene Bedienkonzepte im Fahrzeug, und es wurde eine Umfrage von forsa durchgeführt. Die Ergebnisse werden im Bericht detailliert vorgestellt.

In Fahrversuchen auf dem Gelände des DEKRA Technology Centers am Lausitzring in Brandenburg wurde auch untersucht, welche Auswirkungen sogenannte Sensor-Dejustagen auf die Verkehrssicherheit haben können. Die DEKRA-Experten zeigten zudem in weiteren Fahrversuchen, dass nicht alle Hersteller das volle technische Potenzial von Notbremsassistenten in LKWs ausschöpfen und dass bestimmte Systeme durch das Verhalten des Fahrers ungewollt beeinträchtigt werden können.

DEKRA-Experte: Verantwortung bleibt beim Menschen

Unabhängig davon, welche Assistenzsysteme in einem Fahrzeug vorhanden sind, liegt die Verantwortung nach wie vor beim Fahrer. Es ist daher unerlässlich, dass die Fahrer jederzeit ihre volle Aufmerksamkeit dem Straßenverkehr widmen und bei Bedarf eingreifen oder die Systeme übersteuern.

„Gerade sehr gut und zuverlässig funktionierende Systeme, insbesondere etwa in den Bereichen Abstandsregelung und Spurhalten verleiten aber viele Verkehrsteilnehmer dazu, sich auch anderen Aufgaben als dem Fahren zuzuwenden“

, gab Jann Fehlauer in Berlin zu bedenken.

Bereits mehrere schwerwiegende Unfälle haben gezeigt, dass solche Fehleinschätzungen bezüglich der Systemauslegung zu Problemen führen können. Solche Systeme können auch kritisch werden, wenn der Fahrer gesundheitliche Probleme hat, die nicht erkannt werden. Mit zunehmender Automatisierung geht zudem die alltägliche Fahrerfahrung zurück.

„Sie ist aber gerade in den kritischen Fahrsituationen unabdingbar, in denen ein automatisiertes System wieder an den Fahrer übergibt“

, so Fehlauer.

Eine zufriedenstellende Lösung für diese Herausforderung existiert derzeit noch nicht. Trotz aller technischen Fortschritte im Bereich Kraftfahrzeuge betont der Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH, dass die Akzeptanz und Einhaltung der entsprechenden Verkehrsregeln für jede Art der Verkehrsteilnahme von grundlegender Bedeutung für die Sicherheit sind. Zu jeder Zeit erfordert die Teilnahme am Straßenverkehr ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme.


„Bis auf Weiteres ist und bleibt es der Mensch, der durch sein Verhalten den wesentlichen Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr leistet“.

Der DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2023 „Technik und Mensch“ kann auf der Website www.dekra-roadsafety.com heruntergeladen werden. Dort sind auch alle früheren Reports verfügbar, die zusätzliche Inhalte wie Videos oder interaktive Grafiken enthalten. Quelle: DEKRA

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