Trotz intensiver Fördermaßnahmen bleibt der Hochlauf der Elektromobilität im Privatkundenmarkt verhalten. Das DAT-Barometer September 2025 legt offen, dass Pkw-Halter bei Neuanschaffungen weiterhin auf bewährte Antriebe setzen. Besonders für Werkstätten und den Teilegroßhandel liefert der Bericht wertvolle Hinweise, wie sich der Fahrzeugbestand in den kommenden Jahren entwickeln dürfte und welche Bedeutung klassische Service- und Ersatzteilsegmente behalten.
Verbrenner bleibt meist erste Wahl
Laut DAT-Barometer würden sich 40 % der Pkw-Halter bei einem Neukauf für einen Benziner entscheiden, 17 % favorisieren einen Diesel. Nur 16 % halten ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) für wahrscheinlich. Der Anteil der Plug-in-Hybride liegt mit 19 % leicht darüber. Damit bleibt der Markt weiterhin stark von Verbrennungsmotoren geprägt.
Für den Kfz-Aftermarket bedeutet das Stabilität im Servicegeschäft: Wartung, Ölwechsel, Abgasuntersuchung und klassische Verschleißteile behalten ihre Relevanz. Auch bei Ersatzteilgroßhändlern wird die Nachfrage nach Komponenten für Verbrenner auf absehbare Zeit hoch bleiben. Dass 57 % der Befragten beim Kauf eines Verbrenners kein schlechtes Gewissen empfinden, unterstreicht die anhaltende Akzeptanz dieser Antriebsform.
Nur gut ein Drittel der Pkw-Halter hat bisher selbst ein Elektroauto gefahren. Fehlende eigene Erfahrung und Unsicherheiten bei Themen wie Akkuverwertung oder Reichweite hemmen den Umstieg. 69 % sehen die Entsorgung von Batterien kritisch, 35 % würden ein BEV nur als Zweit- oder Drittwagen anschaffen.
Für Werkstätten ergibt sich daraus ein gespaltenes Bild: Zwar steigt die Zahl der E-Fahrzeuge im Bestand, doch viele Halter planen sie nicht als Hauptfahrzeug ein. Damit konzentriert sich die Wartung zunächst auf ein kleineres Segment, das meist von markengebundenen Betrieben betreut wird. Freie Werkstätten können sich frühzeitig mit Hochvoltqualifikation und Spezialwerkzeug positionieren, um künftige Marktanteile zu sichern.
Werkstattgeschäft mit E-Fahrzeugen: Potenzial und Herausforderung
Ein Drittel der Pkw-Halter erwartet, dass BEV seltener in die Werkstatt kommen, 27 % rechnen mit kürzeren Aufenthalten. Über die Hälfte glaubt, dass nur spezialisierte Werkstätten Reparaturen durchführen können. Diese Wahrnehmung zeigt, wie wichtig Vertrauen und Kommunikation im Servicegeschäft sind.
Erfahrene E-Fahrer schätzen die Werkstattaufenthalte realistischer ein, erkennen aber ebenfalls die Notwendigkeit von Fachwissen und Sicherheitsstandards. Für Werkstätten bedeutet das: Schulung, Zertifizierung und Investitionen in Ladeinfrastruktur sind nicht optional, sondern Voraussetzung für langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Auf der Teilehandelsebene verschiebt sich der Fokus sukzessive. Verschleißarme BEV-Bauteile reduzieren zwar den klassischen Umsatz mit Bremsen, Filtern oder Auspuffsystemen, dafür steigt die Nachfrage nach Hochvoltkomponenten, Ladezubehör und Softwareunterstützung.
Privatleasing bleibt zurückhaltend
Nur 41 % der Pkw-Halter haben bisher Erfahrungen mit Leasing gesammelt. Entsprechend skeptisch ist die Haltung gegenüber Leasingangeboten, auch bei Elektrofahrzeugen. Während Leasing-Erfahrene eher bereit wären, ein BEV zu leasen, zögern Neueinsteiger. Für Händler und Werkstattbetriebe, die eigene Leasing- oder Wartungsmodelle anbieten, bedeutet das eine weiterhin begrenzte Kundengruppe. Dennoch kann langfristig eine steigende Leasingquote die Servicebindung erhöhen, etwa durch integrierte Wartungspakete.
Die Restwerte gebrauchter BEV liegen weiterhin unter der 50-Prozent-Marke des Neupreises. Dreijährige Elektro-Pkw mit durchschnittlicher Laufleistung erreichen aktuell 49,5 %, während Benziner bei 63,4 % und Diesel bei 61,7 % liegen. Für den Gebrauchtwagenhandel und Werkstätten bedeutet das: E-Fahrzeuge bleiben preissensibel, was sich in niedrigeren Teileumsätzen und zurückhaltenden Instandsetzungen niederschlagen kann. Erst mit stabileren Restwerten dürfte der Gebrauchtmarkt für BEV Fahrt aufnehmen.
Fazit
Das DAT-Barometer zeigt klar: Die Elektromobilität kommt bei privaten Pkw-Haltern nur zögerlich voran. Für Werkstätten und Teilehändler bleibt das Service- und Ersatzteilgeschäft mit Verbrennern über Jahre hinweg tragfähig. Gleichzeitig sollten Betriebe die Übergangsphase nutzen, um sich auf neue Anforderungen vorzubereiten – von Hochvolttechnik über Akkuprüfung bis zu Diagnosesoftware. Der Wandel verläuft langsamer, bietet aber die Chance, Wissen gezielt auszubauen und die eigene Position im Markt zu stärken. Quelle: DAT


