Automatikgetriebe haben ihren festen Platz im Fahrzeugmarkt, doch der Service bleibt vielerorts ein vernachlässigtes Geschäftsfeld. Die von MEYLE und Innofact im August 2025 durchgeführte internationale Befragung zeigt, dass das theoretische Wissen vorhanden ist, die praktische Umsetzung jedoch deutlich hinterherhinkt. Dabei eröffnet gerade die zunehmende Verbreitung automatischer Getriebe erhebliche Umsatzchancen für freie Werkstätten.
Diskrepanz zwischen Wissen und Umsetzung
Die Studie unter 350 Werkstätten in sechs Ländern – darunter Deutschland, Spanien, Frankreich, Polen, Schweden und die USA – zeigt ein deutliches Muster: In Deutschland wissen 79 Prozent der Betriebe um die Wartungsnotwendigkeit, aber nur jede vierte Werkstatt führt den Automatikgetriebe-Service regelmäßig durch. Das bestätigt ein übergreifendes Problem im europäischen und internationalen Aftermarket: Bewusstsein ist vorhanden, doch strukturelle Barrieren verhindern den konsequenten Service.
Zu den größten Hürden zählen fehlende technische Informationen (76 %), mangelnde Schulungen der Mitarbeiter (74 %) sowie eine unzureichende Aufklärung der Kunden (73 %). Hinzu kommen Probleme bei der Teileverfügbarkeit, die von 75 Prozent der Befragten genannt wurden.
Fehlende Kundenaufklärung bremst Nachfrage
Ein zentrales Problem liegt in der Kommunikation mit dem Endkunden. Während 57 Prozent der Werkstätten Automatikgetriebe-Wartungen empfehlen, fragen lediglich 33 Prozent der Autofahrer diese Leistung aktiv nach. Der Mythos der „Lifetime-Füllung“ des Getriebeöls hält sich hartnäckig und führt dazu, dass viele Fahrzeughalter Wartungsintervalle ignorieren.
Patrick Stüdemann, Head of Technical Training bei MEYLE, weist darauf hin, dass das theoretische Wissen in den Werkstätten weitgehend vorhanden ist, die praktische Umsetzung jedoch deutlich hinter den Möglichkeiten zurückbleibt. Die bestehende Lücke zwischen Kompetenz und Geschäftsrealität führt im Alltag zu spürbaren Umsatzverlusten.
Die Ergebnisse anderer Länder zeichnen ein ähnliches Bild. In Frankreich kennen 75 Prozent der freien Werkstätten die Bedeutung des ATF-Services, aber nur 28 Prozent führen ihn regelmäßig durch. In Polen liegt das Verhältnis bei 63 zu 23 Prozent. Damit zeigt sich international ein deutliches Missverhältnis zwischen Bewusstsein und tatsächlicher Servicepraxis – unabhängig von Marktgröße oder Werkstattstruktur.
Laut dem „Automotive Automatic Transmission Global Market Report 2025“ wächst der weltweite Markt für Automatikgetriebe jährlich um 6,9 Prozent. Für freie Werkstätten eröffnet sich somit ein wachsendes Potenzial, das derzeit nur unzureichend genutzt wird.
MEYLE und ATR reagieren mit praxisorientierter Initiative
Um die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu schließen, hat MEYLE gemeinsam mit der ATR-Gruppe eine systematische Aufklärungsoffensive gestartet. Ziel ist es, Werkstätten technisch, organisatorisch und kommunikativ zu unterstützen. Der zweistufige Ansatz kombiniert praxisnahe Schulungen und Trainings mit gezielter Verbraucherinformation.
Das MEYLE-Trainingsmobil besucht Werkstätten deutschlandweit und vermittelt technisches Wissen direkt vor Ort. Ergänzend dazu stehen Webinare, Schulungsmaterialien und Videotutorials bereit. Parallel erleichtern die MEYLE ATF-Ölwechselkits die tägliche Arbeit in der Werkstatt, da sie alle notwendigen Komponenten für einen vollständigen Getriebeölwechsel enthalten – inklusive Dichtungen, Filtern und Montagematerial.
Die vollständige Marktoffensive startet im Januar 2026. Bereits jetzt können Werkstätten über die MEYLE-Website an Schulungen teilnehmen und sich auf die steigende Nachfrage im Bereich Automatikgetriebe-Service vorbereiten.
Technische Komplexität moderner Automatikgetriebe
Mit dem technologischen Fortschritt steigen auch die Anforderungen an den Service. Moderne Automatikgetriebe sind komplexe Systeme mit fein abgestimmten hydraulischen, elektronischen und mechanischen Komponenten. Selbst kleinste Verunreinigungen im Getriebeöl können Fehlfunktionen oder Schaltprobleme verursachen. Ein professioneller ATF-Ölwechsel entfernt nicht nur Ablagerungen, sondern sorgt auch für eine gleichbleibende Schmierleistung und optimierte Schaltqualität. Fachgerechte Wartung erhöht die Lebensdauer der Getriebekomponenten erheblich und reduziert das Risiko kostspieliger Reparaturen. Für Werkstätten bietet dieser Service daher nicht nur Ertrag, sondern auch Kundenzufriedenheit durch nachweislich bessere Fahrzeugperformance.
Der Automatikgetriebe-Service entwickelt sich zunehmend zu einem wirtschaftlich relevanten Segment im Aftermarket. Die Kombination aus steigender Fahrzeugdichte mit Automatikgetrieben und wachsender Serviceerwartung eröffnet stabile Umsatzerlöse. Werkstätten, die sich frühzeitig spezialisieren, profitieren von einem Wettbewerbsvorteil. Mit standardisierten ATF-Serviceprozessen lässt sich der Zeitaufwand reduzieren, während die erzielbaren Margen im Vergleich zu klassischen Ölwechseln deutlich höher liegen. Darüber hinaus stärkt ein umfassendes Serviceangebot die Kundenbindung und positioniert den Betrieb als kompetenten Ansprechpartner für komplexe Wartungsthemen.
Fazit
Die Ergebnisse der internationalen Studie zeigen deutlich, dass beim Automatikgetriebe-Service im freien Werkstattmarkt erhebliches Potenzial ungenutzt bleibt. Fehlende Informationen, mangelnde Schulung und unzureichende Kundenkommunikation bremsen ein wachsendes Geschäftsfeld aus. Mit der gemeinsamen Initiative von MEYLE und der ATR-Gruppe wird ein praxisorientierter Ansatz geschaffen, der Wissen, Werkzeuge und Marktkommunikation verbindet. So können freie Werkstätten den steigenden Bedarf künftig gezielt nutzen und ihre Servicekompetenz im Bereich Automatikgetriebe nachhaltig stärken. Quelle: MEYLE


