Qualität ist kein neues Thema, aber eines mit wachsender Relevanz – gerade in freien Werkstätten. Auf dem Branchentreffen diskutierten Systemgeber, Teilehersteller und Werkstattbetreiber über Qualität im täglichen Betrieb. Dabei ging es um mehr als nur das Produkt: Prozesse, Schulung, Lieferfähigkeit und transparente Kommunikation wurden als Schlüsselfaktoren benannt. Eine zentrale Rolle spielten auch Independent Aftermarket Teile und ihre Bedeutung als wirtschaftliche Alternative zum Originalteil. Dies wurde im Rahmen einer Diskussionsrunde auf der Messe MSX der Einkaufskooperation Carat beleuchtet.
Qualität beginnt bei der Auswahl des Ersatzteils im Aftermarket
Die Diskussion um OE versus IAM ist ein Klassiker im freien Werkstattumfeld – und aktueller denn je. Freie Werkstätten stehen zunehmend unter Zeit- und Kostendruck. Da wird die Wahl des richtigen Ersatzteils zur strategischen Entscheidung. Viele Werkstätten greifen auf IAM-Produkte zurück, oft aus wirtschaftlichen Gründen. Doch es zeigt sich: Nicht immer ist die Wahl eindeutig. Gerade bei elektronischen Komponenten stoßen viele freie Betriebe an Grenzen, wenn OE-Fahrzeughersteller durch fehlende Datenfreigabe die Nachrüstung erschweren.
Thomas Fischer von der Initiative Qualität ist Mehrwert bringt es auf den Punkt: Die klare Abgrenzung zwischen OE- und IAM-Teilen greift oft zu kurz. Viele IAM-Teile stammen von denselben Herstellern, die auch OE-Teile ans Band liefern. Die Kennzeichnung mag unterschiedlich sein, die Fertigung ist es nicht zwingend. Entscheidend ist, dass Werkstätten ihre Bezugsquellen kennen und auf bewährte Marken setzen.
Schulung, Information und Support als Grundpfeiler
Neben dem Teil selbst ist das Wissen darüber essenziell. Ein fehlerfrei produziertes Teil nützt wenig, wenn es falsch verbaut wird. Das bestätigten alle Diskussionsteilnehmer – ob aus Werkstatt oder Industrie. Schulung ist daher kein „Nice-to-have“, sondern eine Notwendigkeit. Gerade bei komplexen Baugruppen wie Steuergeräten oder Nox-Sensoren reicht es nicht, das Teil zu bestellen und einzubauen. Ohne Einbauhinweise, Support und Diagnosemöglichkeiten bleibt das Risiko hoch.
Gates etwa investiert intensiv in Schulung und Trainings, sowohl digital als auch vor Ort. Auch Carat als Systemzentrale spielt hier eine tragende Rolle: Über Partnertrainings, Qualitätskontrollen und enge Zusammenarbeit mit Lieferanten wird Werkstätten der Rücken gestärkt. Wichtig sei dabei, so Christian Gabler (Carat), dass Informationen nicht nur verfügbar sind, sondern auch praxisnah und schnell auffindbar. QR-Codes auf Verpackungen, digitale Einbauanleitungen und Hotlines sind Beispiele dafür, wie moderne Unterstützung heute aussieht.
Verpackung, Prüfprozesse und Vertrauen im Automotive Aftermarket
Ein zentraler Punkt: Qualität muss erkennbar sein. Werkstätten wünschen sich neben der technischen Qualität auch eine sichtbare Aufbereitung – von der Verpackung über den Beipackzettel bis hin zur digitalen Unterstützung. QR-Codes werden inzwischen von vielen jüngeren Mitarbeitenden bevorzugt genutzt. Doch auch klassische Hinweise auf dem Beipackzettel behalten ihre Berechtigung – insbesondere bei sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Bremsen.
Markus Hener (Gates) betont, dass es zwischen OE-Teilen und Aftermarket-Produkten aus seiner Sicht keinen Qualitätsunterschied gibt – zumindest, wenn es sich um identische Fertigungsprozesse handelt. Vielmehr sei entscheidend, dass bekannte Markenhersteller auch im IAM-Bereich Standards setzen. Der Fokus müsse auf Rückverfolgbarkeit, Produktsicherheit und Transparenz liegen. Dazu gehört auch die ehrliche Kommunikation über Fehler. Denn: „Perfekt ist niemand – auch nicht in der OE-Lieferkette“, so Hener.
Qualitätsstrategie als Teil der Werkstattkultur
Qualität endet nicht mit dem Teil. Das zeigte sich besonders deutlich im zweiten Teil der Diskussion. Von der Terminvergabe über den Einkauf bis zur Fahrzeugübergabe muss der Qualitätsgedanke mitgedacht werden. Werkstattinhaber wie Alexander Dehnen oder Gunnar Rode betonen, dass der gesamte Prozess stimmig sein muss – vom ersten Kundenkontakt bis zur Nachbetreuung. Kommunikation mit dem Kunden und innerhalb des Teams sei dabei entscheidend.
Eine gelebte Qualitätsstrategie stärkt nicht nur das Vertrauen der Kunden, sondern kann auch ein Argument im Wettbewerb um Fachkräfte sein. Wer modern ausgestattet ist, klare Prozesse lebt und Schulung ermöglicht, schafft ein attraktives Arbeitsumfeld. Gerade junge Fachkräfte erwarten heute moderne Werkstätten mit digitaler Unterstützung und professionellem Umfeld – nicht mehr die klassische Hinterhofwerkstatt.
Aftermarket Qualität ist auch eine Frage der Haltung
Ein Begriff fiel in der Diskussion mehrfach: Tun. Qualität ist kein einmaliges Ziel, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es geht darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen – beim Teilekauf, bei der Schulung, im Kundengespräch. Es geht aber auch darum, offen mit Fehlern umzugehen, sich weiterzuentwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
Qualität ist Mehrwert unterstützt Werkstätten dabei, diesen Weg zu gehen – mit Informationen, Schulungen, Netzwerkarbeit und strategischer Unterstützung. Und letztlich geht es genau darum: Die freie Werkstatt fit für die Zukunft zu machen. Nicht nur im Wettbewerb mit Autohäusern, sondern auch mit Blick auf Effizienz, Kundenbindung und wirtschaftlichen Erfolg.
Qualität ist Teamarbeit im Aftermarket
Die Diskussion auf dem Werkstatt-Stammtisch zeigte deutlich: Qualität entsteht im Zusammenspiel vieler Faktoren. Gute Teile sind nur ein Baustein. Schulung, Vertrauen in Lieferanten, klare Prozesse und moderne Kommunikation sind genauso wichtig. Wer langfristig erfolgreich sein will, braucht eine gelebte Qualitätsstrategie – im Betrieb, beim Einkauf und gegenüber dem Kunden.
Langfristig zahlt sich das aus: Durch zufriedene Kunden, weniger Reklamationen, stärkere Mitarbeiterbindung und eine bessere Position im Wettbewerb. Qualität ist kein Trend, sondern eine Investition in die Zukunft der freien Werkstatt. Q: Carat / MSX / AMtalk
FAQ
Wie erkenne ich hochwertige IAM Aftermarket Ersatzteile?
Hochwertige IAM-Teile erkennt man an bekannten Marken, sauberer Verpackung, Prüfkennzeichen und unterstützenden Informationen wie QR-Codes oder Einbauhinweisen. Auch der Bezug über einen etablierten Großhändler ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Warum sind Schulungen in der Werkstatt so wichtig?
Schulungen sichern den fachgerechten Einbau komplexer Komponenten und reduzieren Fehlerquoten. Gerade bei neuen Technologien oder sensiblen Teilen wie Steuergeräten ist aktuelles Wissen entscheidend für Qualität und Kundenzufriedenheit.
Wann ist der Einsatz von OE-Teilen notwendig?
OE-Teile sind besonders bei sensiblen elektronischen Bauteilen erforderlich, wenn IAM-Teile nicht vollständig ansteuerbar sind. Auch bei fehlender Datenfreigabe greifen Werkstätten häufig auf OE zurück – allerdings zu höheren Kosten.
Welche Rolle spielt Kommunikation für die Werkstattqualität?
Kommunikation ist entscheidend – intern im Team und extern mit dem Kunden. Klare Absprachen, transparente Preisgestaltung und Nachbetreuung erhöhen die Kundenzufriedenheit und sorgen für langfristige Bindung an die Werkstatt.

